Kommunalwahl in Altomünster:Altobad und bezahlbare Wohnungen

Lesezeit: 2 min

Bürgermeister Anton Kerle hat auf der Bürgerversammlung einige Überraschungen für die Pipinsrieder parat

Von Horst Kramer, Altomünster

Auf der Bürgerversammlung in Pipinsried präsentiert sich der Altomünsterer Bürgermeister Anton Kerle (CSU) bereits im Wahlkampfmodus. Seine politischen Opponenten, die Freie Wählergemeinschaft (FWG), will einen Gegenkandidaten nominieren. Michael Reiter soll Kerle seinen Chefsessel im Rathaus streitig machen. Kein Wunder, dass der Amtsinhaber die Bürgerversammlung nutzte, um Werbung in eigener Sache zu machen - und so versuchte Kerle eine seiner größten Niederlagen, die er im Marktgemeinderat erlitten hat, in einen Sieg zu verwandeln.

Er kündigte vor rund fünfzig Zuhörerinnen und Zuhörern einen neuen Vorstoß zur Schaffung günstiger Mietwohnungen an. "Für bezahlbare Wohnungen zu sorgen, ist eine der ureigensten Aufgaben einer Kommune", erklärte der Wollomooser. Der Gemeinderat habe sich schon ein Areal für ein derartiges Projekt ausgesucht, im kommenden Jahr könnten die nächsten Schritte eingeleitet werden, konkretisierte Kerle. Mehr noch: Im Verlaufe des Abends lobte er die Möglichkeiten einer Kooperation mit der WLD, die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises Dachau. Dem kommunalen Betrieb, an dem die Sparkasse Dachau beteiligt ist, stünden Fördermöglichkeiten offen, die es Altomünster erlauben würden, Mieten "deutlich unter den Marktpreisen" anzubieten. Die WLD nutzt das sogenannte "EOF-Modell". Die Abkürzung steht für "Einkommensorientierte Förderung", also sozialen Wohnungsbau.

Kerles Ankündigung kann als kleine Sensation gewertet werden. Es ist noch keine sechs Monate her, dass der Bürgermeister eine dramatische Niederlage im Gemeinderat erlitten hatte: Sein damaliger Plan, Sozialwohnungen mit Hilfe der WLD am Südwestrand Altomünsters zu errichten, scheiterte im Gemeinderat klar mit 16 gegen drei Stimmen. Nicht nur die FWG, sondern auch viele von Kerles CSU-Parteifreunden hatten sich dem Vorhaben entgegengestellt.

Dass der Rathauschef ausgerechnet seinen neuen Vorstoß auf der Pipinsrieder Bürgerversammlung publik machte, war kein Zufall. Denn auf diesem Forum musste er sich in den vergangenen Jahren immer wieder die beißende Kritik des früheren FWG-Gemeinderats Hans Lampl anhören, der ihm vorwarf, "Arbeiterkindern" keine Wohnperspektiven zu bieten. Heuer war Lampl allerdings nicht zugegen.

Kerle aber hatte noch eine Überraschung parat: Das seit Jahren vor sich hindümpelnde Projekt "Altobad" könnte vielleicht doch noch realisiert werden, erklärte Kerle. Ein Freibad im Hauptort, das sich der Altobadverein schon lange auf die Fahnen geschriebenhat, doch bislang ohne Erfolg. Nun machte der CSU-Politiker den Befürwortern wieder neue Hoffnung. Mit Hilfe des Erholungsflächenvereins München, ein interkommunaler Zusammenschluss, dessen größter Beitragszahler die Landeshauptstadt ist und bei dem die Marktgemeinde im Frühjahr Mitglied wurde, könnte die Lösung sein, so Kerle.

Der Erholungsflächenverein hat im Dachauer Land schon Badeseen wie den Karlsfelder See und den Eisolzrieder See angelegt. Die Kosten wurden dabei zur einen Hälfte aus Vereinsmitteln und zur anderen Hälfte durch den Landkreis getragen. "Ein sehr charmantes Modell", befand Kerle. Insbesondere, weil es die klamme Kasse der Marktgemeinde nicht belastet. Und nebenbei auch ein weiteres Problem löst, an dem der Altobadverein zu knabbern hatte: die Betreuung des Areals durch Bademeister und Rettungskräfte. "Ein Badesee ist ein öffentliches Gelände, eine Überwachung durch die Wasserwacht oder BRK ist nicht zwingend notwendig", erläuterte der Bürgermeister. In Karlsfeld und Bergkirchen hätten sich die Kommunen nur um die Pflege der Uferbereiche zu kümmern. In Altomünster könnte der Altobadverein diese Aufgabe übernehmen, schlug der Rathauschef vor. Wenn dies nicht möglich sei, stünde die Gemeinde bereit. Ob der Erholungsflächenverein dem Projekt tatsächlich zustimmen werde, sei derzeit allerdings noch offen, schränkte Kerle ein, "unsere Chancen stehen aber nicht schlecht". Für die zahlreich anwesenden Mitglieder des FC Pipinsried hatte Kerle ebenfalls eine frohe Botschaft im Gepäck. Im Falle eines Wiederaufstiegs des Bayernligateams in die Regionalliga werde die Kommune den Verein in jeder Hinsicht unterstützen, betonte der Bürgermeister: "Wir sind sehr kooperativ."

© SZ vom 15.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: