Koschade-Klinik Dachau:Alles auf Anfang

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Die Dachauer Stadträte lehnen die geänderte Planung für den Umbau der ehemaligen Koschade-Klinik in eine Eigentumswohnanlage ab. "Wir hängen in der Luft", sagt Bauunternehmer Jakob Kandler.

Von Walter Gierlich

Die Mauer, die den Vorplatz zur Straße begrenzt, sollte verschwinden. Doch nach der jetzt abgelehnten Planung sollte sie sogar noch höher werden. (Foto: DAH)

"Jetzt sind wir wieder auf Null." Jakob Kandler, Geschäftsführer der Kaga Dachau GmbH&Co KG, wirkte nach der Sitzung des Bauausschusses ziemlich ratlos. Soeben hatten die Stadträte die neue Planung für den Umbau der ehemaligen Koschade-Klinik in der Dachauer Altstadt fast einhellig abgelehnt. Einzig Franz-Xaver Böhm (SPD) stimmte für die Tekturplanung, die eine Baurechtsmehrung um zehn Prozent und eine 33 Meter lange Wand an der Grundstücksgrenze entlang der Konrad-Adenauer-Straße vorsieht. "Besonders schlimm ist das für die Käufer", sagte Kandler "Wir hängen in der Luft", ergänzte er dann noch im Gang vor dem Sitzungssaal, und sein Partner bei der Kaga GmbH, Frank Weber, nickte nur.

Weber ist Inhaber der Real Estate Opportunities AG (Reo AG) mit Sitz in der Schweiz. Er war der ursprüngliche Käufer der früheren Frauenklinik, die mit ihrer Klinkerfassade noch nie an die sogenannte Altstadtkrone gepasst, dort immer einen Fremdkörper gebildet hatte. Jahrelang war das Gebäude leer gestanden, für das es immer wieder Nutzungsvorschläge von einem Pflegeheim bis zu einer Hotel- und Tourismusfachschule gab, die sich letztlich alle zerschlugen: Er hatte Kandler mit ins Boot geholt, um das Projekt mit mehr als 30 Eigentumswohnungen der gehobenen Klasse unter den schwierigen Baubedingungen an der Hangkante der Altstadt stemmen zu können. Von der Fassade ist nichts mehr zu sehen, das Gebäude ist total entkernt, es ist nur noch ein tristes Betonskelett.

Im Frühjahr 2011 hatte Webers Firma das Klinikgebäude gekauft. Schon wenige Monate später wurde für den Kauf von Wohnungen mit Alpenblick geworben und mit dem genehmigungsfreien Abriss der Klinkerfassade und dem Entkernen des Gebäudes begonnen. Die erste Baugenehmigung erteilte die Stadt aber erst im Oktober 2012, nachdem sie der Bauausschuss zwei Wochen zuvor gebilligt hatte. Damals waren 31 Wohnungen mit 53 Stellplätze in der Tiefgarage vorgesehen.

Bald schon wurde umgeplant, ein neues Parksystem vorgesehen und die Tektur im April 2013 genehmigt. Doch auch diese Lösung erwies sich als technisch undurchführbar, so dass im September 2013 eine erneute Umplanung bei der Stadt eingereicht wurde, eben jene, die am Dienstag vom Bauausschuss so fulminant abgelehnt worden war. Der Bauantrag sah nun 35 Wohneinheiten vor, für die 59 Stellplätze erforderlich wären. Die wären aber nur unterzubringen, wenn der Vorplatz entgegen der bisherigen Planung völlig umstrukturiert würde. Um die Tiefgaragenplätze unterzubringen müsste "eine Art Grenzgarage mit Dachbegrünung " (Stadtbauamt) parallel zur Konrad-Adenauer-Straße errichtet werden. So würde also die alte, ungeliebte Mauer vor dem Gebäude nicht verschwinden, sonder sogar noch 30 Zentimeter höher werden als bisher. Dennoch schlug die Verwaltung vor, das Vorhaben zu genehmigen, vorausgesetzt in Abstimmung mit dem Stadtbauamt werde ein Gestaltungskonzept für die Garagenmauer ausgearbeitet.

Doch darauf mochten sich die Stadträte nicht einlassen. Vor einem Dreivierteljahr habe sie der Planung mit ihrer offen gestalteten Bebauung aus städtebaulichen Gründen zugestimmt, sagte Gertrud Schmidt-Podolsky (CSU). Doch jetzt, wo die Mauer noch höher werde, könne ihre Fraktion nicht mehr sehen, "dass es städtebaulich verträglich ist". Peter Denk (ÜB) erinnerte noch einmal daran, dass kein anderes Haus die Dachauer Altstadtkrone so beeinträchtigt habe wie die einstige Klinik mit ihrem massiven Baukörper. Er signalisierte wegen des noch einmal erhöhten Baurechts Ablehnung: "Zuzustimmen wäre ein gravierender Fehler." Und Alfred Stelzer (FDP) meinte, es wäre am vernünftigsten, das Gebäude gleich abzureißen.

Bitter ist die Entscheidung für die Käufer, die teilweise im Vertrauen auf Zusagen der Kaga ihre Wohnungen bereits gekündigt haben. Wenigstens haben sie bisher nur Notarkosten bezahlt, noch kein Geld für nicht vorhandene Wohnungen. Dazu kommen Bereitstellungszinsen für die Kredite, die sie sich für den späteren Wohnungserwerbe reservieren ließen. Wie es weitergehen wird, wissen allerdings auch Kandler und Weber nicht, wie sie nach der Sitzung sagten. Wirklich überrascht hatte sie die Entscheidung nicht mehr. Kandler sagte: "Es hatte sich schon rumgesprochen, dass die CSU dagegen ist. Und die ist nun mal die stärkte Partei."

© SZ vom 19.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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