TSV 1865:Stadt rettet Sportverein

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Wegen seiner finanziell desolaten Lage kann der TSV Dachau sich die Flächen für seine Aussiedlung in Augustenfeld nicht selbst kaufen. Von dreizehn nötigen Grundstücken fehlen noch acht.

Von Viktoria Großmann, Dachau

Weil der TSV 1865 offensichtlich nicht in der Lage ist, sich eigene Flächen für die Aussiedlung zu kaufen, ist die Stadt eingesprungen. Wie der Süddeutschen Zeitung bereits seit März bekannt war, beschloss der Stadtrat damals, Grundstücke östlich der Theodor-Heuss-Straße für den Sportverein, der etwa 2500 Mitglieder hat, zu kaufen. Damals wollte sich im Rathaus allerdings niemand öffentlich dazu äußern. Nun sahen Kämmerer, Hauptamtsleiter und Oberbürgermeister offensichtlich die Zeit gekommen. Der vermeldete Erfolg ist noch klein: Insgesamt dreizehn Grundstücke sollen zusammen einmal das neue Sportgelände bilden, mindestens 130 000 Quadratmeter groß soll es werden. Bisher hat die Stadt davon fünf kleine Grundstücke, insgesamt etwa 30 000 Quadratmeter. Drei Grundstücke waren bereits vor dem Beschluss im Besitz der Stadt, zwei wurden seither angekauft.

Neue Strategie

"Wir bieten allen denselben Quadratmeterpreis", sagt Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD). Dass die Stadt sich im Frühjahr nicht äußern wollte, jetzt aber schon, obwohl die Grundstücksverhandlungen noch immer nicht abgeschlossen sind, begründen Hartmann und Kämmerer Thomas Ernst damit, dass "in der Stadt geredet werde" und man sich daher offiziell äußern wolle. Zum anderen seien die Rückmeldungen der Grundstückseigner positiv und man sei zuversichtlich, die fehlenden Flächen erwerben zu können. Auch jetzt verfügt der TSV über Flächen von etwa 100 000 Quadratmeter Größe, diese verteilen sich allerdings über das Stadtgebiet: Zum Stammgelände an der Jahnstraße kommen die Sportanlagen des ehemaligen SSV in Dachau-Ost.

Für den TSV bedeuten die Grundstückskäufe eine Änderung seiner Strategie und seines Selbstverständnisses. Bisher hatte der Verein stets darauf beharrt, nur auf eigenem Grund siedeln zu wollen. Sogar einen Mitgliederbeschluss hatte es dazu gegeben. Nun wird auch der TSV den Weg der meisten Sportvereine gehen und, wie etwa auch der ASV, die Flächen in Erbpacht von der Stadt bekommen. Die Mitglieder wurden dazu nicht befragt. Nach Aussage von Gabriele Siegl, Interimsvorsitzender des Vereins, sollen die Mitglieder erst bei der Versammlung am Freitag, 22. Juli, offiziell über das neue Vorgehen zur Aussiedlung informiert werden.

Dann soll der älteste Sportverein im Landkreis auch endlich einen neuen Vorsitzenden bekommen. Allem Vernehmen nach steht bisher lediglich der Vorsitzende des Radsportvereins Soli, parteiloser Stadtrat und langjähriges TSV-Mitglied Wolfgang Moll, für dieses Amt zur Verfügung.

Desolate wirtschaftliche Lage

Auf den neuen Vorsitzenden kommen schwere Aufgaben zu: Er wird dem Verein, der in wirtschaftlich desolater Lage ist, auf die Füße helfen müssen und die Aussiedlung, die seit fast 20 Jahren diskutiert wird, endlich vorantreiben müssen.

Auf die Frage, was nun aus dem alten Stammgelände an der Jahnstraße wird, herrscht weiterhin nur Schweigen. Die SPD-Fraktion hatte im vergangenen Jahr einmal vorgeschlagen, dem TSV zu helfen, in dem die Stadt das Grundstück bereits jetzt ankauft, damit der TSV Geld für nötige Investitionen hat.

Das Grundstück ist als Bauland viel wert, das gesamte Gebiet Augustenfeld wird überplant. Das Wohngebiet soll nach Süden deutlich erweitert werden, bis zu 3000 neue Bewohner könnten dorthin ziehen. Das TSV-Stammgelände liegt als Filetstück im jetzt schon bewohnten Gebiet in unmittelbarer S-Bahn-Nähe. Wegen der notwendigen Entwicklung des gesamten Gebiets und wegen der zu erwartenden großen neuen Einwohnerzahl liegt es im Interesse der Stadt, die Aussiedlung des TSV voranzutreiben. Zumal bisher noch regelmäßig Geld in die Ertüchtigung der alten Anlagen fließt. 3000 neue Bewohner werden zudem Sport- und Erholungsflächen brauchen, die auch durch den TSV auf der anderen Seite der Theodor-Heuss-Straße bereit gestellt werden.

© SZ vom 16.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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