Kommentar:Viele Ideen, breite Basis

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Die Dachauer haben viele Ideen für ihre Stadt. (Foto: Niels P. Joergensen)

Mit der neuen Internetplattform erreicht die Stadt mehr Bürger als auf herkömmlichem Weg.

Von Thomas Radlmaier

Die Dachauer können per Mausklick mitreden, wie ihre Stadt in Zukunft aussehen soll. Und sie nutzen diese Möglichkeit: Die Website " dachaudenktweiter.de" ging am Dienstag online. Bis Mittwochnachmittag hatten Benutzer schon fast 100 Kommentare geschrieben und auf der interaktiven Stadtkarte markiert, wo sie Probleme sehen. Allein das zeigt, dass die Menschen sehr interessiert daran sind, die Entwicklung ihrer Stadt mitzugestalten. Nur das Rathaus muss es ihnen öfter möglich machen mitzusprechen. Zwar ist das neue Projekt erst gestartet, ob es erfolgreich sein wird, muss sich zeigen. Aber es könnte ein Vorbild dafür werden, wie man Bürger in Zeiten der Digitalisierung an politischen Entscheidungen beteiligt.

Bauamtsleiter Michael Simon hat recht: Man erreicht damit die vielen Menschen, die ansonsten bei formalen Prozessen schweigen. Wer gibt schon seinen Senf dazu, wenn Flächennutzungspläne öffentlich ausliegen? In der Regel sind das diejenigen, die ohnehin in Debatten präsent sind, wie Bürgerinitiativen, Unternehmen, Umweltverbände, Parteien. Nun kann jeder - auch Kinder - ganz einfach von zu Hause aus berichten, wie er die Stadt wahrnimmt und was er von ihr in Zukunft erwartet. Hinzukommt: Die Stadt erfährt dadurch, wo die Einwohner der Schuh drückt. Wo macht ein Zebrastreifen Sinn? Welche Orte kann man durch eine Parkbank aufwerten? Was fehlt noch am Kinderspielplatz? Das bringt zwar nichts für einen neuen Flächennutzungsplan, aber es sind eben auch die kleinen Dinge, die eine Stadt lebenswert machen.

Freilich hat das System Schwächen. Die Gefahr, dass ein Zerrbild entsteht, ist groß. Jeder kann sich ohne Angabe seines Klarnamens oder E-Mailadresse registrieren. Auch Nicht-Dachauer können sich anmelden und zum Beispiel auf Probleme hinweisen, die gar keine sind. Besser wäre es, wenn jeder Benutzer identifizierbar wäre und mit seinem Namen dafür steht, was er schreibt.

Dennoch ist "Dachau denkt weiter" eine Chance, eine gemeinsame Vision für die Stadt zu formulieren. Das Vorgehen von OB Florian Hartmann ist richtig. Er will im gesellschaftlichen Dialog erst die grundsätzlichen Fragen klären und ein Leitbild erstellen, bevor die Zukunft der Stadt per Stadtratsbeschluss besiegelt wird. Die Onlineplattform kann dabei helfen. Aber nur wenn viele Bürger ihre Ideen und Wünsche einbringen. Erst dann kann der neue Flächennutzungsplan für die Stadt zu einem großen Wurf werden, den viele Dachauer mittragen können.

© SZ vom 25.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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