SZ-Adventskalender:Robert Schumann, brillant gespielt und mit Humor

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Rechtzeitig zum SZ-Benefizkonzert präsentiert Pianist Markus Kreul eine CD, die verdeutlicht, was für ein Musik die Zuhörer erwartet.

Von Adolf Karl Gottwald, Dachau

Nach dem wunderbar leichten Auftritt des Duos Unsere Lieblinge beim Benefizkonzert der Süddeutschen Zeitung zugunsten des Adventskalenders 2014 und dem herausfordernd anspruchsvollen Barock-Gesang im vergangenen Jahr steht am Dienstag, 20. Dezember, 18.30 Uhr, der Pianist und Landkreisbürger Markus Kreul aus Altomünster im Mittelpunkt. Und mit ihm Robert Schumann. Da passt es, dass Markus Kreul und Cellist Guido Schiefen sich mit dem Komponisten intensiv befasst und rechtzeitig zum Benefizkonzert eine neue CD mit dem Titel "Schumania" aufgenommen haben.

Den weihnachtlich-literarischen Part übernimmt die Ludwig-Thoma-Gemeinde. Das Violoncello ist vor allem wegen seines warmen Tones und seiner herrlichen Kantilenen in der Tenorlage in Oper und Konzertsaal ein sehr beliebtes Instrument. "Man kann darauf die Stimme des besten Tenoristen bis zur Täuschung nachahmen", schrieb um 1780 der schwäbische Publizist Schubart. Trotzdem wurde es von den Wiener Klassikern und den führenden deutschen Romantikern verhältnismäßig schwach mit Kompositionen bedient. Von Haydn sind zwei Konzerte überliefert, aber keine Sonaten, von Mozart und Schubert überhaupt nichts, von Beethoven fünf Sonaten (neben 32 Klavier- und 10 Violinsonaten), während das geplante Cellokonzert im Tripelkonzert für Violine, Violoncello und Klavier unterging, von Brahms gibt es zwei Sonaten und den Cellopart im Doppelkonzert.

Ein Zustand der Enthemmtheit

Und wie steht's bei Robert Schumann? Neben einem Cellokonzert gibt es original nur die "Fünf Stücke im Volkston op. 102". Jetzt aber legen der Violoncellist Guido Schiefen und der Pianist Markus Kreul eine ganze CD mit "Werken für Violoncello und Klavier" von Robert Schumann vor. Wie ist das möglich? Schumann hat "Fantasiestücke op. 73" für Klarinette und Klavier, "Drei Romanzen op. 94" für Oboe und Klavier sowie "Adagio und Allegro op. 70" für Horn und Klavier geschrieben, und der bekannte Violoncellist Friedrich Grützmacher hat die Stücke für Klarinette op. 73 und Horn op. 70 mit sehr großem Erfolg für Violoncello und Klavier bearbeitet. Der Erfolg war so groß, dass die Cellisten noch heute lieber Grützmachers Bearbeitungen als Schumanns originale "Stücke im Volkston" spielen. Alle drei Werke zusammen, dazu noch sechs Lieder nicht gesungen, sondern auf dem Cello gespielt - und die CD ist voll.

Die neue CD trägt den Titel "Schumania", und Markus Kreul erklärt dazu im Booklet: "Mania bedeutet im Griechischen so viel wie Raserei oder gar Wahnsinn. Ein Zustand voller hochtrabender Glücksgefühle, ein Zustand der Enthemmtheit. Ein brausender Sturm und Drang, die Gefühle auf Papier, Leinwand oder in Noten auszudrücken." Also eine CD für Schumann-Enthusiasten, für solche, die nach seiner Musik wie "verrückt" sind. Denen ist diese CD natürlich wärmstens zu empfehlen, aber Freunde der romantischen Musik ohne ausgesprochene Schumann-Manie dürften daran auch ihre Freude haben.

Schumann liegt ihnen

Guido Schiefen und Markus Kreul sind zwei ausgezeichnete Musiker, denen die Musik Schumanns besonders am Herzen liegt, denen diese Musik aber auch als Interpreten besonders gut liegt. Guido Schiefen hat einen unendlich schönen, warmen und singenden Cello-Ton, die für Schumann absolut ideale Tongebung, und Markus Kreul stimmt als idealer Partner am Klavier in diesen meist lyrisch innigen Ton ein, spielt aber auch mit der bei Schumann oft nötigen Brillanz. Was sehr angenehm auffällt, sind die gemäßigten Tempi, weit ab von den heute fast allgemein üblichen überhitzten, rasend schnellen. Schumann überschreibt seine fünf Stücke im Volkston - "Mit Humor", "Langsam", "Nicht schnell, mit viel Ton zu spielen", "Nicht zu rasch", "Stark und markiert". Das halten Schiefen und Kreul genauestens ein, sie lassen sogar Schumanns eigenartigen Humor mit Bedacht, das bedeutet aber auch mit Einfühlung und Intelligenz, zur Wirkung kommen.

Wie gut die eigentlich für Klarinette (op. 73) und Horn (op. 70) geschriebenen Stücke auf dem Cello klingen, weiß jeder Konzertbesucher, denn der Tonumfang dieser Instrumente stimmt mit dem des Violoncellos weitgehend überein, so dass der Cellist das meiste in originaler Tonhöhe spielen kann. Bei den für die Oboe bestimmten Romanzen ist das anders, die Sopranhöhe der Oboe ist in die Tenor-Bass-Region des Cellos hinuntergedrückt. Die Wirkung erscheint daher merkwürdig: Man denkt an keiner Stelle an die Oboe, vermisst sie also nicht im Geringsten und vermeint eine ganz andere, original für Cello komponierte Musik zu hören. Das liegt natürlich auch am außerordentlich überzeugenden und wunderbaren Spiel von Schiefen und Kreul.

Zum SZ-Benefizkonzert kommt Markus Kreul mit drei Nachwuchskünstlern, die an seinem europäischen Musikworkshop in Altomünster regelmäßig teilnehmen. Der Pianist Nimapingcuo ist 1985 in Lhasa, Tibet, geboren. Mit fünf Jahren erhielt er ersten Klavierunterricht. Er studierte in Sichuan und Peking sowie an der Hochschule für Musik in Nürnberg. Die Geigerin Ralitsa Bogdanova, 18 Jahre alt, kommt aus Bulgarien und kann erste internationale Erfolge vorweisen. Sopranistin Susanne Müller studierte an der Universität der Künste Berlin. Karten: Volksbank Dachau und Schreibwaren Siems, Bahnhofstraße 9, 08131/80 746.

© SZ vom 08.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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