Wirtschaft:Dachau lässt MD-Gelände als Gewerbestandort prüfen

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Der Stadtrat folgt dem Wunsch der Bürgerwerkstatt , dabei hatte er die Industriebrache schon ausgeschlossen.

Von Petra Schafflik, Dachau

Die Suche nach neuen Gewerbeflächen in Dachau geht in die nächste Runde. Der Stadtrat hat aus einer Liste von 24 Vorschlägen sechs Standorte zur weiteren Prüfung benannt. Diese Entscheidung geht über das Votum der Dachauer hinaus, die sich in einer Bürgerbeteiligung ausschließlich auf das MD-Gelände geeinigt hatten. Genau um diese Fläche entbrannte im Plenum eine hitzige Debatte. Der Bürgerwille steht im Gegensatz zum Stadtratsbeschluss vom vorigen Jahr. Damals hatten CSU, Freie Wähler und BfD/FDP durchgesetzt, auf dem MD-Areal kein Gewerbe-, sondern ein Kerngebiet auszuweisen. Den Bürgern gehe es "wohl nicht um den Gebietstypus, vielmehr um Flächen für Arbeitsplätze und Gewerbesteuer-Einnahmen", versuchte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) zu vermitteln. Mit Erfolg: Eine deutliche Mehrheit im Rat folgte dem Bürgerwunsch, das MD-Gelände als Gewerbefläche zu untersuchen. Zur Prüfung freigegeben wurden fünf weitere Areale in Augustenfeld, Dachau-Süd und -Ost.

SZ-Karte; Quelle: Stadt Dachau (Foto: gf)

Gewerbegebiete werden benötigt, Firmen möchten erweitern. Auch braucht die Stadt mehr Gewerbesteuer, um die Kosten des Zuzugs zu finanzieren. Vor diesem Hintergrund befassten sich seit Oktober 27 Bürger intensiv mit Standorten, das MD-Gelände blieb als einziger Vorschlag übrig. Wie mit dieser Idee umgehen, die dem Stadtratsbeschluss vom vorigen Jahr widerspricht?

"Ablehnen, weil eine andere Beschlusslage vorliegt", sagte Rainer Rösch (ÜB). Das Bündnis für Dachau, das von jeher Gewerbe auf dem MD-Gelände wollte, wertet dagegen das Bürgervotum "als klaren Auftrag, Anteile des MD-Gebiets als Gewerbefläche auszuweisen", sagte Sabine Geißler. Doch Norbert Winter (Bürger für Dachau) stellt die Aussagekraft einer Bürgerwerkstatt, an der sich nur 27 Dachauer beteiligt haben, in Frage. "Es kann nicht sein, dass eine Minderheit gültige Stadtratsbeschlüsse zum Kippen bringt." Die Bürgerwerkstatt war vom Stadtrat offiziell eingerichtet worden.

Wird auf dem MD-Gelände doch noch Gewerbe möglich? Der Stadtrat überprüft die Option auf Wunsch von 27 Teilnehmern einer Bürgerwerkstatt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die CSU, die sich voriges Jahr erfolgreich gegen die Ausweisung von Gewerbe auf dem MD-Areal gewehrt hatte, meint, Bürgerwille und Stadtratsbeschluss müssten sich nicht widersprechen. Auch in einem Kerngebiet, wie es 2015 für das MD-Gelände festgelegt wurde, "sind Betriebe zulässig", so Florian Schiller (CSU). Vielleicht nicht Produktionshallen, "aber die Bürger wollen Büroarbeitsplätze." Peter Gampenrieder (ÜB) widersprach: "In einem Kerngebiet ist Gewerbe nicht möglich." Auch empfahl der ÜB-Stadtrat, den Fokus darauf zu legen, welche Betriebe willkommen seien. "Gewerbeflächen sind ein knappes Gut." Auch Oberbürgermeister Hartmann warnte, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen, als aus dem Gewerbegebiet Dachau-Ost ein Einkaufszentrum wurde. Für Gewerbe, "das man sich aussucht" wäre MD durchaus geeignet, betonte Kai Kühnel (Bündnis für Dachau).

MD-Areal kommt auf die Prüfliste für Gewerbegebiete

Da sich kein klares Meinungsbild zu MD abzeichnete, empfahl der Oberbürgermeister, dieses Areal auszuklammern. Das Gremium solle sich vor einer Entscheidung informieren lassen, welche Optionen ein Kerngebiet bietet, wo die Unterschiede zum Gewerbegebiet sind. Der Vorschlag fand keine Mehrheit. Der Rat folgte mit sieben Gegenstimmen dem Bürgerwillen: Das MD-Areal kommt auf die Prüfliste für Gewerbegebiete. Anders als die Bürger wollen die Stadträte weitere Flächen ansehen: in Augustenfeld Süd, am östlichen wie nord-östlichen Ortsrand, westlich und östlich der Gröbenrieder Straße. Die Flächen des ehemaligen Pappenwerks Schuster wurden auf Vorschlag von Bündnis-Stadträtin Sabine Geißler zurückgestellt, bis der Kreistag eine Entscheidung über das dort beantragte Landschaftsschutzgebiet getroffen hat. Alle potenziellen Gewerbestandorte wurden in der Bürgerbeteiligung ausführlich gecheckt - auf Basis von Kriterien des äußeren Planungsverbands. Für die ausgewählten Areale gilt es nun zu prüfen, ob und wie etwaige Hindernisse überwunden werden können, sagte auf SZ-Nachfrage Stadtbaurat Michael Simon.

© SZ vom 29.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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