Karlsfeld:Unglücklicher Start einer Städtepartnerschaft

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Endlich sind sich mal alle einig: Muro Locano soll Karlsfelds Partnerstadt werden. Streit gibt es trotzdem.

Gregor Schiegl

Muro Locano zählt zu den 100 schönsten Städten Italiens. Die Jahrhunderte alte Stadt mit der Kathedrale San Gerardo liegt malerisch auf einem Felsen in rund 600 Meter Höhe über einer Schlucht des Flusses Rescio im Lukanischen Apennin. Von den älteren der knapp 6000 Einwohner sprechen viele Deutsch. Sie haben Jahrzehnte in Karlsfeld gewohnt und gearbeitet.

Mit der Statue des heiligen Gerardo auf den Schultern ziehen die Mitglieder des Vereins Muro Lucano-Basilicata e sostentori durchs Karlsfeld zur Kirche St. Anna. Mit der Prozession feiern sie stilecht nach italienischem Vorbild ihren Schutzheiligen. (Foto: Niels P. Jörgensen)

Umgekehrt leben heute immer noch knapp 30 Familien aus dem süditalienischen Ort in Karlsfeld. In der Kirche Sankt Anna ist auch der Schutzheilige Muro Locanos San Gerardo als Statue zu bewundern. Eine Städtepartnerschaft Karlsfelds mit der süditalienischen Stadt Muro Locano liegt also nahe. Der Gemeinderat sprach sich am Mittwoch auch einstimmig dafür aus, eine Kooperation mit Muro Locano anzustreben. Streit gab es trotzdem. So erlebten die Vertreter des Karlsfelder Vereins "Associazione Muro Locano - Basilicata e Sostenitori", der vor zwei Jahren den Vorschlag gemacht hatte, diese historische Stunde als etwas peinliches kommunalpolitisches Laienschauspiel.

Das hat Tradition. Jahrelang hat es ein Gezerre gegeben, mit welcher Stadt die Gemeinde eine Partnerschaft eingehen könnte. Alle Bemühungen waren an kleinlichem Parteienhickhack gescheitert. Hatte die SPD einen Vorschlag, passte er der CSU nicht. Hatte die CSU eine Idee, schmollte die SPD. Dessen eingedenk hatte die Gemeinde einen Unterausschuss eingesetzt, der einen Kriterienkatalog für die Auswahl einer Partnergemeinde aufstellen sollte. Das Ganze sollte auf eine sachlichere Basis gestellt werden.

SPD-Fraktionssprecher Reinhard Pobel hatte in dem Unterausschuss gesessen, konnte aber nicht erkennen, inwiefern Muro Locano diesem Kriterienkatalog entspricht. "Das hat nichts mit Muro Locano zu tun", beteuerte Pobel. Aber das ganze Verfahren werde "ad absurdum geführt". Nicht nur Bündnis-Fraktionssprecherin Mechthild Hofner war "befremdet über Herrn Pobels Intervention". CSU-Fraktionssprecher Stefan Handl warb für eine Entscheidung, "ohne den Formalismus ins Endlose zu treiben". Diesmal seien sich schließlich alle mal einig. Eine Umfrage in Karlsfeld habe auch eine "breite Zustimmung" ergeben. Das sei auch "ein wichtiger Grund zuzustimmen".

Eleonore Haberstumpf (Bündnis) hielt der SPD die öffentliche Wirkung ihres Beitrags vor: "Die Menschen aus Muro Locano haben uns freundlich empfangen und uns gefragt, ob wir ihre Freunde sein wollen." Sie finde es beschämend, wenn man sich nun "beleidigt" zurückziehe.

© SZ vom 26.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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