SZ-Adventskalender:"Das Leben geht irgendwie weiter"

Lesezeit: 2 min

Seit einem Unfall sitzt auch Andrea R. im Rollstuhl und verlässt kaum noch die Wohnung. (Foto: Sascha Schuermann/ddp)

Andrea R. musste schmerzliche Schicksalsschläge ertragen. Ihr Ehemann hat sich das Leben genommen. Sie selbst sitzt im Rollstuhl. Die finanzielle Situation der 65-jährigen Karlsfelderin ist problematisch. Der SZ-Adventskalender für gute Wünsche will helfen und Not, wo möglich, lindern.

Von Eva Waltl, Karlsfeld

Die Tochter Silvia R. ist der Vormund der 65-jährigen Andrea R. Als sie von ihrer Familiengeschichte erzählt, bricht sie in Tränen aus. Der Blick in die Vergangenheit bereitet den beiden Frauen großen Kummer. "Meine Mutter weint wie ein Schiff", sagt Silvia R., die sich um ihre Mutter kümmert. Drei bis vier Mal wöchentlich fährt sie von München nach Karlsfeld und versorgt sie: Pflege, Einkauf, Apotheke, Arztbesuche, Behördengänge. Ihre Mutter sei fremden Menschen gegenüber sehr skeptisch und hätte Schwierigkeiten, Hilfe anzufordern, beschreibt Silvia R. ihre Mutter. "Obwohl sie Hilfe doch so dringend nötig hätte." Als ihr Vormund übernimmt sie diese Aufgabe für ihre Mutter. "Das Leben geht ja irgendwie weiter", sagt sie.

Einst führte sie ein glückliches Leben. "Wir hatten eine Traumkindheit", erzählt Silvia R. Der Traum platzte, als die fünfköpfige Familie vor etwa 20 Jahren einen Autounfall hatte. Seit diesem Tag ist Andrea R. an den Rollstuhl gebunden und die Familie "zerrissen", sagt die Tochter. Andrea R. verbrachte etwa eineinhalb Jahre im Krankenhaus, der Sohn und die jüngste Tochter verbrachten einige Wochen bei Verwandten, die damals 14-jährige Silvia R. kehrte mit ihrem Vater nach Karlsfeld zurück. "Von heute auf morgen hat sich alles verändert", sagt sie. Die Belastung für alle ist groß.

Nun war sie eine Witwe und wusste nicht weiter

Zu groß für den Ehemann von Andrea R. Er brach an der Last zusammen und nahm sich das Leben. Damit brach der letzte Rest Familienzusammenhalt auseinander. "Er hat sich unglaublich um meine Mutter und uns alle gekümmert. Nun war sie eine Witwe und wusste nicht weiter", sagt Silvia R. Der Lebensalltag für Andrea R. wird immer trauriger. Sie verbringt einige Wochen in psychiatrischer Behandlung, um den schmerzlichen Verlust zu verarbeiten. Gelingen wird es ihr nicht. Als Mutter von drei Kindern überließ sie die finanziellen Angelegenheiten allein ihrem Ehemann. Sie übernahm Kindererziehung und Haushalt. Mit dem Tod ihres Ehemanns lag die alleinige Verantwortung nun bei Andrea R.

Ihre Krankheit fordert ihre ganze Energie und auch das fehlende Geld erschwert ihr den Alltag. Für Miete, Fahrtkosten und Medikamente geht das monatlich zur Verfügung stehende Geld der 65-Jährigen fast gänzlich drauf. "Erst heute habe ich 80 Euro bei der Apotheke für die Medikamente meiner Mutter gezahlt", sagt Silvia R. Nun versuche sie sogar, einen Mitbewohner für die Dreizimmerwohnung ihrer Mutter zu finden. "900 Euro Miete sind einfach zu viel und ein bisschen Gesellschaft würde meiner Mutter sicher guttun", sagt sie.

Der Fernseher ist defekt

Andrea R. ist an ihre Wohnung gebunden. Ihre eigene 90-jährige Mutter hat sie schon seit etwa zehn Jahren nicht mehr gesehen, weil die Reise schlicht zu beschwerlich und das Geld für eine solche nicht da ist. Ihr Leben spielt sich in ihren vier Wänden ab. Das Fernsehprogramm bietet der 65-Jährigen ein wenig Ablenkung und die Möglichkeit für einige Stunden, in eine heile Welt zu fliehen. Doch seit einigen Monaten ist der Fernseher defekt. Geld für ein neues Gerät fehlt und auch für einen funktionierenden Kühlschrank, den sie dringend benötigt. Zwei Dinge, die das einsame Leben von Andrea R. erleichtern würden.

Besonders in der Vorweihnachtszeit, erzählt Silvia R., sei die Mutter besonders "empfindlich": "Sie bricht oft zusammen und ich muss den Krankenwagen rufen." Die Feiertage wollen sie zusammen verbringen, ein paar friedvolle Stunden ein bisschen Abstand von der Vergangenheit, hofft die Tochter.

So können Sie spenden

"Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung e.V."

Stadtsparkasse München

IBAN: DE86 7015 0000 0000 600700

BIC: SSKMDEMMXXX

www.sz-adventskalender.de , www.facebook.com/szadventskalender

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: