Kommunalwahl:Vorwärts, Genossen

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Einstimmig nominieren die Genossen am Samstag in Ried ihre Kandidaten für die Kreistagswahl 2020. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Die SPD nominiert ihre Kandidaten für die Kreistagswahl. Die Enttäuschungen der Vergangenheit will sie hinter sich lassen

Von David Holzapfel, Markt Indersdorf

Ganz am Ende, die ersten Delegierten strömen bereits Richtung Ausgang, erhebt sich ein älterer Genosse von seinem Platz und richtet das Wort an die Versammlung: "Das war die harmonischste Sitzung seit 50 Jahren". Und weiter: "Meinen Respekt, wir haben eine sehr ausgewogene Liste". Die Kommunalwahlen im März 2020 rücken näher und die SPD bringt sich in Stellung. Sie tritt dabei demonstrativ geschlossen auf.

Einstimmig nominieren die Genossen am Samstag in Ried ihre Kandidaten für die Kreistagswahl 2020. Es ist eine ausgewogene Liste, zur Hälfte bestehend aus Frauen und Männern. Was auffällt: Viele junge Kandidaten stellen sich 2020 zur Wahl. Der Kreisvorsitzende Hubert Böck sagt: "Unsere Liste ist ein gutes Abbild des Dachauer Landkreises". Böck, der an Samstag offiziell und mit 40 Ja-Stimmen bei 43 Wahlberechtigten als Kandidat für das Amt des Landrats nominiert wurde, kann sich einen Seitenhieb Richtung Christsoziale nicht verkneifen: "Seit kurzem bemüht sich die CSU ja, eine Gender-Quote einzuhalten." So etwa für die Dachauer Stadtratswahl im kommenden Jahr, bei der die CSU fast genauso viele Frauen wie Männer nominiert hat. Hubert Böck sagt: "Was die anderen versuchen, machen wir schon seit Jahren."

Neben bekannten Personalien wie Böck selbst, der stellvertretenden Landrätin Marianne Klaffki und Dachaus Oberbürgermeister Florian Hartmann auf den Listenplätzen eins, zwei und drei stellen sich auch viele neue Kandidaten zur Kreistagswahl auf. Einer von ihnen ist Jonas Götz. Er bekommt den achtbaren 13. Listenplatz. Dem Juso ist die Aufregung deutlich anzusehen, als er vor die Delegierten tritt, um sich vorzustellen. "Knackige 18" sei er alt, und als hauptberuflicher Busfahrer sehe er täglich den Verbesserungsbedarf des öffentlichen Personennahverkehrs im Landkreis. Dafür wolle er sich einsetzen.

Das sehen die jungen Kandidaten alle so. Luis Biglmeier, 21, Listenplatz 17, wohnt in Bergkirchen. "Da ist die Busanbindung eine Katastrophe". Auch er will für eine bessere Anbindung an den ÖPNV kämpfen. Als Kinderpfleger sehe er aber auch im sozialen Bereich massiven Handlungsbedarf. Die Kreistagsliste ist vielseitig. Die Kandidaten sind Jusos, Gewerkschafter, langjährige SPD-Mitglieder.

Es sei nicht schwer gewesen, so Böck, geeignete Kandidaten zu finden. "Die Bereitschaft ist groß". Die Genossen wollen die Enttäuschungen der vergangenen Monate hinter sich lassen. Nicht nur auf Bundesebene schnitt die SPD zuletzt schlecht ab. Auch im Landkreis Dachau musste sie teils hohe Verluste verkraften, etwa bei der Europawahl in diesem Jahr, wo die Sozialdemokraten ein verheerendes Ergebnis von 7,9 Prozent einfuhren. Aber all das ist nicht Thema in Ried. Demonstrativ richten die Genossen ihren Blick nach vorn.

Zu Beginn der Versammlung herrscht hektische Betriebsamkeit. Weißwürste und Brezen müssen an die Tische, Kandidaten für Fotos vor eine Leinwand navigiert werden. Wie ein Dirigent steht Böck in der Mitte des Saals und organisiert, was es eben zu organisieren gibt. Böcks Nominierung als Kandidaten für das Amt des Landrats kommt nicht überraschend. Bereits im Juni hatte der SPD-Vorstand angekündigt, dass der 53-Jährige im März 2020 gegen Landrat Löwl (CSU) antreten wird. Er sei sehr dankbar für das entgegengebrachte Vertrauen, so Böck. Seit 2008 ist er Gemeinderat in Indersdorf und Kreisrat. Seit 2014 ist er Zweiter Bürgermeister der Marktgemeinde. Der 53-Jährige ist Leiter des Rettungsdienstes beim Roten Kreuz im Landkreis Freising. Im März hatte Böck die Nachfolge des Kreisvorsitzenden Martin Güll angetreten, der in der Landtagswahl 2018 den Wiedereinzug ins Parlament knapp verpasste und sich unlängst von allen Parteiämtern zurückgezogen hat.

© SZ vom 14.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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