SZ-Adventskalender:Ein sicheres Zuhause

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Mit ihren Kindern ist Theresa vor ihrem gewalttätigen Ehemann geflohen. Der SZ-Adventskalender unterstützt sie dabei, sich ihr neues Zuhause einzurichten

Von Eva Waltl, Dachau

Es waren acht lange Jahre, die Theresa (Name von der Redaktion geändert) mit ihrem damaligen Ehemann verheiratet war. Es waren traurige Jahre. Streitigkeiten häuften sich, bis es zu Handgreiflichkeiten kam. Sie war schwanger und ihre kleine Tochter stand kurz vor der Einschulung. Die heute 36-Jährige nahm allen Mut zusammen und ging. Der Wunsch nach einer freudigeren Zukunft für die Kinder und auch für sich selbst war ihr Antrieb. Der Adventskalender für gute Werke der Süddeutschen Zeitung hilft, diesen Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen.

Theresa suchte Schutz im Frauenhaus, hatte das Zuhause verlassen und ihr gewohntes Umfeld. Aus Angst, die Schwangerschaft alleine nicht durchzustehen, kehrte sie kurz vor der Geburt wieder zurück. "Ich habe ihm verziehen", sagt sie, denn sie sei ein positiver Mensch. Lange habe sie gehofft, dass er sich eines Tages ändern würde. Aus Scham habe sie über Jahre hinweg niemandem von den Qualen erzählt, die sie durchlitt. "Ich versuchte, es immer zu verstecken", erzählt sie. Es war ein großer Schritt, sich selbst und auch anderen ihre Verletzlichkeit einzugestehen.

(Foto: SZ Grafik)

Ihre Mutter machte sich damals für sie stark und war gewissermaßen ihr Rettungsanker. Sie gab ihr Halt. Heute lebt ihr früherer Ehemann mehrere hundert Kilometer entfernt von ihr. Die Kinder hörten seine Stimme zuletzt im April. Sein Gesicht sahen sie zuletzt im Januar. Die Kinder leiden lautstark, fragen immer wieder nach ihrem Papa. Theresa selbst leidet still. Denn sie will weitermachen. Der Glaube an Liebe und an Gott würden ihr Kraft geben, sagt sie, und auch die Unterstützung von Familie und Freunden helfe ihr, stark zu bleiben. Darüber hinaus setzt sich die Familienberatung des Landratsamts Dachau für die kleine Familie ein. Theresa konnte wieder Mut schöpfen und die freudigere Zukunft nun ein wenig klarer sehen.

Theresa und ihre beiden Kinder konnten dank des Einsatzes der Mitarbeiter der Familienberatung eine neue, größere Wohnung im Landkreis finden. "Wir stecken mitten im Umzugsgeschehen", erzählt Theresa glücklich. Lange schlief die Mutter mit den Kindern gemeinsam in einem Stockbett. Nun hat jeder sein eigenes Bett. Es ist eine wichtige Veränderung für die junge Familie. Die neue Wohnung verspricht, ein glücklicher Ort zu werden. Noch fehlen viele Dinge, weil schlicht kein Geld da ist. Das schmälert die Freude. Schon lange spart sie für einen Schreibtisch und einen Stuhl für ihre Tochter. Zwar hätte sie "etwas auf die Seite legen können", so Theresa, aber eine kürzlich angefallene Autoreparatur reduzierte ihre Ersparnisse gewaltig. Das Gehalt ihres Teilzeitjobs reicht nicht aus. "Wenn der Monat zu Ende ist, ist immer auch das Geld zu Ende", sagt sie. Kindergeld und Unterhalt decken lediglich den täglichen Bedarf. Die Unterhaltszahlungen des Vaters fallen derzeit aufgrund von Kurzarbeit geringer aus.

Die Corona-Pandemie hat jedoch nicht nur Einfluss auf das Finanzielle, sondern auch auf den Alltag der jungen Mutter. Theresa steht vor der großen Herausforderung, Kinderbetreuung in Zeiten von Schul- und Kitaschließungen mit ihrer Arbeit zu vereinbaren. "Hin und wieder nahm ich die Kinder auch mit zur Arbeit", erzählt sie. Ohne Unterstützung von Freunden wären die Hürden unüberwindbar gewesen. Der SZ-Adventskalender will der jungen Familie nun helfen, sich in der neuen Wohnung wohl zu fühlen, außerdem brauchen sowohl Theresa als auch ihre beiden Kinder dringend warme Kleidung für die kalte Jahreszeit. Es fehlt an einer Winterjacke, Bettwäsche und Handtüchern für Theresa und an Kleidung für ihren fünfjährigen Sohn. Die achtjährige Tochter benötigt einen Schreibtisch und einen Stuhl, wo sie ihre Schulaufgaben erledigen kann.

Der Umzug ist bereits in vollem Gange. Auch wenn Kontaktbeschränkungen diesen aufwendiger gestalten, als es sich Theresa erhofft hatte, wird sich die Mühe am Ende gelohnt haben. "Wir freuen uns so sehr über die neue Wohnung." Jeden Abend packt die Familie ein paar ihrer Sachen aus. Sie werden noch viele Abende benötigen, bis die Räume wohnlich sein werden. Aber Theresa hofft, Weihnachten auf jeden Fall schon dort verbringen zu können, auch wenn dieses Jahr sicherlich "chaotisch" ablaufen werde. Es wartet noch viel Arbeit auf die alleinerziehende Mutter. Manchmal auch zu viel: "Wenn ich denke, ich schaffe es nicht mehr, sehe ich zu meinen Kindern", sagt sie. Daraus ziehe sie neue Kraft. "Zu sehen, dass meine Kinder glücklich sind, macht auch mich glücklich." Sie wünscht sich, dass altes Leid in der alten Wohnung bleibt und dass mit den Kisten, die sie jeden Tag auspacken, auch das Glück in ihre neue Wohnung einzieht.

© SZ vom 18.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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