Pädagogik:Ein Ort des Lachens und des Glücks

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Vor 30 Jahren gründete Gerda Riedel Dachaus ersten privaten Kinderhort als ambitionierten Gegenentwurf zu den bestehenden Einrichtungen. Jetzt feiert die Froschvilla ihr Jubiläum.

Von Andreas Förster, Dachau

Manchmal können sich die schwierigsten Erlebnisse im Nachhinein als Glücksfall erweisen. Die Froschvilla ist so ein Fall: sowohl ein unverzichtbares Puzzle-Teil in der Dachauer Kinderbetreuung, als auch eine persönliche Erfolgsgeschichte. Auslöser für die Gründung von Dachaus erstem privatem Kinderhort vor 30 Jahren war eine persönliche Lebenskrise. Gerda Riedel hatte sich von ihrem Mann getrennt und suchte für ihre beiden schulpflichtigen Kinder eine Betreuungseinrichtung. "Aber nicht irgendeine", sagt die mittlerweile 63-Jährige. Da sie selbst in einem Kindergarten arbeitete, hatte sie recht genaue Vorstellungen, wie so eine Einrichtung aussehen sollte. Ein Ort des Lachens und des Glücks sollte es sein, nicht der Regeln.

"Die Horte hatten damals noch einen eher zweifelhaften Ruf", sagt Gerda Riedel. "Ursprünglich waren sie für sozial schwächere Familien, in denen beide Elternteile arbeiten mussten, so eine Art Nothilfeeinrichtung." Konzeptionell sei da wenig ausgearbeitet gewesen. Ausgerechnet im Jugendamt setzte man Riedel den Floh ins Ohr: "Machen sie doch was Eigenes . . ." Als ihr Vater tatsächlich die Vorfinanzierung übernahm, war die Entscheidung gefallen, Dachaus erster privater Kinderhort war geboren.

Seitdem ist viel passiert. Riedel erinnert sich: "Anfangs gab es zahlreiche Probleme, wir leisteten Pionierarbeit, haben ein ganz neues Hortkonzept entwickelt." Allmählich stieg das Ansehen der Einrichtung. Die Öffentlichkeitsarbeit, Riedels umsorgende Mütterlichkeit und das ganzheitlich, auf soziale, emotionale, kreative und kognitive Förderung ausgerichtete Konzept überzeugten sowohl die Eltern als auch die Stadt Dachau, die schließlich sogar einen Teil der Personalkosten übernahm. Mit den Jahren stieg die Zahl der betreuten Kinder von anfangs zwölf bis auf mehr als 40.

Der Verwaltungs- und Arbeitsaufwand wuchs und der Erziehermangel gab "oft Anlass zur Sorge", sagt Riedel, schließlich war der hohe Personalschlüssel eine der Säulen des Konzepts. Qualifiziertes Fachpersonal war schon in den 90er Jahren Mangelware. Im Jahr 2007 stand der Hort plötzlich vor dem Aus, die Mieterhöhung war nicht zu stemmen. Es gab interne Konflikte und Streit mit den Nachbarn in der Udldinger Straße. Riedel sagt: "Der Traum wurde zum Albtraum." Retter in der Not war die Stadt Dachau. Sie bot ihr die Räume der ehemaligen Bücherei in der Augsburger Straße 7 an. So zog die Froschvilla, wie sich der Hort mittlerweile wegen der Frösche im Garten der Udldinger Villa nannte, in die Altstadt. Vier glückliche Jahre folgten, bis für Riedel die Zeit des Abschieds gekommen war. "Ich war immer nebenbei Künstlerin", erzählt sie. "Mit knapp 60 wollte ich mich dieser Passion voll und ganz widmen." In Christian und Christel Waegele fand sie die geeigneten Nachfolger.

Gerda Riedel hat mit der Konzeption ihres privaten Kinderhorts Froschvilla Pionierarbeit geleistet. (Foto: Niels P. Joergensen)

Er ist evangelischer Theologe, unterrichtet Deutsch als Fremdsprache an der Volkshochschule und leitet die Hausaufgabenbetreuung in der Froschvilla. Seine Frau kümmert sich um die Administration. Qualifiziertes Fachpersonal betreut die 48 Hort- und Mittagsbetreuungskinder. Die Hälfte davon hat ein Handicap. Wie die Achtjährige, die wegen ihrer Diabetes-Erkrankung von allen anderen Horteinrichtungen abgelehnt worden war. "Das Mädchen und wir sind so fit mit der Waage und der Insulinpumpe, dass wir keine Hilfe mehr benötigen", versichert Christian Waegele.

Gerda Riedels Traum vom Hort des Glücks lebt weiter.

30 Jahre Froschvilla: Gefeiert wird am Freitag, 12. Juni, von 16 Uhr an mit etwa 250 Gästen im Ludwig-Thoma-Haus. Infos zur Froschvilla gibt es im Internet auf www.froschvilla.de.

© SZ vom 12.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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