Stadtplanung im Internet:In Etappen weiterdenken

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In einem Modell werden erste Konfliktfelder sichtbar. (Foto: Niels P. Joergensen)

Um die Basis für einen neuen Flächennutzungsplan zu schaffen, startet die Stadt Dachau ein Bürgerbeteiligungsprojekt.

Von Thomas Radlmaier, Dachau

"CarterLown" hat viele Ideen für Dachau. Etwa will er (oder sie?) die Kreuzung Augsburger Straße/Mittermayerstraße zu einem Kreisverkehr umbauen und fordert eine Einbahnstraßenregelung in der Altstadt, wenn der Christkindlmarkt über die Bühne geht. Außerdem schlägt er vor, den Stadtfriedhof zu schließen und für Wohnbebauung zu nutzen. Letzteres dürfte auf großen Widerstand stoßen. Doch es ist zumindest eine Vision zur Zukunft der Stadt. Und genau darum geht es bei dem neuen Bürgerbeteiligungsprojekt "Dachau denkt weiter", das nun gestartet ist.

"CarterLown" ist der erste registrierte Benutzer auf der Internetseite "dachaudenktweiter.de", die am Dienstag online gegangen ist. Wer hinter den Namen steckt, weiß man nicht. Auf der Website kann sich jeder mit einem Fantasienamen anmelden und Ideen, Vorschläge, Potenziale oder Konflikte zur räumlichen Entwicklung Dachaus benennen und diese direkt auf einem interaktiven Stadtplan markieren. Das können große Geistesblitze sein wie zum Beispiel "ein Siedlungsgebiet zwischen Etzenhausen, Steinkirchen und Webling" oder kleine Anregungen wie "ein Zebrastreifen an der Hochstraße".

Das Ziel ist, Qualitäten der Stadt zu benennen

Bis zum 24. Januar kann jeder berichten, wie er die Stadt wahrnimmt und sich eine künftige Entwicklung vorstellt. Bauamtsleiter Michael Simon sagt, man versuche, "die schweigende Mehrheit zu erreichen". Dieses Bürgerbeteiligungsprojekt ist der erste Schritt eines großen Vorhabens. Die Stadt will ihren Jahrzehnte alten Flächennutzungsplan aktualisieren. "Ein schwieriges und komplexes Unterfangen, das Jahre dauern kann", wie Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) sagt. Um das Ganze zu beschleunigen, möchte Hartmann vor den Formalitäten "grundsätzliche Dinge klären" und städtebaulichen Entwicklungsrahmen abstecken.

Dafür hat die Stadt die Planer Annegret Michler und Stefan Leuninger aus Kaufbeuren beauftragt. Sie sollen bis Ende 2019 ein räumliches Leitbild entwickeln, auf dem der neue Flächennutzungsplan basieren soll. "Das Ziel ist, die Qualität der Stadt, aber auch Konfliktfelder und Zukunftsaufgaben zu benennen", sagt Michler.

Wo hakt es in Dachau?

Die beiden Stadtentwickler werten in einer ersten von vier Etappen vorliegende Daten und Gutachten der Stadt aus. Zudem haben sie eine Website konzipiert, die Informationen bündelt und eine interaktive Karte beinhaltet, wo die Bürger ihre Ideen direkt eintragen können. Zudem gibt es auch die Möglichkeit, sich analog zu beteiligen und seine Vorschläge auf Flyer zu schreiben, die an mehreren Orten in der Stadt ausliegen. "Wir wollen wissen, wo es in Dachau hakt und wo es funktioniert", sagt Michler.

Kommentar
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Von Februar kommenden Jahres an wollen die Städteplaner dann erste Leitvorstellungen formulieren und diese Thesen im Rahmen eine Online-Umfrage noch einmal auf den Prüfstand stellen. Anschließend will man an einschlägigen Orten mit den Bürgern ins Gespräch kommen und das Leitbild in Fachforen weiterentwickeln. Am Ende wird sich der Stadtrat damit beschäftigen und einen Beschluss zum vorgelegten Entwurf fassen.

Auch Kinder und Jugendliche können sich beteiligen

Gleichwohl sagt Bauamtsleiter Michael Simon: "Wir wollen im Prozess offen sein." Er hofft durch die digitale Bürgerbeteiligung Leute zu aktivieren, die sich bei formalen Prozessen wie der öffentlichen Auslegung eines Flächennutzungsplanes nicht äußern. "Wir wollen möglichst viele Angebote bekommen." Auch Jugendliche und Kinder können sich an dem Projekt beteiligen.

Um Wünsche in die interaktive Karte einzutragen, müssen sich Interessierte auf der Website mit einem Benutzernamen registrieren. Dabei gibt es elf verschiedene Themenkategorien. Wenn man etwa an einer Stelle mehr Grünflächen haben will, muss das entsprechende Symbol anklicken, anschließend die gewünschte Stelle auf dem Stadtplan markieren und einen Kommentar abgeben. Da sich jeder ohne Angabe seines Klarnamens oder Emailadresse anmelden kann, ist die Gefahr groß, dass jemand das Ganze missbraucht, etwa indem er sich mehrmals registriert. Michler sagt, sie überprüfe die Karte ständig. "Es gibt Spielregeln. Wenn jemand Quatsch macht, können wir reagieren."

Alle Informationen zum Projekt, etwa zur Anmeldung, finden Interessierte im Internet unter dem Link www.dachaudenktweiter.de.

© SZ vom 25.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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