Naturkostinsel Dachau:Mit Sicherheit Bio-Eier

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Die Naturkostinsel in Dachau arbeitet vor allem mit Landwirten der Region zusammen, um eine hohe Qualität zu garantieren. Beispielsweise mit den Demmelmairs vom Ferlhof.

Maria Frings und Anne Heidebrecht

Ein echtes Freiland-Bio-Huhn braucht einen Auslauf von mindestens vier Quadratmetern; wie auf dem Ferlhof garantiert. Nur dann verkauft die Naturkostinsel von Maria Scheiblhuber deren Eier in Dachau. (Foto: Toni Heigl)

) - Wie viel Bio steckt eigentlich in meinem Bio-Ei? Eine berechtigte Frage. Denn nach den Lebensmittelskandalen der letzten Zeit sind viele Verbraucher verunsichert. Maria Scheiblhuber hat die Naturkostinsel gegründet und betreibt in Dachau und Starnberg ihre beiden Filialen. Sie erzählt: "Gerade an Ostern haben sich viele Kunden nach der Herkunft der Eier erkundigt." Insofern hat der Lebensmittelskandal für sie anscheinend positive Auswirkungen. "Man merkt schon, dass die Verbraucher wachgerüttelt sind und jetzt wieder mehr darauf achten, was sie essen. Allgemein kann ich einen Kunden-Zuwachs feststellen."

Die Naturkostinsel setzt aber nicht nur bei den Eiern auf "100-prozentige Bio-Lebensmittel". Der Zertifizierungsdienstleister ABCERT ist auf Bio-Lebensmittelkontrolle spezialisiert. Es handelt sich um eine staatlich zugelassene Kontrollstelle für Bioprodukte mit Firmensitz in Esslingen bei Stuttgart. Scheiblhuber sagt: "Er überprüft unsere Produkte regelmäßig und gewährleistet, dass alles Bio ist." Ihre Kunden, sagt sie, wüssten eben Qualität zu schätzen. Gleichzeitig seien sie sich im Klaren darüber, dass man für gute Lebensmittel auch mehr bezahlen müsse. Dann erzählt sie von einer Rentnerin, die seit 20 Jahren Stammkundin sei: "Die Frau meinte zu mir: Für andere sei es Luxus, jede Woche zum Friseur zu gehen, und sie komme in meinen Laden und leiste sich leckere Bio-Lebensmittel." Die Rentnerin vertraut also auf Scheiblhuber.

Das kann sie wohl auch. Denn die Eier der Naturkostinsel kommen von Biobauernhöfen aus der Region: vom Grosser-Hof in Ergolding und von der Familie Demmelmair vom Ferlhof in Hilgertshausen. "Von dort werde ich ausreichend mit Bio-Eiern versorgt. Zudem habe ich einen Direktbezug ohne Zwischenhändler", sagt Scheiblhuber. Durch die direkte Lieferung vom Bauernhof zum Laden sieht sie "auch die Transparenz" über die Qualität ihrer Produkte "voll gegeben".

Idyllisch gelegen am Waldrand, lebt und arbeitet die Familie Demmelmair. Der biologisch und ökologisch geführte Bauernhof beherbergt circa 1500 Hühner, die nach den Prinzipien der Freilandhaltung gehalten und versorgt werden. Sowohl im Sommer als auch im Winter können sie frei im Stall umherlaufen oder den Freilandauslauf nutzen. Zwar missfallen Hühnern Schnee und winterliche Temperaturen, aber die Option, auch in der kalten Jahreszeit frische Luft zu genießen, bleibt ihnen nicht verwehrt. Gefüttert werden die Tiere ausschließlich aus ökologischen Erzeugnissen. Einzelne Komponenten wie Weizen, Hafer, Erbsen, Ackerbohnen stammen aus eigener Produktion, weitere Bestandteile wie Grascops oder Mais werden zugekauft.

Die Familie Demmelmair hat aus ihrer biologischen Landwirtschaft eine Art Gesamtwerk geschaffen, in dem sie nicht nur produzieren, sondern auch für ihre Überzeugung werben. So versucht sie, ihr Wissen über biologische Qualität, die täglich anstehenden Verpflichtungen auf einem Bauernhof und die Arbeitsvorgänge hinter einzelnen Produkten weiterzugeben.

Dazu hat sie eigens das spannende und durchaus profitable Projekt "Lernort Bauernhof" gegründet. Schulklassen oder Kindergartengruppen lernen hier, Idee und Konzept einer nachhaltigen Landwirtschaft zu verstehen. Seit Juni 2012 gibt es ein Schullandheim auf dem Hof, so dass die Kinder nun auch dort übernachten. Dadurch erfahren die Kinder über mehrere Tage hinweg, wie Tiere artgerecht gehalten werden und wie naturnahe Nahrungsmittelproduktion aussieht.

Und sie erfahren, wie anstrengend es ist, in der Früh rauszugehen, die Eiern einzusammeln, die Tiere zu füttern, um dann mit den Hofeiern selbst Spaghetti zu machen. Bäuerin Erika Demmelmair, die Managerin und Ideengeberin, wünscht sich vor allem für die Kinder einen "bewussteren Umgang mit Lebensmitteln, damit sie künftig weniger Essen wegschmeißen und mehr auf den Verbrauch achten". Aber nicht nur Kinder hat die Neugierde an Landwirtschaft gepackt, sondern auch Eltern und Lehrer. Erika Demmelmair: "Bis zum Sommer sind so viele Gruppen angemeldet, dass wir ausgebucht sind."

Zudem gibt es seit eineinhalb Jahren einen Hofladen, in dem zwar überwiegend Familien und Ältere ihre Einkäufe tätigen, aber "eine Nachfrage nach Bioprodukten ist in jedem Fall zu verzeichnen. Inzwischen stellen wir sogar fest, dass unsere belieferten Bioläden oft zu wenig Eier haben."

© SZ vom 05.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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