Umweltschutz:"So schlimm war es noch nie"

Lesezeit: 2 min

Seit Jahren versucht die Stadt, die Zahl der Saatkrähen durch Vergrämungsmaßnahmen zu verringern. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die CSU übergibt rund 1000 Unterschriften zur Bekämpfung der Krähenplage im Landkreis an den Landtagsabgeordneten Alexander Flierl. Darin fordern die Unterzeichner andere Vergrämungsmaßnahmen. Flierl spricht sich für den Abschuss aus.

Von Gabriele Blaschko, Dachau

Wer auf den Ernst-Reuter-Platz in Dachau zugeht, hört sie ganz deutlich: die Saatkrähen. In Scharen sitzen sie auf Bäumen rund um den Platz. Auf Gehwegen, Straßen und Autos sind die Auswirkungen der vielen Krähen sichtbar, überall klebt Vogelkot. Einige Anwohner und Anwohnerinnen verzweifeln an dem Lärm und Dreck, den die Vögel mit sich bringen, wie Thekla Alsch. Sie sagt: "So schlimm war es noch nie." Mittlerweile werde sie an der Waschanlage abgewiesen, sagt sie, zu "aggressiv" sei die Verschmutzung durch die Vögel.

Seit Jahren versucht die Stadt, die Zahl der Saatkrähen durch Vergrämungsmaßnahmen zu verringern. Doch bislang sind die Möglichkeiten der Krähenbekämpfung sehr begrenzt. Nach EU-Recht sind die Vögel streng geschützt, daher sind der Stadt weitestgehend die Hände gebunden. Deshalb forderten der Dachauer CSU-Ortsverband und Anwohner am Dienstagnachmittag, dass neue Lösungen für die Krähenbekämpfung gefunden werden. Diese Forderung unterstützten im Vorhinein auch etwa 1000 Bürger aus der Stadt und dem Landkreis Dachau bei zwei Unterschriftenaktionen, so Ortsvorsitzender Tobias Stephan. Nun übergab die CSU die Unterschriften an ihren Parteikollegen und Landtagsabgeordneten Alexander Flierl. Er ist Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt- und Verbraucherschutz.

"Ganz massive Beeinträchtigung der Lebensqualität"

Landtagsabgeordneter Flierl ist für den Ortstermin aus München angereist. Er möchte sich vor Ort ein Bild von der Problematik machen, die laut Tobias Stephan für eine "ganz massive Beeinträchtigung der Lebensqualität" verantwortlich ist. Am Ernst-Reuter-Platz stellt Flierl fest: "Wirklich bedrückend." Der strenge Schutzstatus, den die Vögel nach EU-Recht genießen, sei seiner Meinung nach "nicht mehr gerechtfertigt". 17 000 Brutpaare gebe es in diesem Jahr in Bayern. Das sei auch eine Folge des übermäßigen Artenschutzes: "Die damit einhergehenden Probleme werden oft bagatellisiert, kleingeredet, nicht wahrgenommen."

Wegen der Krähenplage in Dachau übergeben CSU mit Silvia Kalina, Bernhard Seidenath, Tobias Stephan und Bürger Unterschriften an den Vorsitzenden des Umweltausschusses im Landtag, Alexander Flierl (3. von links). (Foto: Niels P. Jørgensen)

Zusammen mit den Freien Wählern will seine Partei aktiv werden und hat einen Antrag für ein neues Pilotprojekt gestellt. Konkret geht es dabei um die Entnahme von Krähen: "Fangen und Töten", sagt es Flierl deutlich. Da die Vögel streng geschützt sind, können solche Maßnahmen bislang nur im Rahmen artenschutzrechtlicher Ausnahmegenehmigungen erfolgen. Zudem sollen deren Erfolg und Wirksamkeit wissenschaftlich untersucht werden. Dadurch wolle man die Landwirtschaft schützen und die Situation in den Städten verbessern, sagt Flierl. Die Details sollen in diesem Jahr festgelegt werden. Mit einem Projektstart ist daher erst im kommenden Jahr zu rechnen. "Wir müssen uns einsetzen und das werden wir auch tun", sagt Flierl.

Krähen dürfen nur getötet werden, wenn "ernste wirtschaftliche Schäden" drohen

Einfach wird die Umsetzung dieses Vorhabens jedoch nicht. Andreas von Lindeiner vom Landesbund für Vogelschutz in Bayern hält den Antrag für nicht realistisch. Es funktioniere nicht, "nur an einer Schraube zu drehen". Vielmehr müsse die Gesamtsituation betrachtet werden, eine reine "Entnahme" sei nicht nachhaltig. Auch eine Ausnahmegenehmigung für das Töten der Krähen sei an eine Reihe von Bedingungen geknüpft. Denn nach dem Bundesnaturschutzgesetz werden Ausnahmegenehmigungen nur im Falle "ernster wirtschaftlicher Schäden" erteilt. Der Ärger der Dachauerinnen und Dachauer über die Krähen erfülle diese Voraussetzung nicht.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeteorologie
:Wettermachen ist ihr Hobby

In der Früh um 6.50 Uhr die Schneehöhe mit einem Lineal abmessen und das Bodenfeld vom Unkraut befreien - all das gehört zu den Aufgaben eines Wetterbeobachters. Wer macht das freiwillig? Birgit Werrbach ist auf der Suche nach Ehrenamtlichen.

Von Lisa Nguyen

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: