Schloss Deutenhofen:Ein Ort der Zuflucht

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Im ehemaligen BRK-Pflegeheim Deutenhofen sollen etwa 30 neue Asylbewerber einquartiert werden. Doch ein Gebäude reicht nicht aus. Die Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten geht weiter.

Gregor Schiegl

Das ehemalige BRK-Seniorenwohnheim soll eineFlüchtlingsunterkunft werden. Nach Einschätzung der Regierung von Oberbayern ist es "grundsätzlich für die Unterbringung von Asylbewerbern geeignet". (Foto: DAH)

- Schloss Deutenhofen, Teil des ehemaligen BRK-Pflegeheims in Hebertshausen, wird aller Voraussicht nach im kommenden Jahr in eine Unterkunft für Asylbewerber umgewandelt; etwa 30 Flüchtlinge sollen dort untergebracht werden. Landratsamtssprecher Gerhard Weber sagte, der Landkreis werde das Objekt der Regierung von Oberbayern für diesen Zweck anbieten. Es befinde sich in einem Zustand, "der schnell wieder ertüchtigt werden kann". Aufgrund des Zimmerzuschnitts sei das Gebäude auch "gut geeignet für Familien".

Der Landkreis ist damit zwar einen großen Schritt weiter, die Suche nach Unterbringungsmöglichkeiten für Flüchtlinge im Landkreis ist damit aber noch keineswegs zu Ende: "Deutenhofen allein wird nicht reichen", räumte Weber ein. Im vergangenen Jahr sind die Flüchtlingszahlen um mehr als 30 Prozent gewachsen, das Erstaufnahmelager in Zirndorf ist überfüllt. Der Landkreis richtet sich daher darauf ein, spätestens im Frühjahr weitere Flüchtlinge zugewiesen zu bekommen, die er unterbringen muss.

Darüber war auch in einer nicht öffentlichen Gemeinderatssitzung am Montag in Hebertshausen die Rede, zu der Bürgermeister Michael Kreitmeir seine Amtskollegen eingeladen hatte - fünf waren erschienen. SPD-Fraktionssprecherin Marianne Klaffki scheiterte mit ihrem Versuch, die Bürgermeister zu einer Selbstverpflichtungserklärung zu bewegen, je nach Größer ihrer Gemeinde, eine bestimmte Zahl an Flüchtlingen unterzubringen. "Wir brauchen die Solidarität der Umlandgemeinden", sagte Klaffki tags darauf. Jede Kommune sei auch imstande, wenigstens vier oder acht Flüchtlinge in einer Wohnung unterzubringen. Dafür wolle sie bei den Bürgermeistern weiter "werben und streiten" und forderte dabei auch die Unterstützung des Landrats ein. Ziel müsse es immer sein, die Flüchtlinge, vor allem Familien und Kinder, dezentral unterzubringen. Sammelunterkünfte - das bestätige der Bayerische Flüchtlingsrat - mache die Menschen auf Dauer krank.

Sprecher Gerhard Weber sagte, er halte eine Unterbringung in Privatwohnungen für kaum machbar. "Das gibt der Wohnungsmarkt bei uns nicht her." Dennoch schloss er "definitiv" aus, Flüchtlinge wie in den 1990ern in Turnhallen einzuquartieren - was durchaus als Hinweis zu verstehen sein dürfte, dass das Landratsamt bereit sein könnte, Druck auszuüben, wenn sich die Entwicklung weiter zuspitzt.

Klaffkis Forderung nach einem verbindlichen Verteilungsschlüssel von Flüchtlingen nach der Einwohnerzahl der jeweiligen Gemeinde sind inzwischen auch Teil eines Positionspapiers der SPD-Kreistagsfraktion. Ausdrücklich ausgenommen wird davon lediglich die Stadt Dachau. Auf ihrem Gebiet befindet sich bereits ein großes Sammellager mit 148 Flüchtlingen. Bevor der Landkreis der Regierung von Oberbayern Schloss Deutenhofen offiziell als Flüchtlingsunterkunft anbieten kann, muss der Kreisausschuss den Vorschlag noch absegnen - was voraussichtlich in der Sitzung am 7. Dezember geschehen wird. Eine Zustimmung gilt - nicht zuletzt mangels Alternativen - als sicher.

Den neueren Trakt des ehemaligen Hebertshausener Pflegeheims will das Franziskuswerk Schönbrunn vorübergehend anmieten. Tobias Utters, Sprecher der Behinderteneinrichtung, sagte, wegen der Bauarbeiten in Schönbrunn müssten einige Wohngruppen vorübergehend ausgelagert werden. Zunächst müsse allerdings geklärt werden, ob das Gebäude den Anforderungen genügt.

© SZ vom 14.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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