SZ-Adventskalender:Ein Teppich und neue Gardinen

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Anika R. und ihre Kinder haben eine neue Wohnung, aber kein Geld für die Einrichtung

Von Petra Schafflik, Dachau

Im Grunde geht es Anika R. ( Name geändert) so wie vermutlich vielen Alleinerziehenden: Sie werkelt im Job, sorgt zu Hause für gesunde Mahlzeiten, saubere Wäsche und ein wenig Ordnung in der Wohnung, betreut Hausaufgaben, hört Vokabeln ab und sitzt in Elternabenden. Dabei rechnet sie mit spitzem Bleistift, jede Ausgabe wird genau geplant und kalkuliert, weil das Geld trotz Berufstätigkeit nicht reicht. "Am Ende des Monats läuft es immer auf Null raus", erzählt die dreifache Mutter. Dazu noch die kleinen und großen Zwischenfälle, die den strikt getakteten Alltag aus dem Rhythmus bringen. Gerade ist sie in eine neue, größere und doch für sie gerade noch bezahlbare Wohnung umgezogen. Eigentlich ein Lotteriegewinn, denn die alte Unterkunft war schlecht zu heizen. Die Freude darüber ist jedoch getrübt, mit einem gebrochenen Bein sitzt sie zwischen nicht ausgepackten Kartons. "Irgendwas ist immer." Doch die patente Frau lässt sich nicht unterkriegen, in ein paar Wochen wird sie wieder fit sein. Dann will sie endlich ihr neues Zuhause gemütlich gestalten.

Eigentlich geht es ihnen gut, sagt Anika R. Ihre Arbeit macht Freude, die Kinder haben keine Probleme in der Schule, sind in Vereinen aktiv. Wenn nur die dauernden Geldsorgen nicht wären. Sie kommen rum, aber immer nur knapp. Die beiden Mädchen tragen noch klaglos gebrauchte Kleidung einer Freundin. "Solange es farblich passt, geht das für sie in Ordnung." Der Sohn im Teenageralter ist da schon kritischer. "Marken sind in diesem Alter wichtig, aber das ist nicht drin."

Mal ein besonderes T-Shirt zu Weihnachten oder zum Geburtstag, mehr geht nicht. Für neue Schuhe springt manchmal die Oma ein. Aber zu Schuljahresbeginn sind rasch einige hundert Euro weg, bis alle Hefte, Stifte, Umschläge, Arbeitsmaterial und Kopiergeld bezahlt sind. Auch für Lebensmittel muss Anika R. mehr ausgeben als andere Familien. Denn die jüngste Tochter leidet an Zöliakie, die Erkrankung belastet das Budget. Gerade einfache Nahrungsmittel wie Nudeln oder Brot sind in der für das Mädchen verträglichen Form deutlich teurer. Gerade jetzt, nach dem Umzug, wäre etwas mehr Geld schön. Das alte Sofa hat den Umzug nicht überstanden, neue Gardinen und einen Teppich würde Anika R. auch gerne anschaffen.

© SZ vom 24.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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