Schwabhausen:Kopflose CSU

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Jeanette Schaberl ist als Bürgermeisterkandidatin angetreten, um die Grabenkämpfe im Ortsverband zu beenden. Doch das ist schwieriger als gedacht.

Wolfgang Eitler und Renate Zauscher

Der CSU-Ortsverband Schwabhausen wird zur Stichwahl keine Wahlempfehlung für Hildegard Schuster von der Unabhängigen Bürgervereinigung (UBV) abgeben. Der CSU-Kreisvorsitzende Bernhard Seidenath hatte vergeblich versucht, die Ortsgruppe davon zu überzeugen. Einen Tag nach der Wahl sagte die gescheiterte CSU-Bewerberin Jeanette Schaberl im Gespräch mit der SZ: "Herr Seidenath ist zurückgerudert."

Jeanette Schaberl bei einem Wahlkampfauftritt der CSU Schwabhausen. (Foto: DAH)

Nach dem Achtungserfolg als politische Anfängerin und Schwabhausener Neubürgerin meldete Schaberl am Montag im Gespräch mit der SZ ihren Führungsanspruch innerhalb des Ortsverbands der CSU an. Sie will diesen aus der selbst gewählten Isolation der vergangenen 18 Jahre herausführen. Damit dürften Schusters Chancen gegen Josef Baumgartner von den Freien Wählern am Sonntag, 23. Oktober, weiter sinken. In der CSU des Landkreises Dachau galt stets die Losung, sich möglichst nicht mit dem Ortsverband um die Gemeinderäte Heinrich Loderer und Franz Frahammer anzulegen. Der oberbayerische Bezirkstagspräsident Josef Mederer hatte es vor 18 Jahren kurz nach seiner Wahl zum Bürgermeister versucht und wurde zurechtgewiesen. Seitdem bildete die CSU die eigentliche und ständige Opposition im Gemeinderat. Hildegard Schuster stand damals auf Mederers Seite und endete als Dissidentin, die zwar der CSU weiter angehört, nicht mehr aber dem Ortsverband Schwabhausen und zur UBV wechselte.

In dem Gespräch zwischen Schaberl und Seidenath ging es noch in der Nacht von Sonntag auf Montag um die strategische Frage, ob eine Wahlempfehlung für Schuster der geeignete Weg ist, diese Querelen zu beenden. Seidenath sah nach Schaberls Angaben darin eine Art Friedensangebot an die CSU und deren Wähler in Schwabhausen. Schaberl hielt dagegen: "Der Wähler kennt beide Kandidaten gut und wird sich selbst entscheiden." Sie ist nicht der Ansicht, dass eine Wahlempfehlung die parteiinternen Streitigkeiten beenden würde. Vor dem Wahlkampf um die Mederer-Nachfolge hatten Teile der CSU in Schwabhausen nach Schaberls Informationen sogar versucht, Schuster als gemeinsame Kandidatin von CSU und UBV zu gewinnen. "Das ist misslungen." Erst danach sei sie, Schaberl, wegen einer Kandidatur angefragt worden: "Beide, CSU und Frau Schuster, müssen die Suppe auslöffeln, die sie sich eingebrockt haben."

Aber wie will Jeanette Schaberl erreichen, dass der CSU-Ortsverband wieder in die Kreis-CSU eingebunden wird? Vor allem, wie soll die Partei künftig im Gemeinderat arbeiten? "Wir wollen den Ortsverband völlig neu ausrichten." Ihre Aufgabe innerhalb der CSU bewertet sie als "Selbstreinigungsprozess". Dabei zählt sie auf die stellvertretenden Ortsvorsitzenden Janda Buck und Florian Scherf, beide um die 40 Jahre alt und dazu auf ein Team von etwa zehn Mitgliedern. Ein erstes Indiz für die sich anbahnenden Umwälzungen findet sich im Internet. Wer die Adresse www.csu-schwabhausen.de eingibt, landet direkt bei Jeanette Schaberl.

Gemeinderat Heinrich Loderer, der bisher maßgebliche CSU-Politiker im Ort hat sich hinsichtlich der Stichwahl für Josef Baumgartner (FW) ausgesprochen. Schaberl sagt dazu: "Ich halte das für eine Einzelmeinung." Am Mittwoch findet eine Vorstandssitzung der CSU statt. Vorsitzender Franz Frahammer will danach zu der Frage einer Wahlempfehlung Stellung beziehen. Stellvertreterin Janda Buck verteidigt die ursprüngliche Haltung des CSU-Kreisvorsitzenden Seidenath: "Es ist an der Zeit, alte Animositäten hinter sich zu lassen." (Seite 4)

© SZ vom 11.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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