Landkreis:Allianz für bezahlbaren Wohnraum

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Die Landkreis-Gesellschaft WLD versucht nun auch, die letzten vier Gemeinden als Mitglieder zu gewinnen. Doch die sind noch nicht ganz überzeugt

Von Benjamin Emonts, Dachau

Aufsichtsräte und Gesellschafter der Wohnungsbaugesellschaft mbH im Landkreis Dachau (WLD) haben beschlossen, die vier noch nicht an der WLD beteiligten Landkreisgemeinden Hilgertshausen-Tandern, Pfaffenhofen an der Glonn, Sulzemoos und Schwabhausen aufnehmen zu wollen. Dies teilte WLD-Geschäftsführer Stefan Reith offiziell mit. Außerdem stellten die Gesellschafter in Aussicht, bis 2030 insgesamt 300 neue Sozialwohnungen im Landkreis zu errichten.

Das Aufnahmeangebot sieht vor, dass sich die vier Gemeinden mit jeweils 25 000 Euro am Stammkapital der WLD beteiligen. Mit der Neuaufnahme soll den Kommunen ermöglicht werden, Sozialwohnungen in ihrem Gemeindegebiet zu bauen. Dabei stellen die Kommunen der Wohnungsbaugesellschaft voll erschlossene Grundstücke zur Verfügung. Die WLD übernimmt im Gegenzug den Bau, die Finanzierung und die anschließende Verwaltung der Gebäude. "Die Kommunen werden somit weder finanziell, noch personell belastet", sagt Geschäftsführer Reith. Endgültig entscheiden über die Neuaufnahme fällen Gemeinderäte und Kreistag.

Wichtige Puzzleteile

Die vier Gemeinden könnten wichtige Puzzlestücke werden, um die ambitionierten Ziele der WLD im sozialen Wohnungsbau zu erreichen. Doch deren Interesse an einer Beteiligung scheint sich derzeit in engen Grenzen zu halten. Schwabhausens Bürgermeister Josef Baumgartner (Freie Wähler) will im November zunächst einen Abgesandten der WLD in den Gemeinderat einladen, um sich die Vorteile einer Mitgliedschaft für seine Gemeinde darlegen zu lassen. "Sie sind mir bisher nicht ganz klar geworden", sagt Baumgartner. Ähnlich reserviert äußert sich Hans Kornprobst, CSU-Bürgermeister der Gemeinde Hilgertshausen-Tandern. Die WLD sei bereits auf ihn zugekommen, doch spruchreif sei noch lange nichts. Ausschließen möchte er einen mittelfristigen Beitritt jedoch nicht.

Um bauen zu können, sind bekanntlich Grundstücke vonnöten, die die WLD von den Kommunen bekommen könnte. Die Gesellschafter der WLD, die Sparkasse Dachau und 13 Gemeinden des Landkreises, haben den avisierten Investitionsplan, wonach bis 2030 insgesamt 300 neue Sozialwohnungen im Landkreis entstehen sollen, "positiv zur Kenntnis genommen", so Reith. Landrat Stefan Löwl (CSU) würdigte in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der WLD den neuen Schub im sozialen Wohnungsbau. Er sagte: "Bereits der Verzicht auf einen gemeindlichen Baukostenzuschuss hat zu einer deutlichen Aktivierung der Neubautätigkeit der WLD geführt. Aktuell werden circa 120 Wohnungen in drei Landkreisgemeinden konkret geplant." Er meint Röhrmoos, Karlsfeld und Vierkirchen. Daraus zieht Löwl den Schluss: "Die aktuelle Beschlussfassung zeigt erneut die Geschlossenheit und Entschlossenheit der Gemeinden, landkreisweit über die WLD Sozialwohnungen zu bauen und damit weiteren bezahlbaren Wohnraum im Landkreis zu schaffen."

Einig waren sich die Gesellschaftergemeinden darin, dass ohne ein zusätzliches Engagement der privaten Wohnungswirtschaft im sozialen oder preisgünstigen Wohnungsbau die Herausforderungen in der Wachstumsregion nicht gemeistert werden können. Der Appell des Landrats an die Wohnungswirtschaft: "Nutzen Sie die Förderprogramme des Freistaats Bayern." An die Abgeordneten im bayerischen Landtag richtete er den Appell: "Flexibilisieren Sie die Möglichkeiten zur Schaffung von Wohnbauland und stärken Sie die Vorkaufsrechte der Kommunen."

310 Sozialwohnungen im Landkreis

Aktuell vermietet und verwaltet die WLD 310 Sozialwohnungen im Landkreis Dachau. An ihr beteiligt sind neben dem Landkreis Dachau und der Sparkasse Dachau bislang die Gemeinden Karlsfeld, Bergkirchen, Erdweg, Haimhausen, Hebertshausen, Altomünster, Indersdorf, Odelzhausen, Petershausen, Röhrmoos, Vierkirchen und Weichs. Einige der Projekte sollen bereits bis Ende 2018 realisiert werden. So entstehen in der ehemaligen Sparkassenzweigstelle in Röhrmoos etwa 20 Wohnungen für Hilfsbedürftige, die dort betreut leben können. In Karlsfeld, am Heizkraftwerk, sind 75 Wohnungen für sozial Bedürftige geplant.

Außerdem wurde in Markt Indersdorf ein Projekt am Bahnhof auf den Weg gebracht. Geplant ist ein Gebäude mit vier Vollgeschossen. Das Erdgeschoss und den ersten Stock belegt die Caritas mit Büros und neun Räumen für Wohngruppen. Im zweiten und dritten Stock entstehen 16 Wohnungen mit einer Fläche zwischen 36 und 57 Quadratmetern. Schließlich sollen zwölf Sozialwohnungen im Sparkassenneubau in Vierkirchen realisiert werden. Reith ist guter Dinge: "Es tut sich einiges. Die Gemeinden sind alle willens, Grundstücke für den sozialen Wohnungsbau zu Verfügung zu stellen. Alle möchten etwas machen."

© SZ vom 10.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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