Zukünftige Kreispolitik:Dachaus Bürgermeister im "Wir-Gefühl"

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Die Bürgermeister im Landkreis wollen sich gegen die Konkurrenz der Stadt München wappnen. Ein gemeinsames Konzept soll die 17 Gemeinden zukunftsfähig machen.

Wolfgang Eitler

Wenn München tatsächlich einen Kranz von Windrädern rund um das Stadtgebiet aufbauen will, kann der Landkreis Dachau nur bestehen, wenn er ein eigenes Energiekonzept in die Waagschale wirft. Dann debattiert der Landkreis nicht mehr nur über Bürger im Nordwesten, die gegen sechs geplante Windräder protestieren. Dann müssen Antworten für die Energiepolitik der gesamten Region gefunden werden.

Die 17 Landkreis-Bürgermeister wollen nicht nur im Kreistag diskutieren, sondern in dem Verein Dachau Agil eine Plattform für die künftige Regionalentwicklung schaffen. (Foto: Toni Heigl)

Wenn der Münchner Stadtteil Freiham bebaut sein wird, wird die Landeshauptstadt den Druck auf das Umland wegen neuer Wohn- und Gewerbegebiete erhöhen. Dann muss der Landkreis schon darlegen, wie seine Wirtschafts- und Wohnungspolitik als Münchens Partner und Konkurrent ausschaut.

Unter diesen Vorzeichen haben sich alle 17 Bürgermeister des Landkreises mit Vertretern der Kreispolitik am Wochenende getroffen, um ausloten, ob die Gemeinden dazu bereit sind. Gerhard Weber, Pressesprecher des Landratsamtes, teilte am Sonntag mit, "dass sich alle Teilnehmer einig sind, die Stärken und Interessen des Landkreises und der Gemeinden gemeinsam zu bündeln". Mit dem Ziel, "diese Interessen gemeinsam an die Landeshauptstadt München auf Augenhöhe heranzutragen und zu diskutieren".

Außerdem soll der Regionalentwicklungsverein Dachau Agil als Plattform dienen, der weitere Treffen und Workshops organisiert. Der Verein, in dem fast alle Kommunen Mitglied sind, stellte Zuschüsse der Europäischen Union für dieses langfristige Vorhaben in Aussicht.

Agil-Vorsitzender Heinz Eichinger, Bürgermeister in Vierkirchen, skizziert am Beispiel seiner Gemeinde, welche Konsequenzen eine solche Vorgehensweise haben könnte. "Wir in Vierkirchen müssen diskutieren, wie große das Gewerbegebiet noch werden kann." Wann also die Grenze erreicht ist, an der das Größenverhältnis von Ort und Industrieareal nicht mehr stimmig ist.

Eichinger kann sich eine gemeinsame Gewerbepolitik mit Weichs als seiner Ansicht nach idealen Partner vorstellen. Vorausgesetzt, die Nachbargemeinde weiß bis dahin, was sie will. Nach der Veranstaltung vom Wochenende im schwäbischen Thierhaupten bei Augsburg - dort befindet sich das bayerische Zentrum der Landentwicklung - sind Eichinger zufolge jetzt die Gemeinderäte gefordert, Zukunftsprogramme zu erarbeiten.

Im nächsten Schritt müssten landkreisweite Ziele formuliert werden. Eichinger empfiehlt, die Bürger sofort einzubeziehen. Damit hat das Thierhauptener Treffen die Erwartungen der Initiatoren, Dachau Agil und Landrat Hansjörg Christmann (CSU), erfüllt. In der Presseerklärung heißt es dazu: "Als Fazit lässt sich festhalten, dass alle in der Regional- und Landesplanung an einem Strang ziehen."

Unstrittig ist auch, dass mit Holger Magel der maßgebliche Moderator gefunden wurde, der den Landkreis auf diesem Weg begleiten wird. Magel ist einer der anerkanntesten europäischen Experte der Landentwicklung an der Technischen Universität München. Eichinger sagt: "Wir sind begeistert von ihm. Es ist uns gelungen, ein Wir-Gefühl zu entwickeln."

© SZ vom 21.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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