Bei der offiziellen Einweihung der Viktoria-von-Butler-Schule Anfang Oktober zum Start ins Schuljahr 2023 ist die neue Aula voll mit Schülern, Lehrern, Pflegern und einigen Politikern aus dem Landkreis. Die meisten Gäste hören aufmerksam der Willkommensrede von Schulleiterin Annette Mayrhofer zu, doch viele der kleineren Besucher schauen sich lieber in der modernen Aula um. Bunte Zeichnung hängen über dem Publikum und führen den Blick zu den offenen Gängen im ersten Stock und den großen Fenstern an der Decke. Ein erster Rundblick in der Aula zeigt, dass die Einweihungsfeier nicht nur den neuen Namen der Schule würdigen soll, sondern auch den hochmodernen Neubau, der den Schülern und Schülerinnen der ehemaligen Johannes-Neuhäusler-Schule eine völlig neue Atmosphäre zum Lernen und Spielen bietet.
Die Entscheidung, dass die alte Schule auf dem Gelände des Franziskuswerkes ersetzt werden muss und ein neues Förderzentrum mit Schwerpunkt geistige Entwicklung entstehen soll, fiel vor mehr als zehn Jahren. Baubeginn war im April 2020, drei Jahre hat es gedauert, bis du Schule fertig war. Etwa 150 Schüler und Schülerinnen mit einem Förderbedarf im Bereich geistiger Entwicklung können darin lernen. Die Schüler hätten während den Bauarbeiten sehr mitgefiebert, so Mayrhofer, viele hätten häufig die große Baustelle besucht, um zu sehen, ob es schon Fortschritte gebe. Im September vergangenen Jahres, am Freitag vor dem Schulbeginn, wurde Schulleiterin Mayrhofer informiert, dass die Klassen in das neue Schulgebäude umziehen können.
Die 17 Klassenzimmer sind in drei farbige Flügel aufgeteilt
Im ersten Schuljahr gab es noch ein paar Restarbeiten am Gebäude zu erledigen, wie die Fertigstellung des Schwimmbads. Am 1. August ist die Schule dann offiziell in "Viktoria-von-Butler-Schule" umbenannt worden. Annette Mayrhofer findet, es schön, die Schule einer Frau zu widmen, die einen solchen Einfluss in Schönbrunn hatte. Viktoria von Butler war eine sozial engagierte Gräfin und Gründerin vieler sozialer Einrichtungen wie dem Arme-Mädchen-Haus, dem Vorgänger des heutigen Franziskuswerkes. Butler sei das Recht auf Bildung aller Menschen sehr wichtig gewesen, so Mayrhofer, genau wie es auch heute der Auftrag ihrer Schule sei.
Zwei Wochen nach der großen Einweihungsfeier ist Ruhe in die Schule eingekehrt, die vielen Stühle in der Aula sind weg, und in den Gängen ist es still. Für die Schüler aus den Grund-, Mittel- und Berufsschulklassen hat der Schulalltag begonnen. Die 17 Klassenzimmer sind in drei farbige Flügel aufgeteilt, damit jede Klassenstufe einen eigenen Bereich für sich hat. Im alten Schulgebäude gab es nur ein Treppenhaus, und die verschiedenen Klassenstufen waren direkt nebeneinander. Die neue Struktur sei viel entspannter und übersichtlicher für die Schüler, so Mayrhofer.
Im grünen Flügel im Erdgeschoss sind die Klassenzimmer der Grundschüler. Als die Schulleiterin die Tür zu einem der Klassenzimmer öffnet, dringt heitere Musik in das ruhige Schulhaus. Die Grundschüler tanzen hier lachend mit ihren Kinderpflegerinnen und der Lehrerin durch das Klassenzimmer.
Mittendrin ist der neunjährige Nick. Er geht in die dritte Klasse und ist Schulsprecher. Am neuen Schulgebäude gefällt ihm vor allem der Pausenhof mit dem neuen Karussell. Außerdem sei es schön, dass es wieder ein Schwimmbad gebe, er wolle "unbedingt besser Schwimmen lernen". Sein Lieblingsfach sei Deutsch, sagt Nick, gerade würden sie den neuen Buchstaben G lernen. "Ich bin auch gut in Mathe, aber manchmal bin ich froh, wenn die Stunde zu Ende ist." Aus seinem Klassenzimmer hört man jetzt Trommeln, Nick schaut zur Tür und geht aufgeregt zurück zu seinen tanzenden Klassenkameraden.
Das Alphabet in Gebärdensprache
Zwei anderen Jungen aus einer zweiten Klasse gefällt, dass die Zimmer im neuen Schulhaus größer seien und die Flure heller als in der alten Schule. In ihrer Klasse lernen sie gerade den Buchstaben P, sie machen den Laut des Buchstabens vor und zeigen gleichzeitig eine Handbewegung, denn sie lernen das Alphabet auch in Gebärdensprache. Einer ihrer Klassenkameraden kann nicht mit Lautsprache kommunizieren. Auf einem großen Tablet hat er viele bunte Felder mit Begriffen, durch die er sich ausdrücken kann. Grinsend spielt er eine Reihe von Wörtern ab, die er mit seiner neuen Schule verbindet. Er mag vor allem den Computerraum, den Musikraum und den wöchentlichen Kunstunterricht. Jedes Klassenzimmer hat große Fenster, aus dem Zimmer der zweiten Klasse sieht man einige grasende Esel, die zu einem benachbarten Eselstall gehören.
Neben der Bühne in der Aula ist ein großes Schiebefenster, hinter dem sich eine gelbe Küche verbirgt. Ab der Mittelschulstufe haben Schüler hier Unterricht im Fach "Ernährung & Soziales", bei dem sie auch das Kochen lernen und beim wöchentlichen Pausenverkauf mithelfen. Eine Berufsschulklasse hat heute Apfeltaschen gemacht, das Blech mit den fertigen Backwaren liegt zwischen den Jugendlichen und leert sich schnell. Einigen Berufsschülern fehlt in der neuen Einrichtung noch ein umfassenderes Bewegungsangebot für die Pausen, mehr Fußbälle zum Beispiel und ein Basketballkorb. Aber sonst sind sie zufrieden.
Um 12.10 Uhr ist der Unterricht für die meisten Schüler vorbei, die Kinder und Jugendlichen strömen zu den weißen Schulbussen, die im Hof der Schule parken. Verdeckt vom Trubel vor dem Schulgebäude ist die Statue von zwei Bären in der Mitte des Hofes. Die Statue war Teil eines Brunnens der alten Johannes-Neuhäusler-Schule und ist auf Wunsch der Schüler mit umgezogen. Annette Mayrhofer sagt: "Die gehören zu uns, die zwei Bären."