Tierquälerei:Biber mit Kopfschuss gefunden

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Auf der Röntgenaufnahme ist deutlich die Kugel zu sehen, die noch im linken Oberkiefer des halbverhungerten Bibers steckt. (Foto: privat/Bund Naturschutz)

Spaziergänger entdecken bei Odelzhausen ein halbtotes Tier. Eine Gewehrkugel steckt im Kiefer, der Biber war schon länger verletzt und wurde jetzt eingeschläfert. Das Landratsamt hat Anzeige erstattet.

Von Alexandra Vettori, Odelzhausen

Spaziergänger haben am Montagnachmittag einen verletzten Biber am Steinfurter Bach südlich von Sittenbach in der Gemeinde Odelzhausen gefunden. Ein Tierarzt wurde informiert sowie der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz, Roderich Zauscher, ebenso die Biberberater des Landkreises und von Südbayern. Erst dachten alle, das Tier habe nur Bisswunden am Rücken. Doch eine genauere Untersuchung durch eine Tierärztin aus Fürstenfeldbruck ergab Schockierendes: Der Biber war halbverhungert und schwer verletzt, die Oberzähne waren nicht mehr vorhanden, die unteren dafür sehr lang gewachsen. Eine Röntgenaufnahme zeigte dann, dass eine Gewehrkugel im Oberkiefer steckte, worauf das etwa zweijährige Tier eingeschläfert wurde.

Das Landratsamt Dachau hat inzwischen Anzeige erstattet, denn der Biber ist ein streng geschütztes Tier. Nach Ansicht des Biberberaters für Südbayern, Gerhard Schwab, kommt noch ein weiterer Aspekt hinzu: Das Projektil stamme sehr wahrscheinlich von einem Kleinkalibergewehr, mit so etwas schieße kein Jäger. Nur ein solcher dürfte aber, nach behördlicher Anordnung, einen Biber erlegen. Das Landratsamt wisse aber nichts von einer Abschussgenehmigung.

Schwab sagt: "Es geht nicht nur um einen toten Biber. Da läuft jemand draußen mit einem Gewehr rum, das ist klar eine Straftat. Und er hat den Biber ja nicht mal richtig getroffen, das nächste Mal schießt er vielleicht auf Vögel, und dahinter laufen Kinder."

Das Tier irrte schon länger verletzt umher

Der BN-Kreisvorsitzende Roderich Zauscher berichtet: "Der Biber war schon länger verletzt, hatte sicher große Schmerzen und konnte mit dem deformierten Gebiss auch nicht mehr fressen. Er ist herum geirrt, bis er vor Schwäche nicht mehr konnte." Zauscher vermutet, dass der Schuss nicht am Fundort abgegeben worden ist, "im Großraum ja, aber nicht direkt dort". Von Konflikten mit einem Biber im Bereich Sittenbach weiß er nichts.

Der jüngste Frevel fand am Augraben im Palsweiser Moos statt, wo Unbekannte im Februar einen Biberdamm zerstört haben. "Aber die beiden Fälle haben fast sicher nichts miteinander zu tun", sagt Zauscher. Dass Biber illegal geschossen würden, komme sicher öfter vor, "aber dass einer dann armselig verhungert, habe ich noch nicht gesehen".

Bei der Dachauer Polizei ist die Anzeige inzwischen eingegangen. Das Projektil werde in Augenschein genommen, versicherte ein Sprecher, eine ballistische Untersuchung aber sehr wahrscheinlich nicht durchgeführt, weil das nicht automatisch zum Täter führe. Nichtsdestotrotz bittet die Polizei Zeugen, die das verletzte Tier oder einen Menschen mit Gewehr im Bereich des Steindlbachs gesehen haben, sich unter der Nummer 08131/561-0 zu melden.

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