SZ-Adventskalender:Lichtblick in der Einsamkeit

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Wie die Nachbarschaftshilfe Altomünster Senioren und Familien unterstützt

Von Petra Schafflik, Altomünster

Immer mittwochs schnappt sich Eva Winter das Auto der Nachbarschaftshilfe und fährt los. Sehnlichst erwartet wird die 46-Jährige dann bereits von einer Seniorin, die sie einmal die Woche zum Einkaufen begleitet. Allein könnte die betagte Dame den Weg zum Supermarkt nicht antreten. Also hievt Winter die Gehhilfe in den Kofferraum, chauffiert sie zum Laden, hilft bei schweren Waren, unterstützt an der Kasse und geht der Rentnerin später beim Einräumen zur Hand.

Nicht dass die ältere Dame ohne Eva Winter nicht zurechtkäme. Doch bei der Nachbarschaftshilfe Altomünster, die seit 30 Jahren Unterstützung in allen Lebenslagen anbietet, geht es um mehr als Fahrdienste. Viele Senioren leben allein, Kontakte fehlen. Einmal die Woche herauszukommen aus den eigenen vier Wänden, sich adrett ankleiden, im Geschäft einen kurzen Ratsch halten, selbst die Waren prüfen und aussuchen: "Wir ermöglichen Teilhabe am Leben", erklärt Brigitte Gail, die gemeinsam mit Eva Winter das ehrenamtliche Team der Nachbarschaftshilfe koordiniert. Auch wo finanzielle Not sichtbar wird, organisiert die Nachbarschaftshilfe unbürokratisch Unterstützung.

Wer kennt nicht die Werbebilder von heiteren Senioren, die lässig vom Sonnendeck eines Kreuzfahrtschiffs winken oder mit Freunden eine Radtour unternehmen. Auch im Landkreis leben aktive Ältere, die gesundheitlich fit, finanziell gut versorgt und sozial eingebunden sind. Doch für andere bedeutet älter werden Armut und Einsamkeit. Allein 391 Bürger im Rentenalter sind ergänzend auf Grundsicherung angewiesen, weil ihre Rente nicht zum Leben reicht. Daneben vermutet Christa Kurzlechner, die im Landratsamt das Projekt "Demografie managen" betreut, eine nennenswerte Dunkelziffer. Immerhin können soziale Beratungsstellen auch mit Unterstützung des SZ-Adventskalenders in akuten Notfällen Zuschüsse auszahlen, wenn es etwa um die Anschaffung einer Brille oder um teure Zuzahlungen zu Medikamenten geht.

Aber auch wer im Alter finanziell knapp über die Runden kommt, erleidet oft Mangel - und zwar an sozialen Kontakten. Christa Kurzlechner spricht vom "Massenphänomen Einsamkeit". Umso wichtiger sind ehrenamtliche Ansprechpartner wie die Nachbarschaftshilfen, die in 15 Orten im Landkreis vielfach schon seit Jahrzehnten aktiv sind, in Röhrmoos und Hebertshausen gerade als wichtiges Hilfenetz neu gegründet werden. Ehrenamtliche leisten da praktische Hilfe, wo zupackende Hände gefragt sind oder vermitteln finanzielle Unterstützung in Notlagen. Vor allem aber bringen die Helfer immer viel Zeit mit für Gespräche, sind Interessierte wie geduldige Zuhörer.

Ehrenamtlichkeit schafft auch Flexibilität: "Wir haben keinen festen Auftrag und keinen professionellen Anspruch, wir helfen, wie es gerade gebraucht wird, unbürokratisch und zügig", betont Gail. Das Portfolio der Nachbarschaftshilfe Altomünster ist deshalb breit gefächert: Seit 29 Jahren gibt es die Kinderstube im alten Schulhaus, in der Mädchen und Buben vor dem Kindergartenalter betreut werden. Kurzfristige Hilfseinsätze leistet die Nachbarschaftshilfe, in der 28 Damen und zwei Herren aktiv sind, auch in akuten Krisen. Die Nachbarschaftshelferinnen bieten ihren Dienst ehrenamtlich und ohne Aufwandsentschädigung an. Ein Engagement, das Gemeinde und Pfarrei unterstützen, in dem Räume bereitgestellt oder die Versicherung des Fahrzeugs bezahlt wird. Mit Spenden, die immer willkommen sind, finanziert das Team den Unterhalt des Autos und Projekte. Entscheidend ist für die Freiwilligen der Nachbarschaftshilfe Altomünster etwas anderes: "Dankbarkeit und Freude sind unser größter Lohn."

© SZ vom 05.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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