Karlsfeld:"Wir sind die Subkultur"

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Rund 400 Leute feierten beim Seerave vor drei Jahren. Heuer möchte der Verein Kurzschluss die Veranstaltung noch vergrößern. (Foto: Daniel Großhans)

Tizian Sacher und sein Verein Kurzschluss veranstalten heuer wieder das Open Ear am Karlsfelder See. Mit dem kostenlosen Elektro-Festival wollen sie die Subkultur im Landkreis Dachau sichtbarer machen. Diese hat es hier wegen fehlender Räume schwer.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Zwei Tage lang wird beim Open Ear Festival am Karlsfelder See heuer im September wieder gefeiert: Mit Zirkuskünstlern, Foodtrucks, Workshops und vor allem elektronischer Musik. Der 28-jährige Mitorganisator Tizian Sacher aus Dachau studiert Energie- und Gebäudetechnik, ist selbst DJ und betont: "Wir sind die Subkultur und wollen sie im Landkreis sichtbarer machen." Und er erklärt weiter: "Wir wünschen uns hier mehr Subkultur, vor allem mit elektronischer Musik."

Wir - das ist in diesem Fall der Verein "Kurzschluss", der sich vor kurzem gegründet hat. Dazu gehören Tizian Sacher, Julian Blabl, Lucas Drittenpreis, David Hauger, Tabitha Häfner, Matthias Höglmüller und Alexander Schmid. Bereits vor der Pandemie haben die sieben Freunde die Open Ear Festivals 2018 und 2019 auf die Beine gestellt, gemeinsam mit den Elektromusik-Kollektiven Oktagon und Bastion 304. Deren Mitglieder beschäftigen sich mit elektronischer Musik und veranstalten auch Partys, erzählt Sacher: "Wir von Kurzschluss kennen uns zum Teil aus dem Freundeskreis, aber auch aus dem Freiraum Dachau."

"Heuer soll es noch was Größeres werden"

Seine Mitstreiter und er sind sich einig: Wie bei den vergangenen Festivals soll auch heuer beim Open Ear ausschließlich elektronische Musik gespielt werden, also zum Beispiel House, Deep House oder Techno. Sacher sagt: "Beim letzten Festival sind um die 400 Leute gekommen. Heuer soll es noch was Größeres werden." Deshalb wurde auch der Verein gegründet: "Wir wollten eine offizielle Sache daraus machen und wollen uns demnächst auch in der Gemeinde vorstellen."

Geplant ist das Festival für den 9. und 10. September, zum Großteil findet es auf einer Fläche des ehemaligen Skateparks und einer Wiese am Jugendhaus statt: "Die Veranstaltung ist zwar noch nicht genehmigt, aber mit der Jugendarbeit Karlsfeld abgesprochen", so Sacher. Auch im Jugendhaus dürfe gefeiert, allerdings nicht übernachtet werden: "Das Festival endet dann irgendwann nachts."

Organisator des Elektro-Festivals Open Ear am Karlsfelder See, Tizian Sacher aus Dachau. (Foto: Privat)
Festival mit elektronischer Musik. (Foto: Daniel Großhans)

Im Gegensatz zu den Vorjahren wird heuer an zwei statt bisher an einem Tag gefeiert, auch bei den Musikbühnen wurde auf zwei Stages verdoppelt, erzählt Tizian Sacher und er versichert: "Wir achten darauf, dass die Künstler vor allem aus dem Landkreis und der Region kommen." Auch er wird als DJ auftreten: "Welche Musik ich auflege, wird von der Tageszeit abhängen. Gegen Mittag werde ich wohl eher etwas Ruhigeres spielen, ab 22 Uhr werde ich mich wohl eher für Techno entscheiden." Doch gleichzeitigt betont er: "Auch wenn unser Plan für die Musik irgendwann steht, ist noch nicht alles gemacht."

Kurzschluss möchte in Zukunft einen offenen Studioraum anbieten

Schließlich ist da noch das Rahmenprogramm, um das sich das rund 15-köpfige Veranstaltungsteam aktuell kümmert. Die meisten davon sind aus Dachau und Karlsfeld, einige aus München und sie treffen sich regelmäßig im Gebäude neben dem Café Gramsci in Dachau: "Wir planen mit ein bis zwei Foodtrucks und Zirkusshows, der Kreisjugendring wird Workshops veranstalten. Außerdem wollen wir eine Kinderbetreuung anbieten, damit alle gelassen feiern können", denn der Seerave richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene. Auch heuer soll der Eintritt wie in den vergangenen Jahren kostenlos bleiben, dafür spielen die Bands teils zum Freundschaftspreis, erzählt Sacher: "Um die Finanzierung müssen wir uns noch kümmern. Denn unsere einzige Einnahme ist der Barbetrieb auf dem Festival" - hinter dem Tresen stehen ehrenamtliche Helfer. Sie kümmern sich auch um Festivaldekoration: "Wir werden die Holzverkleidungen aus den letzten Jahren wiederverwenden. Und etwa vier Wochen vor dem Festival auch Neues basteln, darüber machen wir uns noch Gedanken."

Doch das Open Ear Festival soll nicht das einzige Projekt von Kurzschluss bleiben. Tizian Sacher erzählt: "Wir wollen unseren Mitgliedern irgendwann einen offenen Studioraum für elektronische Musik anbieten, damit sie dort Kultur schaffen können, aber das sind erst noch Zukunftspläne." Schließlich wünscht er sich, dass Elektromusik im Landkreis ein fester Bestandteil wird: "In Dachau hapert es leider an Veranstaltungsräumen für elektronische Musik, deswegen planen wir auch das Festival. In München gibt es viele Clubs, die die Musik spielen, aber im Landkreis leider überhaupt keinen. Da gibt es wohl noch zu wenige Leute, die sich dazu erklären, dass sie diese Musik hören." Doch die Nachfrage sei da: "Elektronische Musik ist stark im Kommen, sie wird immer beliebter", ist sich Tizian Sacher sicher.

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