Leserbrief:Der Neubau des Landratsamts ist nicht alternativlos

Lesezeit: 2 min

Zum Kommentar "Es fehlt die Weitsicht" vom 27. April:

Als früheres Gründungsmitglied des Bündnis für Dachau (das war 1995!) freut es mich zu lesen, dass Kai Kühnel gelegentlich auf alten Grundsätzen besteht und Öffentlichkeit, Transparenz und Wahrung der Interessen der Dachauer fordert. Das sollte eigentlich immer so sein.

Warum braucht Herr Löwl ein neues Landratsamt, das alte ist kaum 50 Jahre alt? Weil Christmann zu seiner Zeit auch eins bauen durfte? Es war damals vermutlich notwendig und es ist ein großer, solider Betonklotz geworden, schön war es nie. Das soll nun alles weg, obwohl erst vor etwa zehn Jahren ein großer Erweiterungsbau ein paar Meter östlich dazu kam? Gewiss hat sich die Bevölkerung des Landkreises seit Christmannns Anfangszeiten nahezu verdoppelt. Aber, die Frage ist berechtigt, braucht es wirklich ein "nigelnagelneues Landratsamt"? Es gibt doch mehrere Möglichkeiten, sich mit den vorhandenen Bauten an die "neuen Bedürfnisse" anzupassen:

1. Aufstocken? Kann man ein oder zwei Stockwerke draufpacken? Bei einer Schule in Dachau-Süd ging es auch.

2. Mehr Home-Office, mehr Digitalisierung werden seit Jahren gepredigt. Spart das nicht Mitarbeiter und Büroraum ein? Die Sparkasse spart mit genau diesem Argument ganze Filialen ein, wie vor zwei Jahren in Dachau-Süd vorgeführt; Landrat und OB fanden das ganz in Ordnung.

3. Zweigstellen im Landkreis, zum Beispiel in Indersdorf, Petershausen oder Odelzhausen? Warum sollen alle Landkreisbewohner immer nach Dachau fahren müssen?

Es gibt sicher noch andere Alternativen, denn nichts in unserer Welt ist alternativlos - außer unser Ableben.

"Es fehlt die Weitsicht" schreibt die SZ Dachau. Das trifft leider für die meisten Politiker zu, denn sonst hätten wir keine beklemmende Klimaerwärmung und auch keinen Krieg in der Ukraine. Besonders die Dachauer Lokalpolitik lässt Weitblick vermissen, hier nur einige wenige Beispiele: Als sich die Stadtwerke an einem neuen Kohlekraftwerk in Lünen beteiligten, konnte man schon lange wissen, dass die fossile Energieerzeugung keine Zukunft hat. Windkraftanlagen wurden lange verhindert wegen der "Verspargelung" der Landschaft, man wollte Spargel nur essen. Photovoltaikanlagen seitens der Stadt werden erst seit kurzer Zeit entdeckt, der PV-Stromanteil der Stadtwerke ist beschämend winzig. Ein monströses und teures Hallenbad musste her, wo viele andere Städte schon ihre Hallenbäder mangels Geld dicht machen mussten, Karlsfeld ist nur ein spätes Beispiel. Eine vorgestrige Stadtratsmehrheit träumt immer noch von einer neuen überdachten Eishalle. Die vielen zukunftsweisenden Vorschläge und ausgearbeiteten Konzepte des Thementisches "Umwelt, Natur, Energie" der sogenannten Integrativen Stadtentwicklung, vorgelegt zwischen 2006 und 2012, verschwanden, von kleinen, erfreulichen Ausnahmen abgesehen, in der Versenkung.

Vielleicht bin ich auch nur einer dieser "ewigen Querulanten", die angeblich "ohnehin immer gerne dagegen sind"? Ich sehe es andersherum: Eine lange Zeit dominierende CSU-Fraktion im Stadtrat (plus ÜB) hat sehr viel Nützliches für Dachaus Zukunft verhindert oder verzögert.

Emmo Frey, Dachau

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