Kommunalwahl in Karlsfeld:Grüne starten in Karlsfeld durch

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Die Ökopartei holt bei der Kommunalwahl 16,5 Prozent und wird damit im Gemeinderat zur drittstärksten Kraft hinter der CSU und dem Bündnis. Diese kündigen an, mit den Neuen zusammenarbeiten zu wollen

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Die großen Gewinner in Karlsfeld sind die Grünen. "Von Null auf 100", triumphiert Michael Fritsch, der ab Mai im Gemeinderat sitzen wird. Vor etwa zwei Jahren hat sich der Ortsverband erst gegründet, jetzt bei der Kommunalwahl holte er gleich 16,5 Prozent der Stimmen und wurde damit zur drittstärksten Kraft hinter CSU und Bündnis. "Irgendwas haben wir wohl richtig gemacht", freut sich Fritsch. Den Rückwind von Land- und Bundestag haben die Karlsfelder Grünen sicher gespürt, denn bei den meisten waren die Kandidaten bislang völlig unbekannt.

"Mit den Grünen wird es interessanter, aber nicht einfacher", fürchtet Aton Flügel (Freie Wähler). "Die Diskussionen werden wahrscheinlich länger und intensiver." Begeistert ist Birgit Piroué (Bündnis) von den fünf Neuen. "Die Grünen sind mehr in unserer Richtung. Sie kämpfen für die gleiche Sache", sagt sie. Dass gerade das Bündnis für Karlsfeld möglicherweise die ein oder andere Stimme an die Grünen verloren hat, sieht sie gelassen. "Wir sind die zweitstärkste Fraktion." Selbst wenn der ein oder andere Karlsfelder statt dem Bündnis sein Kreuzchen bei den Grünen gemacht hätte, so wäre die Stimme nicht verloren. Piroué sieht es eher so: Jetzt gibt es zehn Gemeinderäte, die für die gleiche Sache eintreten. Die SPD kann sich ebenfalls "sehr gut vorstellen mit den Grünen zusammenzuarbeiten", so Franz Trinkl. "Sie sind auf einer ähnlichen Linie." Selbst die CSU ist nicht abgeneigt: "Beim Verkehr sind wir dankbar für jeden, der mitarbeitet. Das muss man weniger ideologisch sehen im Kommunalparlament als vielmehr pragmatisch", sagt Bernd Wanka.

Stärkste Kraft in Karlsfeld ist weiterhin die CSU: 43,3 Prozent der Stimmen haben die Schwarzen bekommen. Doch der ganz große Triumph ist es nicht. Vor sechs Jahren konnte die CSU die absolute Mehrheit holen (51,1 Prozent). "Das wir das nicht halten können, war klar", sagt Wanka. Die Konkurrenz sei zu hart gewesen. Mit jeder weiteren Partei werde es schwieriger. Heuer hat sich das Spektrum gleich um zwei erweitert, auch wenn die FDP den Sprung in den Gemeinderat nicht geschafft hat. Die landes- und bundespolitische Situation sei keine Hilfe gewesen. Trotzdem geben sich Karlsfelder Schwarzen zufrieden: Traditionell stehen die Freien Wähler oft auf ihrer Seite. Zusammen mit Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) haben sie so weiterhin die Mehrheit. Die Freien Wähler sind übrigens die zweiten großen Gewinner dieser Wahl mit 5,5 Prozent. Sechs Jahre lang saß Anton Flügel allein im Gemeinderat, jetzt bekommt er Unterstützung von Christian Sedlmair. Froh ist Flügel vor allem darüber, dass ihnen nun ein Ausschusssitz sicher ist, man nicht mehr auf das Goodwill anderer Parteien angewiesen ist.

Sehr Kleinlaut ist indes die SPD. Mit 16,4 Prozent ist sie weiter im Abwärtsstrudel. 2008 hatten die Genossen noch 33,6 Prozent der Stimmen, 2014 nur noch 26,2 Prozent. Jetzt sind sie "total enttäuscht" und frustriert, denn sie wollten den Bürgermeister stellen und eine "Mehrheit jenseits der Konservativen" - beides ist nicht gelungen. "Wir waren total fleißig und es hat nicht gereicht", klagt Franz Trinkl. "Der Bundestrend ist noch nie an uns vorbei gegangen. Das zieht uns mit hinunter." Aus Sicht des Bündnisses hat die SPD zu wenig Opposition gezeigt - "immer nur mitgestimmt", so Piroué, die den Verlust hat kommen sehen. "Wir brauchen ein erkennbares Profil, aber das haben wir in den letzten Wochen und Monaten auch gezeigt", sagt Trinkl. Die Linie soll auch bleiben. "Wir werden weiterhin Verkehr und soziale Fragen in den Mittelpunkt unserer Politik rücken."

Persönlich ist Holger Linde einer der größten Verlierer. Nach 26 Jahren im Gemeinderat ist er nun ausgeschieden. "Schade, dass ich nicht mehr für die Bürger arbeiten darf", sagt er. Aber er bleibe als erster Nachrücker beim Bündnis in die Gemeindearbeit eingebunden. "Das oberste Souverän hat entschieden. Das akzeptiere ich", sagt er. Den Schritt zum Bündnis bereut er nicht. Ob er bei der CSU einen Platz im Gemeinderat bekommen hätte, sei fraglich.

© SZ vom 17.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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