Mitten in Dachau:Skandal um Andi

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Für welche Partei wirbt eigentlich das Plakat mit Breze und gekreuzten Knochen? Eine investigative Geschichte

Von Benjamin Emonts

Aus der Mitte der Europawahlplakate sticht er säbelscharf ins Auge: der Totenkopf in Gestalt einer Breze - und unmittelbar darunter die sich kreuzenden Knochen und schließlich der Schriftzug: www.skandal-bayern.de. Die Plakate hängen am Mittwoch noch in Dachau und Karlsfeld ebenso wie im Hinterland und sogar den angrenzenden Landkreisen, auf den städtischen Plakatwänden, im Bahnhofskiosk. Doch was wollen sie uns sagen? Hat die Piratenpartei extra für die Europawahlen ein neues Logo designt? Oder ist die Idee doch wieder auf dem Mist rechtsradikaler Gruppierungen gewachsen, die via Internet ihr minderbemitteltes Gedankengut streuen wollen?

Weder noch. Strippenzieher der Plakataktion, das ergab ein Insidertipp von Dachaus Zweitem Bürgermeister Kai Kühnel, ist der im Landkreis als Gaudi-Musikant bestens bekannte Anderl Laubert, der ehemalige Frontmann der legendären Blechblosn. Gibt man skandal-bayern.de in den Browser ein, so erscheint die Totenkopfbreze und darunter ein Countdown. Dieser läuft genau bis Samstag, 19 Uhr, dann nämlich geht die Webseite von Lauberts neuer Band online: "Skandal". Laubert, ganz der bayerische Bazi, wollte mit seiner Plakataktion Neugier und Spannung erzeugen. Aber auf städtischen Plakatwänden? Kurz vor der Europawahl? Als die SZ mit ihm darüber spricht, wird der sonst so spaßige, überaus freundliche Musiker plötzlich ungehalten. Gerade noch hat er fröhlich drauf los geplaudert, jetzt droht er mit einer Klage, sofern das eben Gesprochene gedruckt werde. Laubert dämmert es wohl, dass es nicht rechtens war, die öffentlichen Plakatwände zur Eigenwerbung heranzuziehen. Am Donnerstag jedenfalls, als sich der Dachauer Bauhofleiter Jürgen Hanisch auf Spurensuche macht, sind die Plakate abgerissen. Der Countdown aber läuft weiter.

© SZ vom 23.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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