Mitten in Dachau:Katzen ausgesetzt und weggeworfen

Lesezeit: 1 min

Sie wurden in einen Karton gepackt und mitten in der Stadt abgestellt: Doch die vier Kätzchen hatten Glück.

Helmut Zeller

Ziemlich verblüfft war ein Dachauer, der am vergangenen Samstag beim Spaziergang in der Mittermayer- Straße einen Karton fand, aus dem maunzende Geräusche drangen. Der Finder öffnete den Karton, und vier kleine Katzen schauten ihn erschrocken an. Aber die ausgesetzten Tiere hatten Glück: Der Dachauer nahm den Karton samt Inhalt mit nach Hause und entschied sich, eines der kleinen Kätzchen zu behalten.

Vier Katzenkinder wurden in Dachau ausgesetzt. Eines hat schon ein neues Zuhause. (Foto: DAH)

Die drei Geschwister brachte der tierliebe Finder ins Tierheim an der Roßwachtstraße, das zwar ohnehin überfüllt ist, aber die kleinen Katzen gut versorgt.

Diesen Vorfall, einen von vielen, nimmt die Silvia Gruber, Vorsitzende des Tierschutzvereins Dachau, zum Anlass für einen erneuten Appell: Man möge doch bitte nicht Tiere, die leidensfähige Lebewesen sind, gewissen- und verantwortungslos "entsorgen", als wenn es sich dabei um Gegenstände handele. Die Katzenbabys im aktuellen Fall sind ungefähr zwölf Wochen alt. Die Tierheimmitarbeiter haben sie auf die Namen Anouk, Aljoscha und Ariana getauft.

Seit Wochen schon, so Gruber, seien die Rubriken in den Zeitungen voll mit Angeboten wie "süße, kleine Kätzchen an gute Hände zu verschenken". Das endet häufig so wie vergangene Woche, als ein ganzer Wurf ungewollter Katzen im Tierheim abgegeben wurde, da "man sie leider nicht loswird..." Gruber: "Der Tierschutzverein kann nur immer wieder darauf hinweisen, dass man seine Katzen kastrieren lassen sollte, dann würde man einen Beitrag zur Eindämmung der Überpopulation der Tiere leisten und zudem auch seiner Verantwortung als Tierhalter gerecht werden."

Zurzeit hat das Tierheim wieder eine Vielzahl kranker Kätzchen mit verklebten, entzündeten Augen, Durchfällen, Schnupfen oder anderen Krankheiten zu versorgen. Sie könnten je nach Krankheitsbild erst in einigen Wochen vermitteln werden. 71 Katzen seien es derzeit, täglich kämen vier bis fünf dazu. Die Aufnahmekapazität sei erschöpft, auch die Notunterkünfte in Bürocontainern besetzt. Die Spendenbereitschaft für den dringend nötigen Erweiterungsbau mit Katzenhaus stagniere seit Monaten. Das Tierheim ruft auch zu Spenden für Katzenfutter, vor allem für Katzenkinder auf. Allein die Kosten für Tierarzt und Medikamente leerten die Kasse des Tierheims.

© SZ vom 23.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: