Kultur:Rap-Lehrstunde und Konzert mit Freunden

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Bei der Veranstaltung "Rap trifft Oper" diskutieren (v.l.) Pianist Markus Kreul, Rapper Stefan Mühlbauer und Opernsängerin Daniela Denschlag in der Kulturschranne. (Foto: Toni Heigl)

Rund 300 Menschen haben bisher die Veranstaltungen des Poetischen Herbstes im Landkreis besucht. Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter zieht eine Zwischenbilanz.

Von Dorothea Friedrich, Dachau

"Stimm(en)für die Kultur" ist das Motto des Poetischen Herbstes 2023. Rund 300 Menschen jeden Alters haben bei den bisherigen Veranstaltungen gewissermaßen mit den Füßen abgestimmt und gezeigt, wie wichtig die unterschiedlichen Facetten der Kultur im Landkreis sind. Sie haben mit ihrer Begeisterung bewiesen, welchen Zauber und welche Macht Singen und Gesang haben. Wobei die berühmt-berüchtigte Zuordnung zu den diversen Genres keine Rolle spielt. "Wir haben gezeigt: Gesang tut gut - ganz egal ob Klassik, Schlager oder Pop", zieht die Organisatorin, Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter, eine Zwischenbilanz.

Zwei Beispiele: Bassbariton Florian Dengler verbindet seit den gemeinsamen Schuljahren eine enge Freundschaft mit dem Musikwissenschaftler und Pianisten Andreas Pernpeintner. In einem amüsanten Gesprächskonzert in der Kulturkreiskneipe Haimhausen haben die beiden beeindruckend gezeigt, wie Musik - ganz konkret das Jazz-Salonorchester des Josef-Effner-Gymnasiums unter der Leitung von Hans Blume - Freundschaften wachsen lässt, die Berufswahl beeinflussen und das Verständnis von und für die Welt der Töne ungemein erweitern kann.

Nach dem Motto: Wer Schubert-Lieder liebt oder sich beruflich mit Richard Strauss beschäftigt, kann ebenso lustvoll seine Leidenschaft für alte Tonfilmschlager ausleben: Er kann - wie Florian Dengler - zugleich der Papageno aus Mozarts Zauberflöte und der Bel Ami aus einem Uralt-Tonfilm sein. Diese Vielseitigkeit kommt beim Publikum an. Locker, fast familiär ist die Atmosphäre. Andreas Pernpeintner hat Lieder von Richard Strauss ausgewählt, darunter zwei der bekanntesten: "Ich trage meine Minne" und "Zueignung". Da könnte man in der sonst so belebten Kulturkneipe fast eine Stecknadel fallen hören, während sich das Publikum bei Georg Kreislers "Mädchen mit den drei blauen Augen" vor Lachen nicht mehr halten kann.

Liederabend in der Kulturkreiskneipe mit Andreas Pernpeintner und Florian Dengler, die seit Schulzeiten befreundet sind. (Foto: Toni Heigl)
Die Organisatorin des Poetischen Herbstes: Kreisheimatpflegerin Birgitta Unger-Richter. (Foto: Toni Heigl)

Und dann ist da noch ein Highlight: "Das hören Sie nur von uns", sagt Pernpeintner. Es sind zwei Lieder des in Dachau geborenen und später ins irische Cork ausgewanderten Alois Fleischmann. Alles in allem: ein Abend, der die eigene Stimmung vor Vergnügen singen und tanzen lässt.

"Oper ist überlebenswichtig"

Ganz anders nähern sich am vergangenen Sonntag Pianist Markus Kreul, Sopranistin Daniela Denschlag und Rapper Stefan Mühlbauer alias "Das Ding aus dem Sumpf" in der Dachauer Kulturschranne ihrem Lebensthema. Sie sprechen über Musik, in der klassischen und in der Rap-Version. Es wird so etwas wie eine Lehrstunde in Sachen Rap für ansonsten eher klassikaffine Menschen und umgekehrt, zumal Mühlbauer in feinem Zwirn so gar nicht dem typischen Rapper-Bild entspricht. Warum er sich dieser Musik verschrieben hat, will Kreul wissen. "Sprechen ist die unmittelbarste Linie zwischen uns", holt Mühlbauer aus und fügt hinzu: "Rap wächst unmittelbar aus den Gefühlen heraus." Er beschreibt eindrücklich, wie "ein Becken voller Sätze immer in die Songs wollte".

Opernsängerin Denschlag ist eine leidenschaftliche Kämpferin für die Oper und erklärt, warum eine Vorstellung für Sängerinnen und Sänger "Hochleistungssport" sei. Auf Kreuls Einwurf hin, Opernhäuser seien Museen, in denen immer nur dieselben Stücke aufgeführt würden, sagt sie: "Oper ist überlebenswichtig." Sehr nachdenklich wird es, als Denschlag mit Blick auf die dramatischen Todesszenen in der Oper sagt: "Das ist die Apotheose des Sterbens."

Doch es bleibt nicht so ernst. Fast nebenbei erfährt man, wie die Ausbildung der Stimme den ganzen Menschen beeinflusst: "Die Arbeit mit der Stimme lehrt uns, uns jeden Tag zu hinterfragen", ist Denschlag überzeugt - und wird damit wohl etliche Zuhörer motiviert haben, achtsamer mit ihrer Stimme umzugehen, ganz egal, ob sie Rap oder Opernarien mögen.

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