Odelzhausen/Schönbrunn:Dreisprung Richtung Inklusion

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Schulverband Odelzhausen und Franziskuswerk einigen sich auf Kooperation beim Neubau der Grund- und Mittelschule

"Das ist ein gewaltiger Sprung nach vorn", sagt Markus Tolksdorf, Geschäftsführer der gemeinnützigen Franziskuswerk GmbH in Schönbrunn. Denn sein Unternehmen und der Schulverband Odelzhausen haben sich darauf geeinigt, eine gemeinsame neue Schule für Grund- und Mittelschüler zu bauen. Und in die sollen auch die behinderten Kinder gehen, die noch als Außenklassen der Johannes-Neuhäusler-Schule für geistig behinderte Kinder in Wagenhofen in einer umgebauten Gewerbehalle untergebracht sind. Es handelt sich teilweise um Kinder, denen der Schulweg von Odelzhausen nach Schönbrunn nicht zumutbar ist. Die meisten leben in dem Heim Wiege.

Bei dem Sprung handelt es sich, sportlich ausgedrückt, um einen Dreisprung. Denn zunächst war von Seiten des Schulverbands nur die Option eingeräumt worden, dass die Neuhäusler-Schule einen eigenständigen Komplex auf dem Schulgelände errichten darf. Er war als Solitär geplant und sollte erst entstehen, wenn die neue Grund- und Mittelschule fertig ist. Immerhin sollte - in einem ersten Sprung - eine räumliche Nähe entstehen.

Der Schulverband steht gemeinsam mit dem Landkreis Dachau vor einem großen Projekt. Denn in der Gemeinde soll einen neue Realschule entstehen, dazu eine neue Grund- und Mittelschule. Zurzeit sind alle drei Schularten in dem bestehenden Areal untergebracht. Ursprünglich war nur ein Realschulanbau geplant. Allerdings stellte sich heraus, dass das bestehende Gebäude so marode ist, dass sich ein kompletter Neubau anbietet. Die drei Schularten werde im Gebäude eng verzahnt, mit dem Ziel, eine echte Kooperation zu ermöglichen.

Von der waren die behinderten Kinder ausgeschlossen. Insofern widersprach das Odelzhausener Schulkonzept der UN-Behindertenkonvention, die von der Bundesrepublik unterzeichnet wurde. Demnach sind die Länder und Kommunen dazu verpflichtet, die Inklusion voranzutreiben. Obwohl die Baupläne fertig waren, begann der Schulverband Odelzhausen eine neue Debatte mit dem Franziskuswerk, ob und wie eine bessere Einbindung behinderter Kinder in das neue Konzept möglich wäre. Der zweite Sprung war getan.

Ende vergangener Woche folgte nun der entscheidende. In einer gemeinsamen Presseerklärung heißt es: "Nach Abschluss des Schulneubaus in Odelzhausen und Abriss des Altbestandes des bestehenden Schulgebäudes der Grund- und Mittelschule wird für die Außenklassen der Johannes-Neuhäusler-Schule vom Franziskuswerk ein eigenes, staatlich gefördertes Gebäude errichtet. Nach dem Beschluss des Zweckverbandes wird die für den Neubau erforderliche Grundstückfläche in unmittelbarer Nähe des geplanten Schulzentrums in Erbbaurecht zur Verfügung gestellt." Dabei kommt es auf das Wort "Nähe" an. Denn in der Erklärung wird der Vorsitzende des Schulverbands, der Pfaffenhofener Bürgermeister Helmut Zech (CSU), mit den Worten zitiert: ""Mit dem geplanten Gebäude rücken die Schülerinnen und Schüler mit Behinderung möglichst nah an das neue Schulgebäude heran. Beide Gebäude werden über die bereits vorgesehenen Erweiterungsachsen sogar miteinander verbunden werden können." Pfaffenhofen und Sulzemoos bilden mit Odelzhausen den Schulverband.

Deswegen spricht Tolksdorf von einem "gewaltigen Schritt". Denn aus seiner Sicht sind jetzt pädagogische Konzepte möglich, die unter Umständen ein gemeinsames Lernen, aber auf jeden Fall ein gemeinsames Leben im Schulalltag ermöglichen. Übrigens gilt als erwiesen, dass nicht-behinderte Kinder davon im sozialen und emotionalen Lernen enorm profitieren.

© SZ vom 22.10.2015 / we - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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