Markt Indersdorf:Allianz für Demenzkranke

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Mehr Senioren bedeuten mehr Demenzpatienten, weiß Chefarzt Björn Johnson von der Helios Amper-Klinik. (Foto: Toni Heigl)

Die Klinik Indersdorf zeigt neue Wege im Umgang mit Demenzpatienten auf - und mit deren Angehörigen.

Von Andreas Förster, Markt-Indersdorf

Björn Johnson spricht von einem "geriatrischen Tsunami", der auf Dachau zurollt. Drastische Worte vom Chefarzt der Geriatrie in der Helios Amper-Klinik Indersdorf zum Welt-Alzheimertag an diesem Montag. Johnson bezieht sich auf die enorme Zunahme an über 75-Jährigen im Landkreis, deren Zahl sich in den nächsten 15 Jahren verdoppeln wird. Mit steigendem Lebensalter erhöht sich erwiesenermaßen auch das Risiko, an Alzheimer-Demenz zu erkranken. Mehr Senioren heißt somit: mehr Demenzpatienten. Derzeit leben in Bayern etwas 220 000 Menschen mit Demenz, bis 2020 werden es rund 270 000 sein.

Davon werden laut aktueller Daten mehr als die Hälfte im häuslichen Umfeld betreut. Zudem gibt es aber nur sehr lückenhafte Kenntnisse, sowohl über Alltagsbedürfnisse der Demenzkranken als auch die Pflegebelastung der Angehörigen. Um das zu ändern, hat das Staatsministerium für Gesundheit und Pflege den Bayerischen Demenz Survey ins Leben gerufen. Projektpartner in Dachau ist die Helios Amper-Klinik Indersdorf. Verantwortlich ist die Neuropsychologin Irmgard David. Sie ist überzeugt: "Mit unseren Erkenntnissen werden wir die Lebenssituation der Betroffenen und ihrer pflegenden Angehörigen verbessern."

Die Diagnose Alzheimer-Demenz stellt auch für die Angehörigen eine große Belastung dar. Einerseits verändern sich Persönlichkeit und Sozialverhalten des Betroffenen, Orientierung und Realitätsbezug verschwinden. Der Demenzkranke taucht sukzessive ab in die Vergangenheit, in eine eigene Welt. "Damit muss man als Angehöriger erst mal klar kommen", betont Chefarzt Johnson. Überdies kann die Pflege selbst enorm kraftraubend sein. Die Folge: Viele der pflegenden Angehörigen werden selbst krank. Die Mediziner sprechen hier vom "zweiten unsichtbaren Patienten". Das gelte es künftig zu verhindern, so Psychologin David und Chefarzt Johnson. Zum einen durch den Survey, zum anderen durch ein Mehr an Transparenz und Überblick beim Leistungsspektrum.

Viele kennen die Hilfsangebote gar nicht

Tatsächlich gebe es laut Johnson längst eine Menge von Hilfsangeboten, allerdings kennen sie viele der Betroffenen und Angehörigen nicht. "Oder sie nehmen sie aus Scham nicht wahr", weiß Christa Kurzlechner, Leiterin der Projekts Demografie Managen im Landratsamt Dachau. Sie ist zuständig für die Umsetzung des Programms "Lokale Allianz für Menschen mit Demenz", mit dem sich das Landratsamt für eine Weiterentwicklung und Verbesserung in diesem Bereich stark macht. Dazu gehören die Kooperation und Vernetzung bestehender Angebote, aber auch die Unterstützung zum Ausbau weiterer Betreuungsgruppen und der Tagespflege. "Letztlich geht es um eine Strategie, die alle zusammenbringt: Anbieter von einschlägigen Hilfen, die Kommunen mit ihren Projekten, die Haupt- und Ehrenamtlichen mit den Betroffenen und ihren Angehörigen", sagt Kurzlechner.

Hierfür erwarte man gespannt die Ergebnisse des Demenz Surveys. Irmgard David hofft ihrerseits, dass viele Betroffene und Angehörige mitmachen. "Alle Daten werden natürlich anonym erhoben und vertraulich behandelt", betont sie. Interessenten können sich direkt bei ihr melden: Diplom-Psychologin Irmgard David, Helios Amper-Klinik Indersdorf, Abt. Neuropsychologie. Tel. 08136-939 378, E-Mail: irmgard.david@helios-kliniken.de. Wer Interesse hat, an der Umfrage für Angehörige von Alzheimer-Demenzkranken teilzunehmen (Demenz Survey), soll sich an o.g. Kontaktdaten wenden. Die Umfrage dient dazu, die Situation von Demenzpatienten und ihren pflegenden Angehörigen zu verbessern.

Als Erst-Information für Betroffene und Angehörige im Landkreis Dachau gibt es bereits jetzt einen "kleinen Wegweiser" mit allen wichtigen Kontakten zum Thema Demenz. Angefangen bei Ärzten über Beratungsstellen und Pflegedienste bis hin zu Informationen zu den sozialrechtlichen Grundlagen (Pflegeversicherung). Der Wegweiser ist ein EFI-Projekt (Erfahrungswissen für Initiativen) des Mehrgenerationenhauses Dachau und kann auf der Webseite www.demographie-dachau.de heruntergeladen werden. Regionale Ansprechpartnerin zum Thema Demenz ist Christa Kurzlechner. Leiterin von Demographie Managen im Landkreis Dachau. Ihre Kontaktdaten: 08131/74-400 und kurzlechner@demographie-dachau.de.

© SZ vom 21.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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