Gerda Hasselfeldt:Böse Russen, freche Griechen, doofe SPD

Lesezeit: 2 min

Die CSU-Bundestagsabgeordnete Gerda Hasselfeldt analysiert in Petershausen Bundespolitik und Weltgeschehen.

Von Anna-Sophia Lang, Petershausen

Es liegt wohl in der Natur von Diskussionsveranstaltungen, dass viel gemeckert und wenig gelobt wird. Das Gespräch zwischen den CSU-Ortsverbänden Petershausen, Vierkirchen und Weichs und der Bundestagsabgeordneten Gerda Hasselfeldt am Mittwochabend in Kollbach war da keine Ausnahme. Obwohl, gelobt wurde schon, aber nur eine: Gerda Hasselfeldt. "Ganz toll", lautete das Resümee der Teilnehmer beim begeisterten Händeschütteln mit der Abgeordneten am Ende der Veranstaltung.

Wer gedacht hatte, die Unterbringung von Asylbewerbern würde den Besuchern am wichtigsten sein, irrte sich. Diskutiert wurde vor allem über europäische und bundespolitische Fragen: die Griechenland-Krise, die Ukraine und Russland, die Mautpläne von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt und den Mindestlohn. Die anwesenden CSU-Vertreter nahmen den Besuch "ihrer" Parlamentarierin zum Anlass, einmal richtig vom Leder zu ziehen. Und Hasselfeldt machte mit. "Putin hat zwei Interessen", erklärte sie auf die erregte Nachfrage eines Besuchers. "Erstens das, was mit dem Zerfall der Sowjetunion geschehen ist, rückgängig zu machen, und zweitens, Europa zu destabilisieren und die politische Geschlossenheit auseinanderzubringen."

Der griechische Premierminister, Alexis Tsipras, ruft bei der Petershausener, Weichser und Vierkirchner CSU offenbar sogar noch mehr Wut hervor als der russische Präsident Putin. Die Bundestagsabgeordnete und ihre kommunalen Schäfchen waren sich einig. "Frechheit, ständige Forderungen und persönliche Anschuldigungen" prägten die Verhandlungen Griechenlands mit der EU, sagte Hasselfeldt. Die Erfolge der Samaras-Regierung hätten Tsipras und Co. "kaputt gemacht". Die Griechen missachteten europäische Regeln, war die Nachricht: "Dieses Europa ist auch deshalb glaubwürdig, weil getroffene Regelungen eingehalten werden." Die Besucher waren begeistert. Ihr aufgestauter Ärger über die Griechen, die das Geld der deutschen Steuerzahler verschwendeten, wurde endlich bestätigt. Dass auch Deutschland die Maastricht-Kriterien wiederholt gebrochen hat, war wohl allen entfallen.

Dann doch lieber weiter in den Erfolgen der Union schwelgen. Die Union sei sowieso von Anfang an gegen Griechenlands EU-Beitritt gewesen, erinnerte Hasselfeldt. Sie habe damals, zur Zeit der rot-grünen Bundesregierung, geschlossen davor gewarnt. "Manche politischen Fehler kann man nicht rückgängig machen." Fazit: Die CSU mache es richtig, die SPD hinke, ob bei der Energiepolitik, in der Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel "den Schwarzen Peter anderen zuschieben" wolle oder beim "Prestigeprojekt" Mindestlohn von Arbeitsministerin Nahles. Die Dokumentationspflicht, die damit für die Betriebe verbunden sei, sei "so schizophren, das kann man sich gar nicht vorstellen". Dass das Mindestlohngesetz geändert werde, glaubt Hasselfeldt nicht. Denn die SPD mache schließlich fast nur das, was ihr die Gewerkschaften sagten. Dass Hasselfeldt da vom eigenen Koalitionspartner spricht, stört keinen. Von den CSU-Verbänden gibt es Applaus.

Erst am Ende gibt es Fragen zur Flüchtlingspolitik - vor allem besorgte. Doch Hasselfeldt beruhigt. Flüchtlinge aus den Westbalkanstaaten sollten so schnell wie möglich wieder zurückgeführt werden. Auch um die abzuschrecken, "die sonst auch noch kommen wollen". Es folgen wieder laute Zustimmungsbekundungen. Nur einer steht ganz am Ende auf und hat etwas anderes zu sagen. "Die Flüchtlinge können auch eine Chance für die Zukunft sein", sagt Michael Putterer. Vollkommen altruistisch ist die Aussage des stellvertretenden Kreisvorsitzenden der Jungen Union nicht, er bezieht sich vor allem auf den Fachkräftemangel. Trotzdem, es ist ein Schlusspunkt, der Hoffnung macht. Vielleicht müssen es doch wieder einmal die Jungen richten.

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: