Karlsfeld:Abtauchen in mystische Welten

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Ingrid Regendantz begibt sich als Künstlerin gerne in mystische Welten. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Ingrid Regendantz beschreibt sich als "sehr mittelalteraffin". Ihr Wissen um die Ritualpflanze Alraune und die Unschuldslinde bindet sie auch in ihren Kunstwerken ein, die in der Ausstellung "Märchen -Erzählungen - Mythen" in Karlsfeld zu sehen sind.

Von Anna Schwarz, Karlsfeld

Schon als Kind hat Ingrid Regendantz Märchen geliebt: Sie tauchte ab in eine andere Realität, in Geschichten zwischen "arm und reich", "gut und böse" und meist auch einem Happyend. Noch heute träumt sich die Karlsfelder Künstlerin gerne in mystische Welten und hält sie in ihren Kunstwerken fest. Zu sehen sind sie in der Ausstellung "Märchen - Erzählungen - Mythen" in der Galerie Kunstwerkstatt in Karlsfeld. Ihre Motivation dafür: "Märchen haben in unserer Erwachsenenwelt kaum noch etwas zu sagen", Erwachsene hätten ihre Träume und Fantasien größtenteils leider verloren.

Ingrid Regendantz hat kupferfarbenes Haar, ist schwarz gekleidet, ihre Augen hat sie mit einem mintgrünen Kajal geschminkt, das Seidentuch um ihre Schultern hat eine ähnliche Farbe, sie strahlt. An den Wänden um sie herum hängen ihre 33 Gemälde auf Leinwand - "eine magische Zahl", wie sie betont: Sie zeigen düstere Waldkobolde, einen Herbstwind in Elfenform, die kleine Meerjungfrau in strahlenden Blautönen und eine Unschuldslinde in Großformat: "Diese Pflanzen waren früher Gottesgerichte", erzählt Regendantz. Die Idee dahinter war, dass man eine Junglinde herausriss und dann verkehrt herum wieder in den Boden einpflanzte: "Wenn sie weitergewachsen ist, war der Angeklagte unschuldig", erklärt sie und lacht. So einfach ging das damals.

"Die Wurzel der Alraune sieht wie ein Mensch aus"

Die Künstlerin beschreibt sich als "sehr mittelalteraffin", sie mag Mittelaltermusik und hat sich mystisches Wissen über die Epoche angelesen. Auch die Ritual- und Zauberpflanze Alraune hat sie auf einer Leinwand in Acrylfarben festgehalten: "Die Wurzel der Alraune sieht wie ein Mensch aus", erzählt sie. Im Mittelalter wurde sie für Schadenszauber verwendet, "um jemanden zu schaden, den man nicht mag".

In Elfenform veranschaulicht die Karlsfelder Künstlerin den "Herbstwind". (Foto: Niels P. Jørgensen)
Farbenfroh und zugleich düster sind die Gemälde von Ingrid Regendantz, wie die "Glücksmomente". (Foto: Niels P. Jørgensen)

Klassische Märchen, wie die von den Gebrüdern Grimm, haben eher keinen Platz in ihren Werken - dafür hat sich Ingrid Regendantz bewusst entschieden: "Die Besucher können ihre Fantasie einfach walten lassen", sie möchte offenlassen, welche Geschichte sich die Leute bei ihren Bildern ausdenken. Gerade in diesen Zeiten sei es doch schön, "sich vom Tagtäglichen, der harten Realität" abzukapseln.

Früher hat die gebürtige Münchnerin als Fremdsprachenkorrespondentin gearbeitet, seit rund 30 Jahren ist sie Mitglied im Kunstkreis Karlsfeld. Als Künstlerin beschäftigte sie sich anfangs mit Hinterglasmalerei, später mit Textilobjekten und Seidenmalerei, mittlerweile widmet sie sich der fantastischen oder surrealen Malerei: "Die Kunst erfüllt mich", erzählt sie. Inspiriert haben sie Künstler wie Gustave Doré, Alfred Kubin, Hieronymus Bosch und Max Ernst. Der Kunstkreis-Vorsitzende Klaus-Peter Kühne beschreibt die Ausstellung von Ingrid Regendantz als "sehr farbig". Normalerweise seien ihre Bilder eher gedeckter. Das zeige, dass sich die aktuell 26 Kunstkreis-Mitglieder auch gegenseitig inspirieren.

Die Vernissage zur Ausstellung "Märchen -Erzählungen - Mythen" in der Galerie Kunstwerkstatt, Drosselanger 7 in Karlsfeld ist am Freitag, 9. September, um 19 Uhr. Geöffnet ist die Ausstellung am Samstag und Sonntag, 10. und 11. September, sowie am 17. und 18. September, jeweils von 14 bis 18 Uhr geöffnet.

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