SPD:Angeschlagen

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Besser als seine Partei: Martin Güll holte als Direktkandidat bei zwei Landtagswahlen mehr Stimmen als die SPD im Landkreis. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die Umfragewerte für die bayerische SPD sind ziemlich schlecht. Auch im Landkreis ist die Partei nicht auf Rosen gebettet. Unterbezirksvorsitzender Martin Güll plädiert dafür, rote Positionen klar zu vertreten

Von Robert Stocker, Erdweg

Die Landkreis-SPD hält an diesem Freitagabend im Wirtshaus am Erdweg einen Parteitag ab - und dabei wird es vor allem um die Frage gehen, wie die Sozialdemokraten wieder mehr Wähler erreichen. Umfragen zufolge liegt die bayerische SPD derzeit bei 16 Prozent, drei Punkte weniger als bei der Landtagswahl 2013. In einem Grundsatzreferat will Natascha Kohnen, Generalsekretärin der Bayern-SPD, den Delegierten aus dem Landkreis erläutern, wie die Partei aus dem Umfragetief kommen kann. Martin Güll plädiert dafür, klare SPD-Positionen offensiv zu vermitteln. Der Landtagsabgeordnete und Unterbezirksvorsitzende ist überzeugt, dass die SPD bis zur Landtagswahl 2018 Boden gut machen wird.

"Die Umfragen sind eine Momentaufnahme, das kann sich sehr schnell ändern", sagt Martin Güll. Der Unterbezirksvorsitzende verweist darauf, dass der Wähler nicht zwischen Landes- und Bundesebene trenne. "Und in Berlin machen wir gerade nicht die beste Performance." Die Große Koalition aus CDU und SPD hat den Mindestlohn und höhere Renten durchgesetzt. Aber diese Erfolge würden nicht als Erfolge der SPD gesehen. Güll sieht das als Krux der Koalition. SPD-Bundesvorsitzender und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel verfolge einen klaren roten Kurs, doch die SPD-Positionen seien im Bündnis nicht durchzusetzen. Das müsse man stärker im Blick haben und SPD-affinen Wählern erklären, die der Partei den Rücken zukehren. Klare Ansagen dazu erwartet sich der Unterbezirksvorsitzende von Natascha Kohnen. Die Generalsekretärin werbe für eine sozialdemokratische Antwort auf die gesellschaftlichen Herausforderungen. "Die Menschen wollen wissen, wo es lang geht", so Güll.

Auch im Landkreis ist die SPD nicht auf Rosen gebettet. Zwar hält sich die Mitgliederzahl weitgehend stabil. Sie liegt derzeit bei 536. Die Zahl geht in erster Linie wegen Todesfällen zurück - ein Hinweis auf die Überalterung der Partei. Die Vorsitzende des Bergkirchener Ortsvereins hat die Partei aus Verärgerung über die Bundespolitik vor kurzem verlassen. Doch die Landkreis-SPD hat auch strukturelle Probleme. "Es wird immer schwieriger, die Ortsvereine am Leben zu halten", sagt Güll. In Markt Indersdorf, Vierkirchen und Petershausen sei die SPD gesund. In Pfaffenhofen an der Glonn ist die Partei verschwunden, in anderen Orten gebe es nur noch "Drei-Mann-Betriebe". Es werde immer schwieriger, Menschen für Politik zu begeistern. Das gelte auch für junge Leute, die die SPD wieder gewinnen will. Laut Güll interessieren sich viele für Politik, sind aber eher parteiverdrossen. "Parteien sind nicht besonders sexy." Mit Blick auf die Landtagswahl 2018 müsse sich die SPD da Gedanken machen. Ein Ansatzpunkt seien die sozialen Medien, die auch seine Tochter Anja als neue Kreisvorsitzende der Jusos nutzt.

Von Gülls persönlichen Wahlerfolgen kann die Landkreis-SPD offenbar nicht profitieren. Bei der Stichwahl um den Landratsposten kam der Landtagsabgeordnete auf fast 50 Prozent, bei den Landtagswahlen lag er deutlich vor der Partei. "Politik hat viel mit Personen zu tun", sagt Güll. "Eine Partei kann einen persönlichen Erfolg nicht auf sich ziehen, besonders dann, wenn sie keine Regierungsverantwortung hat." Die SPD habe zweifellos ein Image-Problem. Ob er bei der Landtagswahl 2018 wieder kandidieren wird, steht nach Gülls Worten noch nicht fest. "In der Partei war das bisher kein Thema." Er könne es sich gut vorstellen noch einmal in den Ring zu steigen, auch wenn er bis dahin 65 ist. "Noch bin ich nicht politikmüde."

© SZ vom 08.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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