KVD-Galerie:Prinzip Eos

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Luftige Transparenz und changierende Farben prägen die Bilder der Malerinnen Mayumi Yamakawa und Gisela Heide. Von heute an sind sie in einer Ausstellung der KVD-Galerie in der Kulturschranne zu sehen.

Gregor Schiegl

Dachau leuchtet: Mayumi Yamakawa und Gisela Heide in der Kulturschranne. (Foto: © joergensen.com)

- November in Dachau. Was für eine Tristesse. Wohin man auch schaut: Alles ist grau und dumpf und stumpf. - Fast alles. In der Kulturschranne Dachau gibt es einen Lichtblick, einen Kontrapunkt der Kunst, der - das muss man gleich betonen - mehr ist als nur ein Farbtupfer für graue Herbsttage. Die Malerinnen Mayumi Yamakawa aus Hebertshausen und Gisela Heide aus Moosach (Landkreis Ebersberg) zeigen in der KVD-Galerie unter dem Titel "Eos - Es liegt was in der Luft" eine atmosphärisch starke Ausstellung.

In der griechischen Mythologie ist Eos die Göttin der Morgenröte, eine liebliche Gestalt, die, wie alle griechischen Gottheiten, dereinst ein recht turbulentes Liebesleben führte, eine Frau also, deren Vita eine Menge Stoff hergäbe. Doch um die Figur der Eos geht es nicht in der Ausstellung, sondern um das Prinzip Eos: um Licht und Farbe, die sich im Phänomen der Morgenröte aufs Wunderbarste verbinden.

Manche der monochromen Arbeiten von Mayumi Yamakawa erinnern durchaus an Sonnenaufgangsszenen, allerdings an diesigen Tagen. Da gibt es einen Hauch Orange, der durch das Ocker einer (gedachten) Wolkendecke bricht. Es gibt ein stechendes Grün von der Intensität des Polarlichts. Es gibt auch ein unruhiges Blau eines Wintersturms, der schwere Wolken über eine Bergkette treibt.

Viele Schichten Eitempera muss die in Hebertshausen lebende Japanerin auftragen, bis die nur schwach kontrastierenden Farbtöne auch ganz ihren Vorstellungen entsprechen. Immer wieder werden ihre Arbeiten mit denen des amerikanischen Malers Marc Rothko verglichen, der - aus dem abstrakten Expressionismus kommend - der Farbfeldmalerei den Weg bereitet hat. Doch die kulturellen Wurzeln der Japanerin treten deutlich zutage, deren Farbästhetik anderen Regeln folgt als die westliche Malerei. Die Übergänge - Hell und Dunkel, Ost und West, das macht mit den Reiz dieser Ausstellung aus.

Gisela Heide arbeitet ebenfalls mit Eitempera. Sie malt - Kleidungsstücke. Man könnte auch sagen: Körper-Hüllen. Denn die Körper der Frauen bleiben weitestgehend unsichtbar. Und doch gewinnt der Betrachter eine Ahnung von der echten (oder auch nur behaupteten) Identität der Frauen. Die gemalten Gewänder sind im eigentlichen Wortsinne der feinstoffliche Ausdruck ihres Wesens. "Es geht um das Prinzip der zweiten Haut", sagt Gisela Heide. Die Kleidung "als Membran zwischen Innen und Außen" und natürlich auch als sozialer Dresscode: Kleider machen Leute.

Die luftige Transparenz Mayumi Yamakawas findet sich auch in Heides Werken wieder. Bisweilen wirken die Formen ihrer Tempera-Kleider wie zarte Gespinste, während die Muster wie eine ornamentale Fläche in den Hintergrund rücken, um der - fürs Auge, aber nicht für die Vorstellung - unsichtbaren Frau den Vortritt zu geben. Die luziden Farbschichten, sagt Gisela Heide, seien "wie eine Zwiebelstruktur übereinandergelegt, um den Betrachter in die Tiefe zu locken." Anders als Yamakawa setzt Heide auf zurückhaltende Farben, verwendet für die braune Leinwand auch schon mal durchsichtige Grundierung, um die Farbeffekte abzumildern. Umso deutlicher darf die raue Oberflächenstruktur der Leinwand hervortreten, die - kongenial zu ihrem Motiv - dem Bild eine textile Anmutung verleiht. Letztlich aber bleibt vieles der Fantasie des Betrachters überlassen - und das ist auch die Intention. Die Morgenröte, sie ist sich selbst genug.

Eos - Es liegt was in der Luft: Ausstellung von Gisela Heide und Mayumi Yamakawa bis 25. November, Dachau, KVD-Galerie in der Kulturschranne. Vernissage Donnerstag, 8. November, 19.30 Uhr. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 14 bis 20 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 18 Uhr.

© SZ vom 08.11.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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