Odelzhausen/München:"Bandido" muss Waffen abgeben

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Mitglied einer Rockergang klagt vor Gericht und verliert

Das Landratsamt Dachau hat einem 54-jährigen Mitglied einer der größten Rockerclubs weltweit, den "Bandidos", die Waffenbesitzkarte entzogen. Der Kfz-Mechaniker und Sportschütze aus der Gemeinde Odelzhausen hatte legal einen Revolver, eine Pistole sowie eine Repetier-Flinte, auch Pumpgun genannt, besessen. Den Entzug der Waffenbesitzkarte im Januar 2014 hatte das Landratsamt damit begründet, dass der 54-Jährige, der auch im Sicherheitsgewerbe tätig ist, Mitglied bei den Bandidos ist. Gegen diese Entscheidung hat der Mann jetzt vor dem Verwaltungsgericht München Klage erhoben.

Seine Waffen hatte der Kfz-Mechaniker nach dem Entzug verkaufen müssen. In der mündlichen Verhandlung vor dem Gericht ließen die Richter bereits durchblicken, dass die Klage wohl kaum Aussicht auf Erfolg haben wird. Dabei verwiesen sie auf die Rechtsprechung des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs. Dieser hatte in ähnlichen Verfahren schon 2011 erklärt, dass Mitglieder von Rockerclubs wie den Bandidos oder Hells Angles als "waffenrechtlich unzuverlässig" anzusehen seien. Alleine die Zugehörigkeit zu solchen Clubs rechtfertige den Entzug einer Waffenbesitzkarte.

Der Kfz-Mechaniker war zwanzig Jahre lang im Besitz einer solchen Lizenz und ist nicht vorbestraft. Die Richter am Münchner Verwaltungsgericht erklärten, dass sie sich der Rechtsauffassung des Verwaltungsgerichtshofs anschließen. Ein Beamter des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA), der dem Gericht über aktuelle Erkenntnisse zu Rockerclubs in Bayern berichtete, sagte: Motorradclubs wie die Bandidos oder Hells Angels "wollen außerhalb der Gesetze und Regeln stehen". Dies gehöre zu deren Selbstverständnis. 2014, sagte der LKA-Beamte, habe die Polizei im Freistaat Bayern rund 300 Fälle aus dem Bereich der organisierten Kriminalität bearbeitet. Rocker seien dabei in 48 Fällen Beschuldigte gewesen. Von insgesamt 23 Waffen- und Raubdelikten seien 2014 allein 17 von Rockern begangen worden. Zwar begingen die Mitglieder der Hells Angels die meisten Straftaten, so der LKA-Beamte. "Danach kommen aber gleich die Bandidos."

Der Anwalt des Kfz-Mechanikers beantragte den Widerruf der Waffenbesitzkarte durch das Landratsamt Dachau aufzuheben. Sein Mandant, so der Anwalt, habe beruflich viel zu tun. In seiner Freizeit fahre er Motorrad und sei unter anderem Trainer für Thai-Boxen. "Wie solle er da Zeit haben, sich gewalttätig mit Waffen zu beschäftigen", fragte der Anwalt. Die Vertreter des Freistaats Bayern stellten den Antrag, die Klage des Kfz-Mechanikers abzuweisen. Der Logik, wonach der 54-Jährige gar keine Zeit habe, Straftaten zu begehen, ließen sie nicht gelten. Nach der Verhandlung erklärte der Kfz-Mechaniker sichtlich geknickt: "Man macht mich zum Verbrecher, weil ich bei den Bandidos bin".

© SZ vom 11.03.2016 / sal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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