Markt Indersdorf:Die Zukunft nicht staatlicher Museen

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Bei einem Treffen von Experten aus Bayern geht es ums Geld, Formen der Zusammenarbeit und um ehrenamtliche Kulturarbeit

Von Robert Stocker, Landkreis Dachau

Große Museen haben ja den Auftrag, das Kulturerbe eines Landes zu bewahren und die Bedeutung von Kultur- und Kunstschätzen aufzuzeigen. Der Staat finanziert solche Häuser mit Steuermitteln. Träger regionaler und lokaler Museen sind in der Regel die Kommunen, aber auch Privatleute und Vereine, die diese Einrichtungen ehrenamtlich betreuen. Im Landkreis Dachau gibt es mehr als ein Dutzend nicht staatliche Museen, die das kulturelle Erbe der Region abbilden. Sie hängen am finanziellen Tropf der Gemeinden, brauchen Zuschüsse und Spenden, weil die Eintrittsgelder die Kosten nicht abdecken können. Ganz zu schweigen vom ehrenamtlichen Engagement, einem Fundament für den Aufbau und Betrieb der Häuser.

Im Landkreis präsentieren sich die nicht staatlichen auf der gemeinsamen Website "Museen im Dachauer Land". Der kommunale Zweckverband Dachauer Museen und Galerien beteiligt sich genau so wie das kleine Hutter-Museum in Großberghofen oder das Museum Altomünster für die religiöse Kultur des Birgittenordens. Sie alle wollen noch stärker zusammenarbeiten. Vernetzung heißt das Zauberwort.

Darum geht es auf der Regionalkonferenz, die am Montag, 14. März, 14 Uhr im Barocksaal des Indersdorfer Klosters beginnt. Dass die Museumsexperten in Markt Indersdorf tagen, hängt mit der ausgezeichneten Arbeit des Heimatvereins zusammen. Das Chorherren Museum erhielt 2015 den Bayerischen Museumspreis in der Kategorie ehrenamtlich geführter Museen. Bei der Verleihung des Preises im Deutschen Hutmuseum Lindenberg im Allgäu kamen Indersdorfs Bürgermeister Franz Obesser und Heimatvereinsvorsitzender Anton Wagatha mit Bernd Sibler, Staatssekretär im Kultusministerium, ins Gespräch. "Wir sagten, es wäre schön, wenn die Regionalkonferenz in Indersdorf stattfinden würde", erzählt Obesser.

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(Foto: Toni Heigl)

Allein der Blick vom großen Balkon auf die Altstadt ist ein Besuch der Gemäldegalerie wert.

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(Foto: Toni Heigl)

Das Chorherrenmuseum in Markt Indersdorf ist Ort der Regionalkonferenz über die Zukunft nicht staatlicher Museen in Bayern.

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(Foto: Toni Heigl)

Die Existenz des Museums in Altomünster ist mittlerweile über die Kooperation mit dem Landkreis Dachau gesichert (im Bild die Pferdeskulpturen von Albert Krottenthaler am Eingang).

Indersdorf bietet sich an, weil das Augustiner Chorherren Museum erst im Oktober 2014 eröffnet wurde und als gelungenes Beispiel für ehrenamtliches kulturelles Engagement gilt. Denn ohne die Initiative des örtlichen Heimatvereins und die Leistung der ehrenamtlichen Mitarbeiter würde es heute nicht existieren. Nicht zu verschweigen ist aber auch, dass das Museum leichter realisiert werden konnte, weil es sich in einem denkmalgeschützten Ensemble befindet. Mesnerhaus und Schneiderturm wurden saniert, der Staat unterstützte das Projekt mit Fördermitteln für den Städtebau. Mehr als 1250 solcher Häuser gibt es in Bayern, fast 170 allein im westlichen Oberbayern. Verantwortliche und Mitarbeiter treffen sich an diesem Montag zu einer Regionalkonferenz im Barocksaal des Klosters Indersdorf. Das Augustiner Chorherren Museum liegt direkt daneben.

Das Spektrum der nicht staatlichen Museen im Landkreis ist breit: Es reicht von der Dachauer Gemäldegalerie und vom Bezirksmuseum über ein privates Brauerei- und Bauernhofmuseum bis zu einem Schaudepot in Pasenbach. Flaggschiffe sind die Gemäldegalerie und das Bezirksmuseum, dazu die Neue Galerie in Dachau, deren Träger der kommunale Zweckverband Dachauer Museen und Galerien ist. Herzstück der Gemäldegalerie ist die ständige Schau über die Künstlerkolonie in Dachau, die sich mit der Landschaftsmalerei um 1900 beschäftigt. In Kürze ist dort auch die Sonderschau über Walther Klemm und Carl Thiemann zu sehen, zwei Meister des Farbholzschnitts. Stadt und Landkreis finanzieren den Zweckverband zu gleichen Teilen. Aber sein Haushalt ist gedeckelt. "Wie alle Museen haben wir das Problem, dass unsere Häuser keine Pflichtaufgaben der Kommunen sind", sagt die Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit, Jutta Mannes. "Auch wir kämpfen mit den steigenden Kosten." Die Dachauer Häuser sind etabliert; die Landesstelle für nicht staatliche Museen engagiert sich eher für die kleinen Museen. Gute Verbindungen gebe es aber im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit, der Fortbildung und der Museumspädagogik, sagt Mannes.

Das Bezirksmuseum, dessen Basis die Kulturgeschichte und Volkskunde des Dachauer Landes ist, präsentiert in einer Sonderschau die Geschichte der Schokolade. Besucher kommen bei Führungen in den Genuss einer Degustation. Auch die Neue Galerie schlägt eine Brücke zur Künstlerkolonie: "Hundert Jahre nach Hölzel" heißt die aktuelle Schau, die Farbmalereien zeitgenössischer Künstler zeigt. Die anderen im Landkreis verstreuten Museen tragen ihre Ausstellungsthemen häufig im Namen. Hier geht es ums Bier und Bauernhöfe, um die Heilige Birgitta, Banken oder Heimatgeschichte.

Veranstalter der Regionalkonferenz ist das Kultusministerium. Staatssekretär Sibler wird über die künftigen Herausforderungen nicht staatlicher Museen sprechen. Dabei geht es auch um den gesellschaftlichen und demografischen Wandel, der aus Sicht des Staatssekretärs eine stärkere Vernetzung der Museumsarbeit, regional spezifizierte Entwicklungspläne und neue Formen der Öffentlichkeitsarbeit erfordert. Das bayerische Denkmalschutzgesetz weist dem Freistaat eine Fürsorgepflicht zu. Co-Veranstalter ist die Landesstelle für nicht staatliche Museen, die dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege zugeordnet ist. Sie unterstützt die Träger der Häuser bei Neuplanungen und in allen fachlichen Fragen. Leiterin Astrid Pellengahr wird die des Freistaats erläutern. Die Teilnehmer werden sich auch über die Aufgaben einer zeitgemäßen Museumsentwicklung austauschen. Die Veranstaltung endet mit einer Führung durch das Chorherren Museum.

© SZ vom 10.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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