Duftende Wiesen, ruhende Seen, stolze Kirchen, gluckernde Bäche, blökende Schafe, verträumte Schlösser, stille Täler, und bei Föhn immer wieder der freie Blick auf die Alpenkette: Der nagelneue Räuber-Kneißl-Radweg, der kommunale Grenzen überschreitet und verbindet, erzählt auf seiner rund 100 Kilometer langen und aus vier Touren bestehenden Strecke außerdem die Geschichte des berühmt-berüchtigten Mathias Kneißl (1875 bis 1902). Hier wuchs er auf, hier trieb er sein Unwesen, bis er in einer spektakulären Polizeiaktion gestellt und schließlich geköpft wurde. Ausgearbeitet hat den Radweg die West-Allianz München, dem Zusammenschluss aus den sieben Gemeinden entlang der A8: Bergkirchen, Maisach, Gröbenzell, Odelzhausen, Pfaffenhofen a.d. Glonn, Sulzemoos und Karlsfeld. Nicht etwa um den auch als "bayerischen Robin Hood" bezeichneten Räuber zu glorifizieren, sondern um anhand seiner Geschichte auch das schwere Leben der Zeit um 1900 zu erzählen. Dass man den Spuren des Räubers Kneißl radelnd folgen kann, ist nur folgerichtig. Kneißl hatte selbst ein Fahrrad, und er dürfte oft kräftig in die Pedale getreten haben. Das Rad war gewissermaßen sein Fluchtfahrzeug.
Tour I: Karlsfeld - Gröbenzell
Leicht, weil sehr ebene 30,2 Kilometer. Start: Am besten am S-Bahnhof in Karlsfeld. In welche Richtung - ob nun erst um den Karlsfelder See herum und zum Waldschwaigsee und durch das Moos Richtung Gröbenzell oder erst entlang des Würmkanals nach Allach und nicht weit entfernt vom Langwieder Sees nach Gröbenzell - das ist eigentlich egal. Hauptsache: Badesachen und Picknickdecke sind dabei. Ansonsten ist diese Tour landschaftlich zwar nicht immer eine Augenweide (Kiesabbau und Autobahnen stören ein wenig), spannend ist sie trotzdem. Niedermoorlandschaft und kleine Kiefernwälder lösen sich mit Weiden und Wiesen ab. Dazu gibt es ein paar Kleinode zu bestaunen. Wie die Russenbrücke in Gröbenzell oder das märchenhafte Hauser Schloss am Würmkanal. Die Infotafel in Karlsfeld erzählt zudem vom Leben zu Zeiten des Räubers. Über Raub, Flucht und Verfolgung berichtet eine weitere Tafel in Gröbenzell.
Tour II: Rundum und mitten durch Bergkirchen
Hügelige bis brettebene 25 Kilometer. Start: Vielleicht an der Sankt-Vitus-Kirche in Günding? Persönliche Empfehlung der Autorin: zuerst den flachen Abschnitt der Tour entlang der Amper Richtung Geiselbullach und auf einem Feldweg parallel zur Autobahn nach Lauterbach. Das Beste soll man sich ja für den Schluss aufheben, und die Strecke zwischen Palsweis und Günding ist ein absoluter Genuss an Aus- und Weitsichten. Baden in Bergkirchen oder im Eisolzrieder See ist auch noch drin. Kulturell Interessierte erfreuen sich an den schönen Kirchen in Günding, Bergkirchen und Lauterbach sowie der Pestsäule und Mariengrotte in Kreuzholzhausen. Herrlich auch das Schloss Lauterbach mit seiner Eichenallee. Eine Infotafel in Bergkirchen berichtet zudem über den Beruf und die Arbeit des Mathias Kneißl.
Tour III: Von und nach Maisach
Oft hügelige, aber sehr idyllische Strecke über 23,2 Kilometer. Start: Auf alle Fälle am S-Bahnhof Maisach und im Uhrzeigersinn. Fast schnurgeradeaus geht es durch die kleine, feine Gemeinde und hinaus nach Diepoltshofen. Gemütlich ist das Radeln entlang der Gräben, bis es vor Aufkirchen - nomen est omen - aufwärts geht. Wieder steil hinunter taucht man ein in ländliche Postkartenidylle. Die setzt sich inklusive Hügel fort über Dürabuch, Prack (herrliche Gärten) nach Einsbach. Von diesem höchsten Punkt der Tour geht es jetzt weitestgehend nur noch bergab und zurück nach Maisach, wo auf dem Weg zur S-Bahn die Brauerei nebst Biergarten, Räuber-Kneißl-Bier und neugestalteten Kneißl-Museum einlädt. Neben den hier befindlichen Exponaten (darunter auch die Original-Gefängnistür und das Röntgenbild des von Kugeln getroffenen Räubers) informiert auch eine weitere Tafel über die Verhaftung, Verhandlung und Hinrichtung.
Tour IV: Sulzemoos, Odelzhausen, Pfaffenhofen a.d. Glonn
Die mit 27,3 Kilometern längste Strecke des Wegs. Start: Schwierig, weil es so viele schöne Start- und Zielpunkte auf dieser Strecke gibt. Empfehlung: Pfaffenhofen a.d. Glonn. An dem schicken Sportplatz steht auch die von Holzsägeschnitzer Daniel Sulzberger (Kreuzholzhausen) kunstvoll in Szene gesetzte Verhaftung des legendären Räubers. Links vorbei, durch das Glonntal zur Furthmühle (sehr sehenswert) und auf dem Radweg nach Egenhofen. Auf ruhigen Straßen geht es zwischen Feldern über Dirlesried und Waltenhofen nach Wenigmünchen. Verschnaufpause auf dem Kalvarienberg, wo immer noch im Kirchlein das Glöckchen geläutet wird, sobald sich ein Unwetter nähert.
Wieder durch Prack und Einsbach, diesmal aber weiter Richtung Sulzemoos. Neben dem Schlossgut ist hier auch eine neue Museumshütte über die Kindheit und Jugend des Räubers zu sehen. Ab Wiedenzhausen führt die Stecke durch ein sehr idyllisches Tal nach Odelzhausen. Hier gibt es auch ein Schloss, nebst Brauerei und Infokasten über die Ernährung und Wilderei in der Räuberzeit. Noch idyllischer ist der letzte Abschnitt in das Tal nach Unterumbach, bevor es dann schnurstracks zurück nach Pfaffenhofen geht.