Neue Diskussion um ein Gewerbegebiet:Karlsfeld darbt

Lesezeit: 1 min

Ein verlorenes Ratsbegehren hat die Pläne für ein weiteres Karlsfelder Gewerbegebiet 2010 weggefegt. Nun will die klamme Gemeinde den Bürgern einen neuen Vorschlag unterbreiten.

Gregor Schiegl

Den Karlsfeldern steht eine neue Diskussion über Gewerbegebiete bevor. Die Gemeinde will ihren Bürgern in einer Informationsveranstaltung Flächen vorstellen, auf denen sich nach ihrer Einschätzung doch noch neue Gewerbeflächen ausweisen ließen. "Wir wollen den Bürgern aufzeigen, unter welchen Zwängen der Gemeinderat steht", erklärte Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU). "Uns ist es wichtig, die Bürger frühzeitig mit ins Boot zu holen - bevor der Gemeinderat eine Entscheidung trifft." In einer von der Gemeinde selbst initiierten Volksabstimmung hatte im Dezember 2010 hatte eine Mehrheit der Karlsfelder Wähler die Pläne der Gemeinde für ein 7,35 Hektar großes neues Gewerbegebiet im Bereich Bajuwarenstraße und Schleißheimer Straße gekippt. Die Gegner des Projekts hatten vor allem die Lage des Areals kritisiert, das zu großen Teilen im regionalen Grünzug liegt. Wo die Einwohner reichste aber flächenmäßig kleinste Gemeinde des Landkreises nun Alternativflächen sieht, bleibt bis zur Informationsveranstaltung im Bürgerhaus am Mittwoch, 26. Oktober, um 19 Uhr Geheimnis der Kommune. Karlsfeld darbt finanziell wie kaum eine andere Kommune im Landkreis: Nach dem Rekordjahr 2000 mit knapp 40 Millionen Euro Gewerbesteuern gingen die Einnahmen kontinuierlich zurück. Durch den Rückzug des Energiekonzerns Eon hat sich im gemeindlichen Haushalt jüngst auch noch eine Lücke von mehr als zwei Millionen Euro aufgetan. Im vergangenen Jahr nahm die Gemeinde nur mehr 5,7 Millionen Euro Gewerbesteuer ein, angesetzt waren 7,5 Millionen Euro. In der Folge musste die Gemeinde Bauvorhaben, schieben oder streichen und Gebühren erhöhen. Der Gemeinderat hält daher eine Ausweisung neuer Gewerbeflächen für unumgänglich. Die Maßnahme fügt sich auch in Kolbes eigene Agenda, in Karlsfeld "Wohnen und Arbeiten näher zusammenzubringen". Kolbe will eine ähnlich scharf geführte Auseinandersetzung wie im Dezember 2010 diesmal unbedingt vermeiden, "da entstehen nur Gräben". Zum jetzigen Zeitpunkt sei das Thema Gewerbegebiet "noch nicht so emotional aufgeladen", man könne noch "sachlich" argumentieren. Und das soll diesmal nicht nur sehr frühzeitig, sondern auch auf einer breiten Basis geschehen. Er wolle "möglichst viele Bürger zu Wort kommen lassen", sagte Kolbe. Denn: "Mich hat nachhaltig beschäftigt, dass so beim Ratsbegehren wenige Bürger zur Abstimmung gegangen sind." Die Wahlbeteiligung lag bei 33,6 Prozent.

© SZ vom 15.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken
OK