Klassik in Karlsfeld:Zauberharfe und Klarinettenklang

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Im Karlsfeld Bürgerhaus spielt das Sinfonieorchester unter der Leitung von Bernhard Koch und die Chilenin Carmen Sofia Leal brilliert auf der Klarinette. (Foto: Toni Heigl)

Das Karlsfelder Sinfonieorchester spielt Kompositionen von Emilie Mayer, die heute als "weiblicher Beethoven" gilt. Dazu brillieren Carmen Sofia Leal aus Chile und Luka Gantar aus Österreich als Solisten.

Von Adolf Karl Gottwald, Karlsfeld

Zauber und Musik gehören zusammen. Gerade in der Klassik wird ja immer wieder einiges als "bezaubernd" bezeichnet oder empfunden. Das berühmteste Beispiel ist wohl "Die Zauberflöte" von Emanuel Schikaneder und Wolfgang Amadeus Mozart; der vorläufig letzte Erfolg "Die Zaubergeige" von Werner Egk. Auch von Franz Schubert wurde eine Zauberoper verlangt. Er sagte sofort zu, und in ein paar Wochen war das Werk fertig: "Die Zauberharfe". 1820 wurde sie achtmal im Theater an der Wien gespielt, dann war's vorbei mit der "Zauberharfe", der Text ging sogar verloren. Aber die Ouvertüre kennt jeder Freund von Schuberts Musik, allerdings unter einer ganz anderen Bezeichnung. Es ist die häufig gespielte "Rosamunde"-Ouvertüre.

So weit und so ausführlich, damit das Publikum im Karlsfelder Bürgerhaus überhaupt wusste, was dort gespielt wurde. Bernhard Koch hat nämlich mit dieser Schubert-Ouvertüre unter ihrem ursprünglichen Namen sein traditionelles Sinfoniekonzert im Frühjahr eröffnet. Schubert beginnt wuchtig in c-Moll, doch schnell wendet sich die Musik ins liebliche C-Dur und bezaubert die Zuhörer, selbst wenn das Orchester noch nicht ganz auf der Höhe ist, die es an diesem Abend erreichen wird.

Die Chilenin spielt die deutsche Wurlitzer-Klarinette

Leider hat Franz Schubert kein Klarinettenkonzert geschrieben, dafür sein Zeitgenosse Carl Maria von Weber zwei, und diese wurden zu den beliebtesten Stücken nach Mozarts wundervollem Klarinettenkonzert. Bernhard Koch hat sich für das zweite entschieden und Carmen Sofia Leal aus Chile und Luka Gantar aus Österreich für die Solopartie gewonnen. Carmen Sofia Leal spielte auf einer traditionellen deutschen Wurlitzer-Klarinette den ersten Satz, Luka Gantar auf einem österreichischen Instrument den zweiten und dritten Satz. Beide spielten hervorragend, und der Klang ihrer Instrumente passte genau zur gespielten Musik. Die deutsche Klarinette mit ihren runden Tönen entsprach den munteren Wendungen und der sprudelnden Geläufigkeit von Webers Musik genauso wie man sich die virtuose Klarinette vorstellt. Im zweiten Satz war dagegen mehr sensible Tongebung gefragt, was Luka Gantar mit seiner Klarinette sehr fein darstellte. Der dritte Satz wiederum war, wie vorher der erste, die virtuose Klarinette in Perfektion.

Das große Werk des Abends war die Sinfonie Nr. 1 c-Moll der 1812 geborenen Komponistin Emilie Mayer, die es bis zum Beinamen "weiblicher Beethoven" brachte. Ihre erste Sinfonie beginnt, wie die Erste von Johannes Brahms, in c-Moll, bezieht sich aber nicht so deutlich wie diese auf Beethoven (5. Sinfonie c-Moll). Sie wendet sich bald mehr einem glänzenden, festlichen Charakter zu und betont die repräsentative Rolle der Sinfonie innerhalb der musikalischen Gattungen. Diese Sinfonie ist großangelegt. Sowohl der erste als auch der letzte Satz haben eine langsame Einleitung, das Adagio ergeht sich in weiten Bögen mit großartigen Violoncello-Kantilenen, und der dritte Satz hat ein gemächliches Minuetto zwischen zweimal Allegro vivace. Die Musik ist erstaunlich, diese Sinfonie kann mit den ersten Sinfonien von Mendelssohn und Schumann mithalten. Bernhard Koch hat sich und sein Orchester offenbar mit größter Sorgfalt vorbereitet. So gelang eine Aufführung, die - tatsächlich - rundum bezauberte.

Das gilt in noch gesteigertem Maß für die Zugabe, einer wahrhaft mitreißenden Aufführung der Ouvertüre zur Oper "Nabucco" von Giuseppe Verdi. Das Karlsfelder Sinfonieorchester präsentiere sich jetzt als perfektes Opernorchester und Bernhard Koch als souveräner Operndirigent.

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