SZ-Adventskalender:Durch Depression in die Armut

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Eine alleinerziehende Mutter verliert Arbeit und Wohnung

Von Petra Schafflik, Dachau

Mitten im Zimmer ein gutbürgerlicher Esstisch, rundherum Regale, vollgestopft mit Kleidung und Hausrat. Daneben am Boden noch Kisten und Tüten, darin das gesamte Hab und Gut von Patricia Klein ( Namen geändert). Vor Kurzem erst ist die junge Frau mit ihrer siebenjährigen Tochter in einer Obdachlosenunterkunft der Gemeinde gelandet. Ordnung zu schaffen, sich einzurichten, dazu fehlte der alleinerziehenden Mutter noch die Kraft. Schlimm war es in den ersten Tagen, sagt sie. "Ich konnte nichts machen, nicht aufräumen, nicht kochen, mir fehlte die Energie für alles." Zum Erstaunen der Mutter hat sich Lucia in der neuen Umgebung, die so gar nicht kindgerecht wirkt, sofort wohlgefühlt. Mit einem gleichaltrigen Kind aus einer benachbarten Notunterkunft freundete sich die Kleine an, "sie spielen oft zusammen". Die junge Mutter selbst dagegen hat Mühe, sich einzuleben. "Mir geht es hier gar nicht gut."

Wie alles gekommen ist? Es gibt Zeiten, da kann sich die junge Frau zu nichts aufraffen, durchlebt antriebslose, depressive Phasen. Die alltägliche Routine klappt, anderes bleibt liegen. So geriet sie mit der Miete für ihre kleine Wohnung in Rückstand, wurde gekündigt und rutschte in die Obdachlosigkeit. Jetzt in der Notunterkunft, wo sich mehrere Familien Toiletten und Duschen teilen, wo sie mit ihrem Kind in einem einzigen Zimmer lebt, kommt Patricia Klein nur langsam zurecht. Alles ist beengt, weil in dem einen Raum ihr gesamter Hausstand lagert. Einen Herd gibt es nicht, sie kocht provisorisch auf zwei Elektroplatten. Weil die junge Frau genau weiß, dass sie so schnell keine eigene Wohnung finden wird, will sie das Zimmer demnächst ein wenig herrichten. Trotzdem soll die Tochter so wenig Zeit wie möglich in der Unterkunft verbringen. "Das ist kein Umfeld für ein Kind." Nach dem Unterricht besucht Lucia deshalb einen Hort, am Wochenende fahren beide zu den Großeltern. Patricia Klein selbst ist in der abgelegenen Unterkunft wochentags ziemlich isoliert. Einkäufe muss sie weit schleppen. Ein Fahrrad würde nicht nur die Einkäufe erleichtern. Gemeinsam mit der Tochter, die ein Kinderrad besitzt, könnte sie in der wärmeren Jahreszeit dann auch kleine Ausflüge machen. Hier will der SZ-Adventskalender helfen.

© SZ vom 14.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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