Als junger Künstler radelte Alfred Hohenegger 1949 von München nach Florenz. Ein Jahr später brach der gebürtige Dachauer mit dem Fahrrad nach Rom auf. Dort am Piazza Venezia zeichnete er die Gebäude, traf seine große Liebe Antonia Gallas und blieb für immer in Italien. Vor Kurzem ist er im Alter von 93 Jahren verstorben. Mit Architekt Erwin Deffner (95) aus Dachau war der Wahl-Italiener jahrzehntelang befreundet. "In Rom hat Alfred Karriere gemacht und konnte sich als Künstler richtig freischwimmen und hat große Aufträge als Graphiker bekommen", so Deffner. Dort lebte Hohenegger mit seiner Frau Antonia Gallas und seinen fünf Kindern. Seit 35 Jahren war er Bürger von Foligno in Umbrien, wo er nun beerdigt wird.
Sein Sohn Hansmichael Hohenegger beschreibt die Vielseitigkeit seines Vaters so: "Er war Maler, Grafiker und Designer, künstlerischer Leiter dreier Zeitschriften, Fachautor in Kunst und Gestaltung und jahrelang Dozent mit eigenem Lehrstuhl für Gestaltung an der Hochschule für Grafik in Urbino, Rom und Neapel." Deffner ergänzt: "In seinen Malereien hat er sehr viele Eindrücke aus der Antike verarbeitet und sich zum Beispiel mit der Apokalypse beschäftigt. Er hat auch Bücher illustriert wie die Odyssee."
"Später war er mehr Italiener als Deutscher"
Mit Kollektiv- und Einzelausstellungen hat sich Hohenegger in Europa und in Südamerika einen Namen gemacht, erzählt sein Sohn: "Bedeutende Werke von ihm sind etwa im Baseler Kunstmuseum, Gutenberg-Museum Mainz, im Pariser Kultur- und Ausstellungszentrum Centre Pompidou und in den Kunstmuseen in Rio de Janeiro und Sao Paulo ausgestellt."
Darüber hinaus veröffentlichte er Bücher über Kunstfachliteratur, auch sein eigenes Schaffen fassten Gustav René Hocke, Rosario Assunto und Elio Mercuri 1975 in einer Monografie zusammen. Erwin Deffner besuchte Hohenegger mehrmals im Süden und bilanziert: "Später war Alfred mehr Italiener als Deutscher. Er sprach perfekt Italienisch und hat sich auch mit seiner Lebhaftigkeit perfekt eingefügt." Nach Dachau kehrte der Künstler regelmäßig zurück, um seine Familie zu besuchen. Bereits sein Vater Simon Hohenegger war Maler.