Mitten im Freibad:Auch Bademode ist vergänglich

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Badebekleidung anno dunnemal. (Foto: Privatarchiv Jürgen Kraft)

Alle Retro- und Modefans sind am Sonntag, 3. Juli, dazu aufgerufen, im historischen Zwirn das Familienbad zu besuchen. Ob das so eine gute Idee ist?

Glosse von Jacqueline Lang, Dachau

Wer kennt sie nicht, die Schwarzweißfotografien auf denen Damen und Herren in etwas, das man wohl heute als Jumpsuit oder Overall bezeichnen würde, im Wasser planschen. Irgendwann in den 20er Jahren ist das gewesen. Über die Zeit, auch das zeigen viele Collagen, die man im Netz findet, ist das, was die Menschen zum Baden tragen, immer weniger geworden; die Höschen immer knapper, der Bauch oftmals gänzlich unbedeckt, bei den Frauen ist es oft nur noch ein Hauch von nichts, der die Nippel verdeckt. Denn die darf man als Frau anders als der Mann auch im Jahr 2022 nur in Ausnahmefällen zeigen - zum Beispiel im Göttinger Freibad. Aber erst einmal nur testweise und nur an den Wochenenden, versteht sich.

Im Dachauer Familienbad hat man dreierlei Experimente nicht zu befürchten. Vielmehr wird man am Sonntag, 3. Juli, bei einem Aktionstag mit etwas Glück in den Genuss einer etwas anderen Modenschau kommen: Unter dem Motto "Baden in historischer Badebekleidung" soll an diesem Tag nämlich eine Bademodenschau im Dachauer Freibad stattfinden. "Wir rufen alle Retro- und Modefans auf mitzumachen und angesagte Bademode von anno dazumal auf unserem Laufsteg zu präsentieren", heißt es dazu auf der Homepage der Dachauer Stadtwerke, die das Bad betreiben.

"Vom pludrigen Oberteil mit halblanger Hose für die Damen bis zum gestreiften Einteiler für die Herren: Bestimmt findet sich auch in Ihrem Schrank oder in der Familienfaschingskiste noch so ein Schätzchen", wirbt man für die Teilnahme weiter, auch Bademode aus den 70er und 80er Jahren sei gefragt. Und natürlich wird, wer sich extra in Schale wirft auch belohnt, die drei "außergewöhnlichsten" Outfits werden sogar gesondert prämiert. Sogar mit Musik wird die Show untermalt, von 11 bis 15 Uhr spielt die Swing- und Jazzband Blumes Kleines Orchester.

Klingt also alles in allem nach einem Event, das man sich nicht entgehen lassen sollte - egal ob als Zuschauerin oder Model. Allerdings stellt sich doch die Frage: Ist es wirklich eine gute Idee, mit Ein- und Zweiteilern, die womöglich gute 100 Jahre auf dem Buckel haben, ins Wasser zu hüpfen? Wer schon einmal im hintersten Eck von Omas Kleiderschrank gekramt hat, weiß schließlich, dass zum einen Motten so ihre helle Freude an lange herumliegender Kleidung haben und zum anderen so mancher Stoff sich mit der Zeit wie von selbst aufzulösen. Und man stelle sich nur mal vor: Auf dem Laufsteg wird plötzlich ein weiblicher Nippel freigelegt!

Die Modenschau mit anschließender Preisverleihung beginnt um 13.30 Uhr. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

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