Gefahr von Rechtsaußen:Verantwortung übernehmen

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Diese Bundestagswahl ist, in traurigem Sinne, eine historische. Aber sie ist noch nicht gelaufen. Verantwortung kann jeder übernehmen, mit seiner Stimme

Von Viktoria Großmann

Katrin Staffler, Bundestagskandidatin der CSU, spricht es aus: "Es war noch nie so wichtig, wählen zu gehen." Nie in der Geschichte der Bundesrepublik stand eine Partei, deren Wahlprogramm als fremdenfeindlich einzuschätzen ist, die Mandatsträger hat, die sich rassistisch äußern und sich einer angemessenen Erinnerung an den Holocaust und die Verbrechen der Nationalsozialisten verweigern, davor, mit vielleicht zweistelligem Ergebnis in den Bundestag einzuziehen.

Der Einzug der AfD ins Parlament wird die Arbeit der Regierung wie auch der Opposition vermutlich erheblich erschweren. Weil die Partei allein mit ihrem Begriff "Alt-Parteien" ihre Respektlosigkeit gegenüber anderen deutlich macht. Weil sie sich der bisher gepflegten Diskussionskultur verweigert und sich einer Sprache bedient, die nicht in den Bundestag gehört.

Gerade in Dachau wäre dies als ungeheurer Rückschritt zu spüren. Eine starke AfD im Dachauer Land wäre auch ein fatales Signal für alle, die sich im Landkreis über Parteigrenzen hinweg für eine Erinnerungskultur einsetzen und teils nur mühsam gelernt haben, Dachau als Lern- und Erinnerungsort anzusehen und diese Errungenschaft verteidigen.

Ob Schwarz, Rot, Grün, Gelb oder Dunkelrot: Alle Parteien haben im Wahlkampf ihre Ablehnung der AfD deutlich gemacht und dafür Begründungen geliefert. Auch die Kandidaten dieser Parteien im Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Dachau sowie von den Freien Wählern, der ÖDP und der parteifreie Kandidat Hansjörg Tschan grenzen sich deutlich von der AfD ab. Nicht wenige Politiker lassen durchblicken, dass sie froh sein werden über jede Stimme auch für andere, so lange es nicht die AfD ist. Das ist beispiellos, es ist richtig, und es macht Hoffnung, dass die Parteien gemeinsam in der Lage sein werden, Anstand und demokratische Werte hochzuhalten.

Diese Bundestagswahl ist, in traurigem Sinne, eine historische. Aber sie ist noch nicht gelaufen. Verantwortung kann jeder übernehmen, mit seiner Stimme. Es sind alle Argumente aller Seiten auf dem Tisch. Unkenntnis, Wut oder allgemeine Anti-Haltung können keine Entschuldigung sein. Niemand muss am Montag aufwachen mit dem Wissen, es nicht verhindert zu haben.

© SZ vom 22.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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