Geschlechtergerechtigkeit:Von Frauen für Frauen

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Mit dem Netzwerk 'Frauen Wirken' bietet Bildungsmanagerin Aferdita Pfeifer den Landkreisbewohnerinnen eine Plattform, auf der sie sich austauschen können, ohne dass ihnen ständig die Männer reinquatschen. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Netzwerk "Frauen Wirken" will Landkreisbewohnerinnen eine Plattform bieten, um sich auszutauschen und ihnen zu mehr Sichtbarkeit verhelfen. Wie groß die Nachfrage nach einem solchen Angebot ist, hat die Initiatorinnen selbst überrascht.

Von Jacqueline Lang, Dachau

Frauen, die sich im Landkreis Dachau untereinander austauschen wollen, haben seit Kurzem mit dem Netzwerk "Frauen Wirken" eine neue Anlaufstelle. Initiiert hat es Aferdita Pfeifer, mit Leben füllen es aber schon nach wenigen Monaten ganz viele Frauen, die allesamt offenbar nur darauf gewartet haben, dass ihnen eine Plattform geboten wird, die ihnen zu mehr Sichtbarkeit verhilft und an die sie sich wenden können mit beruflichen wie privaten Fragestellungen. Die Bildungsmanagerin des Landkreises jedenfalls sagt, sie sei "ganz geflasht" davon gewesen, dass sich in so kurzer Zeit schon rund 50 Frauen bei ihr gemeldet hätten. Darunter viele, die nicht nur an Treffen teilnehmen, sondern das Netzwerk auch aktiv mitgestalten wollen.

Die Idee für "Frauen Wirken" ist Pfeifer bei der Planung zum diesjährigen Weltfrauentag am 8. März gekommen. Dass sie mit "Hive" einen Film über inspirierende Frauen habe zeigen wollen, sei schnell klar gewesen - aber dabei habe sie es eben nicht belassen wollen. So sei die Idee einer Podiumsdiskussion entstanden. Dazu habe sie mehrere Dachauerinnen eingeladen - darunter Annika Hauß und Jennifer Stolle von den Samstagskindern sowie Maria Luis vom Coworking-Space Hello Dachau. Lange suchen musste sie nicht: Die Dachauer Altstadt ist schließlich voll mit Unternehmerinnen.

Die Begeisterung über das erste Netzwerktreffen Ende Juni steht den Teilnehmerinnen und Aferdita Pfeifer (unten, zweite von rechts) ins Gesicht geschrieben. (Foto: Noemi Nedelcev)

Weil die Veranstaltung, die ursprünglich als singuläres Event geplant gewesen war, so gut angenommen worden sei, sei danach schnell klar gewesen, dass es dabei nicht bleiben soll und dass die Frauen in und um Dachau herum "Platz brauchen". Das passte insofern gut in die Aufgabenbeschreibung Pfeifers, als dass es schon länger ein erklärtes Ziel des Landkreises ist, sich für mehr Geschlechtergerechtigkeit einzusetzen. Und die, da ist sich Pfeifer sicher, kann nur erreicht werden, wenn Frauen andere Frauen unterstützen, wenn aus Einzelkämpferinnen eine Einheit wird.

Das Netzwerk soll Frauen im gesamten Landkreis ansprechen

Was im ersten Moment nach einem reinen Business-Netzwerk klingt, soll laut Pfeifer eine Plattform für alle Frauen sein - ganz egal ob Unternehmerin oder Hausfrau, ob Berufseinsteigerin oder Seniorin. Den Begriff "starke Frauen", den man in der Instagram-Biografie des Netzwerks findet, will Pfeifer so verstanden wissen, dass nicht nur im engeren Sinne beruflich erfolgreiche Frauen damit gemeint sind - sondern eben auch jene, die sich bewusst für einen anderen Lebensweg entscheiden und etwa daheim bei den Kindern bleiben. Man wolle auch nicht nur Akademikerinnen erreichen. "Es steht jeder die Tür offen", sagt Pfeifer, für die auch das Thema Diversität eine große Bedeutung habe. Das Projekt, das ergänzt Martina Tschirge, Leiterin der Stabstelle Ehrenamt, Bildung und Integration, sei für all jene, die sich angesprochen fühlen.

Aferdita Pfeifer betont noch etwas: Auch wenn beim ersten Event am 29. Juni im Gründwerk mit wenigen Ausnahmen vor allem Frauen aus Dachau dabei gewesen seien, sollen in Zukunft auch Schwabhauserinnen, Weichserinnen und Röhrmooserinnen gezielt angesprochen werden. "Wir wollen nicht nur in Dachau bleiben." Zukünftige Veranstaltungen wolle man deshalb auch in anderen Landkreisgemeinden planen, mehrere Teilnehmerinnen hätte hierfür auch bereits mögliche Räumlichkeiten angeboten.

"Die Bereitschaft, etwas zurückzugeben, ist enorm"

Dass viele Frauen nicht nur Lust haben, vom Netzwerk zu profitieren, sondern sich auch selbst einbringen und andere unterstützen wollen, freut Pfeifer besonders: "Die Bereitschaft, etwas zurückzugeben, ist enorm." Ihre eigene Aufgabe sieht die Bildungsmanagerin darin, dem Ganzen einen Rahmen zu geben, Raum für Begegnung zu schaffen, aber auch selbst weiter dazu zu lernen. "Das ist unser aller Netzwerk." Und "Frauen Wirken" habe, anders als private Netzwerke, die ebenfalls ihre Berechtigung hätten, einen großen Vorteil: Pfeifer kann sich hauptamtlich um die Anliegen der Frauen kümmern und dabei auf bereits bestehende Kontakte zurückgreifen, etwa zur Wirtschaftsförderung des Landkreises. Dass sich aus dem Netzwerk heraus kleinere Gruppen bilden, sei aber natürlich trotzdem denkbar und bei gewissen Themen auch durchaus sinnvoll, so Pfeifer. Über eine gemeinsame Chatgruppe hätten die bisherigen Mitglieder bereits Kontakt miteinander aufgebaut. Pfeifer selbst plant mit ihrem "Kernteam" aktuell ein zweites Netzwerktreffen. Die sollen in Zukunft in etwa alle drei Monate stattfinden, größere Events möchte Pfeifer etwa zweimal im Jahr anbieten.

Einen genauen Termin für das zweite Netzwerktreffen gibt es noch nicht, aber das Thema steht schon fest: Social Media und den Umgang damit. Ob es auch in Zukunft viel um Berufliches oder verstärkt um Privates gehen wird, das lässt Pfeifer noch offen - schließlich will sie das Angebot den Bedürfnissen der Frauen anpassen.

Wer sich dem Netzwerk anschließen will, kann sich Aferdita Pfeifer melden unter bildung@lra-dah.bayern.de oder der Nummer 08131/741853.

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