Streetball-Turnier:Oberstes Gebot ist Fairness

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Drei gegen drei Spieler oder in gemischten Teams auf nur einen Korb treten die Mannschaften gegeneinander an. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Für viele ist es ein Höhepunkt des Schuljahres: die Streetball-Challenge in Karlsfeld. Unter dem Jubel Hunderter Kinder treten 16 Teams von acht Schulen gegeneinander an. Schiedsrichter braucht man nicht.

Von Walter Gierlich, Karlsfeld

Selbst die brütende Hitze am Dienstag kann die Stimmung auf dem Karlsfelder Schul-Campus nicht drücken. Anfeuerungsrufe und Jubel von Hunderten Kindern und Jugendlichen auf und um die Spielfelder sind zu hören, dazu kommt das Austesten des Könnens im Rahmenprogramm.

Zum 16. Mal bereits findet die Streetball-Challenge statt. Ein Sportfest der Premiumklasse, für viele ein Höhepunkt des Schuljahrs. Drei gegen drei Spieler oder in gemischten Teams auf nur einen Korb kämpfen sie gegeneinander, plus maximal zwei zum Einwechseln. Jedes Match dauert zehn Minuten. Fairness ist oberstes Gebot, denn in der Vorrunde und im Halbfinale wird ohne Schiedsrichter gespielt. Anders als beim Basketball zählt jeder Korb nur einen Punkt, ein Fernwurf zwei. Trifft ein Mädchen, zählt das doppelt.

Neben der Mittelschule Karlsfeld treten sieben Schulen der Umgebung an von Starnberg bis Haimhausen, fünf Mittelschulen, die Realschule Dachau und das Ignaz-Taschner-Gymnasium. Jugendliche, die sonst selten zusammenkommen, die eher in ihrer jeweils eigenen Blase leben. 16 Mannschaften gehen an den Start, je acht der Unterstufe (5. bis 7. Klassen) und Oberstufe (8. bis 11. Klassen), davon sechs Teams aus Karlsfeld.

Von Tigern und Haien

Bei der Namensgebung lassen die Spieler ähnlich viel Fantasie walten wie Basketball-Bundesligaclubs, die als "Tigers", "Löwen", "Seawolves" oder "Towers" aufs Feld laufen. Bei der Karlsfelder Streetball-Challenge stehen sich unter anderem "All Time Bulls" (Karlsfeld), "Starnberg Lakers", "Hoop Heroes" (Olching) sowie "Sharks" und "Big Sharks" (Haimhausen) gegenüber. Während die Teams in beiden Altersklassen um den Einzug ins Halbfinale kämpfen, mühen sich andere Schüler an der Boulderwand. Wer die ganze Länge schafft, nimmt am Ende an einer Verlosung teil, bei der es Eintrittskarten zu Bundesligaspielen der FC-Bayern-Basketballer oder ein Originaltrikot eines Profis zu gewinnen gibt.

Ein Korbwurf gibt einen Punkt, aus der Distanz zwei - Mädchen bekommen die doppelte Punktzahl. (Foto: Niels P. Jørgensen)
Hunderte von Schülerinnen und Schülern verfolgen das sportliche Spektakel. (Foto: Niels P. Jørgensen)
In der Sporthalle können die Jugendlichen auch Rollstuhl-Basketball ausprobieren. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Bayern, diesjähriger Deutscher Pokalsieger, sind wie in den Vorjahren auch heuer stark vertreten. Der 20-jährige, 2,13 Meter große Profi Maximilian Blank ist anwesend, dazu die Trainer Marko Woytowicz und AJ Harris, Abteilungsleiter Andreas Minges sowie der 131-fache ehemalige Nationalspieler Steffen Hamann, der sich am Ende bei den Preisverleihungen beteiligt.

In der Halle probieren Schüler derweil mit Hilfe der RBB Iguanas München Rollstuhlbasketball aus. Angeleitet werden sie von Katharina Lang, Nationalspielerin und Teilnehmerin bei den Paralympics 2021 in Tokio, sowie von Dietmar Haider. Gerade im Sport ist dies eine wichtige Erfahrung für den Umgang mit Menschen mit Beeinträchtigung.

Im Slalom zum Korb

Am anderen Ende der Halle läuft zur gleichen Zeit ein Geschicklichkeitswettbewerb, bei dem es gilt, mit dem Ball im Slalom das Basketballfeld zu durcheilen, zweimal den Korb zu treffen, auf dem Rückweg den Ball in acht aneinandergelegte Fahrradreifen zu tupfen und dann den anderen Korb zu treffen. Die beiden schnellsten Schüler schaffen das in weniger als 20 Sekunden.

Mittlerweile sind die Vorrunden beendet. Sportlehrer Christian Steinberger, der das Turnier 2006 ins Leben gerufen hat und seither Hauptorganisator ist, kann nun die mit Spannung erwarteten Halbfinalteilnehmer verkünden: Bei den Jüngeren treffen in einer Begegnung der FC Kosova (Karlsfeld) auf die "South Ballers" von der Mittelschule Dachau-Süd. Den Sieg tragen schließlich die Dachauer davon. Im anderen Match erreichen die "Dachau Swollows" von der Realschule den Finaleinzug gegen die "Hoop Heroes" aus Olching. Ein rein Karlsfelder Duell hat sich in der Oberstufe ergeben: "Die Nasenbären" gegen die "Ankle Breakers". Letztere haben am Ende die Nase vorn. Im zweiten Semifinale stehen sich die "Dachau Legacies" von der Realschule und die "ITG Bulls" gegenüber, wobei die Gymnasiasten den Sieg davontragen.

Bevor die Endspiele ausgetragen werden, steht ein Dreier-Wurf-Wettbewerb auf dem Programm. Von außerhalb der "Drei-Punkt-Linie" sind zunächst neun ausgewählte Schüler dran, auf beiden Seiten und der Mitte den Korb zu treffen. Sieger wird der Karlsfelder Siebtklässler Dusan Pavlovic. Fünf Lehrer, mit denen sich Bayern-Profi Blank und Olympiateilnehmerin Lang messen, werfen anschließend. Hier zielt Christian Raschbichler (Realschule Dachau) am genauesten.

Kunststücke auf dem Rad

Die Streetball-Finalisten können noch ein wenig ausruhen, denn bevor sie aufs Feld müssen, zeigen Grundschüler und Spieler der Dachau Spurs des TSV 1865 ein Showmatch. Etwa 100 Karlsfelder Grundschüler aus dritten und vierten Klassen haben schon einen Tag zuvor in der Halle ein Basketball-Turnier ausgetragen. Den Sieg holte sich das "Team Black" der Klasse 3a. Schließlich muss sich früh üben, wer Meister werden will. Und Bayerischer Meister der Mittelschulen sind ja vor einigen Wochen die "Big Baskets" aus Karlsfeld in eigener Halle durch einen Kantersieg von 77:49 gegen Fürth geworden. Die Meisterspieler sind in verschiedenen Karlsfelder Teams auch beim Streetball-Wettkampf zu bestaunen. Trainer der Meister-Mannschaft und auch der Sport-AG der Grundschule ist der Spurs-Jugendwart Sebastian Lange.

Mit dem Auftritt einer Cheerleader-Gruppe der Mittelschule Karlsfeld wird der Schlussakt eingeläutet. Im Unterstufen-Finale holen die "Swollows" mit Raven Ramos, Joan Karabelas und Melli Zeiler den Titel an die Realschule gegen die "South Ballers" aus Dachau-Süd.

Es folgt etwas zum Staunen: Albert Sandritter und der zweimalige Deutsche Meister Andreas Strasser zeigen ihr Können auf Trial-Fahrrädern. Sie springen mit dem Rad auf unterschiedlich hohe Kisten, mal mit Anlauf, mal aus dem Stand. Dann springen sie von Kisten zu Kiste oder über eine Hochsprunglatte. "Wow", kommen einige Male Rufe aus dem Publikum, ehe die beiden mit großem Beifall verabschiedet werden.

Ein Krimi zum Finale

Das nun folgende Oberstufen-Endspiel entwickelt sich zum regelrechten Krimi. Die "ITG Bulls" dürften sich schon als Sieger gefühlt haben, da schaffen die Karlsfelder "Knöchelbrecher" in letzter Sekunde den Ausgleich. "Der nächste Korb entscheidet", verkündet Organisator Steinberger. Und der gelingt dem Karlsfelder Alex de Groot, der somit seinen Teamkollegen Daniel Röhrl, Efehan Karabacak, David Tivane und Dea Beqirai den Sieg beschert.

Zuletzt wird, wie das bei großen Turnieren üblich ist, ein Allstar-Team gekürt: "Krmanj Elias (Mittelschule Dachau), Jan Pawliczek (Ignaz-Taschner-Gymnasium), Alex Croituro (Realschule Dachau) und Efehan Karabacak (Mittelschule Karlsfeld) haben ihren Teams jeweils den Stempel aufgedrückt und das Turnier durch faire Spielweise und erfolgreiche Aktionen bereichert," erklärt Steinberger die Auswahl.

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