Karlsfeld nach dem Hochwasser:Kläranlage an der Belastungsgrenze

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Obwohl es verboten ist, pumpen die Karlsfelder das Hochwasser aus ihren Kellern in die Kanalisation. Das hätte das Kanalnetz beinahe überlastet.

Gregor Schiegl

Karlsfeld - Es ist Urlaubszeit und dennoch kommt in der Karlsfelder Kläranlage doppelt so viel Abwasser an wie sonst. Leiter Peter Oberbauer weiß auch warum: "Die Leute pumpen immer noch ihre Keller aus." Und zwar in die Kanalisation, was eigentlich verboten ist. Im Gegensatz zur Stadt Dachau hat die Gemeinde Karlsfeld ein so genanntes Trennsystem. Das heißt: Oberflächenwasser und Abwasser werden getrennt geführt. Die zahlreichen "Fehleinleitungen" wie Oberbauer es nennt, haben Karlsfelds Kläranlage zeitweise bis an die Grenzen ihrer Belastbarkeit geführt. An einem Tag quollen bis zu 30 Millionen Liter Abwasser in die Kläranlage.

Die Kläranlage in Karlsfeld geriet wegen des Hochwassers an die Belastungsgrenze. (Foto: SZ)

Starke Regenfälle hatten den Grundwasserspiegel vor zwei Wochen so extrem angehoben, dass das Grundwasser beim Klärwerk aus dem Boden sprudelte. Im Gemeindegebiet liefen zahlreiche Keller voll. Peter Oberbauer hat sich viele davon angeschaut. Oft seien bauliche Mängel schuld gewesen: Häuser wurden ohne wasserdichte Wannen gebaut, manche hatten Toiletten im Keller eingebaut, Rückhaltevorrichtungen fehlten. Der Grundwasserpegel ist in der gesamten Region immer noch deutlich erhöht. Das Schlimmste scheint aber vorbei zu sein. Erst einmal.

"Wir hätten eigentlich an zehn Stellen gleichzeitig sein müssen", sagt Oberbauer. An einem Tag seien sie bis vier Uhr morgens auf den Beinen gewesen sein, um alle kritischen Stellen zu überprüfen. Weil das größte Abwasserrohr in Karlsfeld gerade mal einen Durchmesser von 90 Zentimeter habe, sei es zu einem erheblichen Wasserrückstau gekommen. Zeitweise nahm das Kanalnetz kein Wasser mehr auf. Viele Bürger hätten angerufen, sagt Oberbauer, weil sie dachten, er habe den Zulauf zum Klärwerk zugesperrt. "Dabei geht das bei uns gar nicht." Nur ein gewisses Kontingent könne man zwischen Rohrnetz und Kläranlage zurückhalten. Eine Million Liter mussten zwischengespeichert werden.

Wenn zu viel Wasser ins Klärwerk drückt, schwemmt dies Bakterien in die Bäche, die in der hohen Konzentration gesundheitsschädlich sind, erklärt Oberbauer. In der Kläranlage seien dann zu wenige Bakterien; sie ernähren sich von den Schadstoffen im Wasser. Bevor das passiert, würde das Landratsamt aber den Katastrophenfall ausrufen. Dann würde das überschüssige Wasser ungeklärt in den Bach geleitet. Auch wenn es so schlimm nun nicht kam: Die Situation war kritisch. Und zwar auch deshalb, weil manche Bürger sich nicht an die Vorgaben der Gemeinde halten. Peter Oberbauer: "Wir können da nichts tun, nur Aufklärungsarbeit leisten."

© SZ vom 24.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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