DEL 2:Zwischen Geniestreich und Gehirnfurz

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„Manchmal sind wir top, manchmal Flop“: Löwen-Trainer Kevin Gaudet mit Lubor Dibelka und Shawn Weller (v.l.). (Foto: Harry Wolfsbauer)

Die Tölzer Löwen gehen als Tabellenfünfte in die Länderspielpause. Das Team, das zuletzt zweimal in die Abstiegsrunde musste, hat einen großen Sprung gemacht.

Von Johannes Schnitzler, Bad Tölz/München

Ein Ballen der Faust, ein kurzes "Ja!", und wenn es mal ganz was Ausgefallenes sein soll, dann hebt er ein Knie an: Allzu exzentrisch bejubelt Marco Pfleger seine Tore nicht. Er hätte auch ganz schön damit zu tun: 17 Mal hat Pfleger an den ersten 17 Spieltagen der DEL 2 für die Tölzer Löwen getroffen. Der 28-Jährige führt damit die Torjägerliste der Liga an. Mit den zehn Toren, die er zudem vorbereitet hat, kommt er auf 27 Scorerpunkte - auch in dieser Statistik ist Pfleger (gemeinsam mit dem Weißwasseraner Mike Hammond) ligaweit führend.

Der ehemalige Nationalspieler, der nach fünf Jahren und 272 Spielen in der DEL vor der Saison nach Bad Tölz zurückgekehrt ist, hat die in ihn gesetzten Hoffnungen mehr als erfüllt. Man wolle Pfleger nicht unter Druck setzen, hatte Geschäftsführer Christian Donbeck zur Begrüßung gesagt: "Aber Marco weiß, dass wir ihn mit einer gewissen Erwartungshaltung empfangen." Pfleger nahm es zur Kenntnis und trifft und punktet seitdem mit beeindruckender Selbstverständlichkeit. Oder wie er selbst sagt: "Wenn ich eine Chance hab', hau' ich sie rein."

Am Sonntag beim 4:3 nach Verlängerung beim Meister in Ravensburg haute er mal wieder zwei rein, es war der zehnte Saisonsieg insgesamt und der fünfte nacheinander für die Löwen, die als Tabellenfünfte in die Länderspielpause gehen. Für das Team, das in den vergangenen zwei Jahren jeweils in die Abstiegsrunde musste, ein großer Sprung nach vorn. Für den ehrgeizigen Coach Kevin Gaudet nur ein kleiner Schritt auf dem Weg in die Playoffs. "Manchmal sind wir top, manchmal Flop", sagte Gaudet nach der Partie am Sonntagabend. Es war die Zwischenbilanz nach etwas mehr als einem Viertel der Saison.

Top: Neben Pfleger stehen in Lubor Dibelka (8 Tore, 22 Scorerpunkte) und Matt MacKenzie (5/22) zwei weitere Tölzer unter den besten Zehn der DEL-2-Scorerliste - Abwehrspieler MacKenzie ist damit offensiv die Nummer eins bei den Verteidigern. Auch Tyler McNeely, Max French, Shawn Weller und Johannes Sedlmayr sind für Geniestreiche gut, alle haben jeweils zweistellig gepunktet. Bis auf Dibelka und Sedlmayr sind alle neu, die Investitionen haben sich also rentiert. Mit 66 Treffern hat Tölz die drittmeisten Tore erzielt.

Flop: Die Leistungen schwanken zum Teil extrem von Drittel zu Drittel (Ravensburgs Trainer Tomek Valtonen sprach von "Hawaii-Hockey"), defensiv leisten sich die Löwen immer wieder gröbere Aussetzer. In Ravensburg verlor Max French die Scheibe leichtsinnig in der eigenen Zone, Folge war der 3:3-Ausgleich. Gaudet sprach hinterher von einem "Gehirnfurz". Solche Flatulenzen seiner Vorderleute und Fehler des nicht immer sicheren, aber von Gaudet oft gelobten Schlussmanns Sinisa Martinovic machen Tölz das Siegen schwerer als nötig. Elf von 17 Spielen endeten mit einem Tor Unterschied, sieben Mal mussten die Löwen in die Verlängerung. 60 Gegentreffer, 3,52 im Schnitt, sind bei Weitem die meisten unter den Top-6-Teams, die direkt für die Playoffs qualifiziert wären - nur drei Mannschaften haben mehr. Überhaupt: die Disziplin. Bei den Strafminuten liegt Tölz auf dem drittletzten Platz, French und Weller (der sich am Sonntag einen Faustkampf mit Ravensburgs Colin Pokorny lieferte) mussten längere Sperren absitzen. 25 Prozent Effektivität in Überzahl sind ein Topwert (Platz zwei), 72,8 Prozent in Unterzahl (Platz 13) eine Mahnung, sich am Riemen zu reißen. Für Kevin Gaudet sind Disziplinlosigkeiten schlicht ein Graus: "Ein Trainer will immer, dass seine Mannschaft 60 Minuten konzentriert spielt. Aber das ist in dieser Liga schwer zu bekommen", sagt der Kanadier. Dennoch wirkt er ganz zufrieden mit dem, was er gerade hat. Man muss es ja nicht übertreiben. Ein kurzes "Yes!" wäre aber schon in Ordnung.

© SZ vom 05.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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