SZ-Adventskalender:Ein Vater allein mit zwei Kindern

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Oft fehlt dem Mann das Geld, um Lebensmittel einzukaufen

Von Petra Schafflik, Dachau

Wann die Probleme genau angefangen haben, vermag Roberto Armando (alle Namen geändert) gar nicht mehr zu sagen. Phasen, in denen seine Frau rasch unbeherrscht reagierte, gab es immer wieder. Die Mutter von zwei Vorschulkindern trinkt exzessiv, leidet unter psychischen Problemen. Doch eine Therapie lehnt die Frau ab. Die Situation in der Familie spitzte sich dann immer mehr zu, Streit und Unfrieden waren an der Tagesordnung. Einmal hätte die Ehefrau beinahe die gemeinsame Wohnung in Brand gesetzt. Viele unerfreuliche Auseinandersetzungen haben die Kinder mitbekommen. "So ging es nicht mehr weiter", sagt Armando. Während der Arbeit musste er immer daran denken, was wohl zu Hause wieder los ist.

Die eigene Mutter wurde für die Kinder zur Gefahr, das sah auch das Jugendamt so. Da musste der Familienvater eine schwere Entscheidung treffen. Nach Jahrzehnten im Beruf übernahm er als Alleinerziehender nun die Versorgung der Kinder, seine Frau verließ die Wohnung. Nur so konnten die Kleinen in ihrem vertrauten Zuhause bleiben, statt in einer Pflegefamilie untergebracht zu werden. Doch seine Jungs zu fremden Menschen zu geben, kam für den engagierten Vater nicht in Frage.

Es war der richtige Weg, davon ist Armando nach wie vor überzeugt. Schon nach wenigen Wochen ist eine lange nicht mehr gekannte Ruhe eingekehrt in der dreiköpfigen Familie. Die Atmosphäre hat sich entspannt, die Kinder "sind nun fröhlicher". Die Rolle als Hausmann ist für den Familienvater noch ungewohnt, der Beruf hat bisher sein Leben bestimmt. Aber er will jetzt zuverlässig für die Buben da sein, um wieder Stabilität ins Familienleben zu bringen. Einen Job, der mit den Kita-Betreuungszeiten vereinbar ist, muss er noch finden. Bis dahin ist die kleine Familie übergangsweise auf Hartz-IV-Leistungen angewiesen. Doch bis staatliche Unterstützung fließt, geht das kleine Einkommen für die Miete drauf. "Mein Konto ist auf Null."

Schon kurz nach Monatsanfang weiß Roberto Armando kaum, von welchem Geld er Lebensmittel einkaufen soll. Diese Notlage ist nur vorübergehend, alles wird sich bald regeln, so hofft der Familienvater. Doch im Moment weiß er nicht, wie er seinen Jungs wenigstens eine bescheidene Weihnachtsfreude bereiten soll. Zudem müssten im Kinderzimmer längst die Wände geweißelt und ein neuer Teppichboden verlegt werden. Diese kleine Renovierung liegt Armando sehr am Herzen, um den Neuanfang der Familie für die Kinder ganz praktisch sichtbar zu machen.

© SZ vom 15.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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