Landkreis Dachau:Großfeuer zerstört Schreinerei

Lesezeit: 2 min

Erneut ein Großbrand in der Kreisstadt. Ein Dachauer Systemmöbelbetrieb brennt komplett aus, verletzt wird niemand, dabei entsteht ein Sachschaden von 800 000 Euro.

Matthias Pöls

Fast genau einen Monat nach dem Großbrand in einem Sportcenter in Dachau-Ost, hat ein Feuer am Donnerstagmorgen die Firmenräume der Schreinerei SBS-Systemmöbel in der Roßwachtstraße komplett zerstört. Personen wurden nicht verletzt, es entstand ein Sachschaden von etwa 800 000 Euro. 100 Einsatzkräfte der Feuerwehren aus Dachau, Ampermoching, Gröbenzell, Karlsfeld, Hebertshausen und Prittlbach waren von 6.45 Uhr an im Einsatz, um die Flammen zu löschen. "Die Ursache ist wohl ein technischer Defekt", sagte Günther Beck, Pressesprecher im Polizeipräsidium Oberbayern-Nord. Es gebe keine Hinweise auf Brandstiftung. Um 8.30 Uhr hatte die Feuerwehr den Brand unter Kontrolle. Mittags steigen immer noch graue Rauchwolken aus der Halle. Das dreißig mal zehn Meter große Gebäude brennt zu zwei Dritteln aus. Im hinteren Teil ist die Produktionsstätte der Nägelfabrik Stelios untergebracht. Deren Räume sind verrußt und stehen unter Wasser. Auch vor dem Gebäude hat sich ein riesiger See aus Löschwasser gebildet. Trotz der Hitze, die das Feuer verbreitet, hängen lange Eiszapfen an der Gebäuderuine. Der Frost lässt das Löschwasser gefrieren. "Es musste sogar ein Streufahrzeug vom Stadtbauhof kommen", sagt Feuerwehr-Pressesprecher Wolfgang Reichelt. Die Kälte bereitet den Einsatzkräften die größten Schwierigkeiten. Ihre nasse Kleidung friert sofort an, sie können sich nur schwer fortbewegen. Auch die benachbarte Bereitschaftspolizei Dachau kämpft gegen Feuer und Eis an. Mit zwei Wasserwerfern unterstützen die Polizisten von ihrem Gelände aus die Feuerwehr. Es besteht Gefahr, dass die Funken eine nur zehn Metern entfernte Unterkunft entzünden. Das Gebäude wird sicherheitshalber evakuiert. "Mit viel Salz haben wir unsere Schlittschuhbahn wieder abgetaut", sagt Einsatz-Leiter Günther Gensberger. Die Schreiner von SBS-Systemmöbel können ihre Halle an diesem Morgen gar nicht erst betreten. Firmenchef Stefan Behr sitzt mit seinen acht Mitarbeitern gegen Mittag in der Kantine der Flugzeug-Union-Süd, die ebenfalls auf dem Gelände an der Roßwachtstraße 50 liegt. Deren Mitarbeiter Johann Sedlmayr hat um 6.40 Uhr die Feuerwehr alarmiert. "Ich habe bemerkt, dass es sehr streng riecht. Dann war alles schwarz - eine brutale Rauchentwicklung", sagt der 48-Jährige. Als fünf Minuten später der SBS-Schreinermeister Robert Wallner zur Arbeit kommt, schlagen die ersten Flammen aus dem Dachstuhl und die Feuerwehr rollt gerade an. Er greift zum Handy und klingelt seinen Chef buchstäblich aus dem Bett. Ich hab vor 17 Jahren ganz allein angefangen. Alles nach und nach aufgebaut und dann ist innerhalb von zwei Stunden alles zerstört", sagt Stefan Behr. Seit knapp sechs Jahren hat die Firma SBS ihren Sitz in der Roßwachtstraße und nimmt Aufträge zur Möbelfertigung, zum Innen- und Ladenausbau an. "Einer der prominenten Kunden war auch das P1 in München", sagt Birgit Behr. Dort war SBS vor vier Jahren am Innenausbau beteiligt: Theke, Tische und Sitzlounge. Jetzt sind die vollen Auftragsbücher mitverbrannt. Eine neue Schreinerei muss her. "Am Montag will ich wieder arbeiten", sagt Behr. Seine Frau glaubt, sie habe in der Eile vergessen, daheim die Kaffeemaschine auszuschalten. "Wird schon nicht gleich abbrennen", sagt der SBS-Chef und lächelt gequält. Es herrscht Zweckoptimismus. Es soll weitergehen - irgendwie.

Die Reste der Schreinerei nach dem Großbrand am Donnerstagmorgen, bei dem rund 100 Einsatzkräfte vor Ort waren. (Foto: DAH)
© SZ vom 03.02.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: