Karlsfelder Triathlon:"Jeder ist hier heute Sieger"

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Der 25. Karlsfelder Triathlon mit 1100 Sportlern, einer reibungslosen Organisation des TSV Eintracht, und wachsamen Kontrolleure begeistert 3000 Zuschauer an den Strecken.

Von Petra Neumaier

Die Grünkappen sind die Volkssportler auf dem Karlsfelder Triathlon, welche die Hälfte der olympischen Distanz in Schwimmen, Radfahren und Laufen bewältigen müssen. Aber die Herausforderung von 500 Meter Schwimmen, 26,8 Kilometer Radeln und fünf Kilometer Laufen reichen auch. Bei den Olympioniken gewann Markus Hörmann. Die besten Karlsfelder haben sich übrigens achtbar geschlagen: mit Anke Nowak auf Platz 13, Jens Scharfbillig (30) und John Holmes (25, Olympische Wertung). (Foto: joergensen.com)

An langen Stangen stehen die Räder in Reih und Glied, zu ihren Reifen liegen Schuhe, Sportklamotten, Handtuch, Kappe, Sporttasche, Getränkeflasche. Gemütlich baumeln Helme an den Lenkern. Drum herum ihre Besitzer, gestählte Sportler und weniger trainierte Körper, zum Teil noch jung an Jahren oder reif an Erfahrung. Die einen dehnen ihre Schultern, andere ihre Waden, ihre Hände kneten bunte Gummimützen oder schieben Energieriegel in den Mund.

Vor 30 Jahren fand der erste Triathlon des TSV Eintracht statt; 25 sind es geworden. "Zwischendrin gab's eine kleine Ebbe", erzählt Stadionsprecher Udo Fesser. Davon ist schon lange nichts mehr zu spüren. Zehnmal mehr Athleten als Helfer gehen am Sonntag an den Start. "Vor 15 Jahren war es genau umgekehrt", sagt der gut gelaunte Moderator. Knapp 1100 Sportler sind heute da, aus allen Teilen Bayerns und Österreich. Auch an Zuschauern mangelt es nicht, trotz früher Stunden säumen etwa 3000 die Strecken und feuern ihre Angehörigen und Vereinskollegen an.

In diesem Jahr steht die perfekt organisierte Veranstaltung unter dem Motto: "Wir geben alles für Andrej." Es handelt sich um eine Spendenaktion für den Triathleten aus Fürstenfeldbruck, der vor ein paar Monaten während seines Stipendiums in den USA beim Radfahren stürzte. Seitdem liegt der Vater zweier kleiner Kinder im Koma. Der Erlös der Tombola und der besonders bei den kleinen Zuschauern beliebten Tröten ist ihm gewidmet.

Gegen acht Uhr morgens beginnt Udo Fesser mit letzten Anweisungen. So sind Neoprenanzüge heute bei 22, 5 Grad Wassertemperatur im Karlsfelder See verboten. Auch andere Anzüge, die Auftrieb geben könnten. Eine Schwimmerin ist sich nicht sicher. "Können Sie mal testen", fragt sie den Einsatzleiter der zwölf Wettkampfrichter, der sich sogleich zu der Sportlerin hinunterbeugt und durch das Material pustet. "Alles klar, da geht Luft durch", sagt Joachim Sontheim. Seit sechs Uhr morgens ist der Weilheimer am Start, koordiniert, kontrolliert, wachsamen Auges. Zum Beispiel, ob die Teilnehmer ihre Zeitmessungs-Chips an den schwarzen Bändern befestigt haben. Einige davon werden später im See treibend aufgefischt. Zum Glück ohne ihre Besitzer.

Pünktlich auf die Minute scheucht Udo Fesser die erste Gruppe Schwimmer in den See. Im Wasser wird gestartet. Erst die Grün-, dann die Weißkappen, die Volksathleten, die 500 Meter schwimmen, 26,8 Kilometer radeln und fünf Kilometer laufen. Anschließend die Sportler, die sich auf der doppelten Strecke beweisen: Männer und Frauen bis 75 Jahren, die mit ihren grünen, pinken und golden Bademützen durch den Karlsfelder See kraulen.

Kaum ist die zweite Gruppe gestartet, kommen die ersten aus dem Wasser. Helfer packen sie am Arm, damit sie auf den glitschigen Matten nicht ausrutschen, dazu hätten sie auch gar keine Zeit. Rasch zum Rad, im Laufen die eine oder andere Kleidung schon abstreifend. Nur keine Zeit verlieren, beim Kleiderwechsel. Die Füße bleiben klebrig an den Socken hängen, Füße wollen nicht schnell genug in die Schuhe. Helm auf, Rad schnappen und zum Start hinter dem Sportplatz rennen. Dort aufsteigen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren oder andere Radler anzurempeln. Hinterlassen wird im Wechselbereich ein kleines Schlachtfeld, der Anblick ist dem Zimmer eines Pubertierenden nicht unähnlich. Schlag auf Schlag folgen die Wechsel, die ersten Räder finden wieder ihren Platz, Helm ab, Joggingschuhe an, Kappe auf. Und weiter geht' s zum Laufen. So manches Bein scheint so schwer wie Blei zu sein, die Lunge ringt nach Sauerstoff. Schweiß spritzt in Fontänen, Zähne sind gefletscht.

Das Publikum treibt sie alle an, bis ins Ziel, wo die Sportler von silber-gepompten Cheerleadern begrüßt werden. Ausgepumpt, manche von einem Schlussspurt. Andere laufen fast gemütlich mit ihren Kindern an den Händen oder auf den Schultern ins Ziel. "Jeder ist hier heute Sieger", ruft Udo Fesser ins Mikrofon. Dennoch gab es auch Verlierer. Wie Andrés Carnevali (MRRC München), der sich mit blutigem Zeh und aufgeschrammten Arm in der Olympischen Distanz als Erster ins Ziel kämpft - und disqualifiziert wird, weil er entgegen der Regel seine Radschuhe schon eingeklickt hat: Joachim Sonthofen und seinen Mannen entgeht eben nichts. Bei der olympischen Distanz gewannen Astrid Zunner-Ferstl aus Amberg und Markus Hörmann aus Regensburg.

© SZ vom 22.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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